089 - Der grüne Henker
uns.
Marty hetzte mit mir durch den unterirdischen Gang.
Plötzlich konnten wir nicht mehr weiter!
Ein hohes Tor aus dicken Holzbohlen versperrte uns den Weg. Wir drehten uns nervös um. Die Zombies rückten heran.
»Einmal möchte ich erleben, daß etwas glattgeht!« keuchte Marty Kanter.
»Los, hilf mit!« gab ich atemlos zurück. »Vielleicht schaffen wir es mit vereinten Kräften, das Tor aufzustoßen!«
Wir warfen uns dagegen. Ein dumpfer Schmerz durchzuckte meine Schulter, doch das Tor bewegte sich keinen Millimeter.
»Noch mal!« stieß ich aufgeregt hervor.
»Ich fürchte, es hat keinen Zweck!«
»Noch mal, Marty!«
Wir warfen uns ein zweites Mal gegen das große Tor. Die Zombies waren bereits bis auf wenige Schritte an uns herangekommen.
Marty hatte recht: Wir konnten uns die Mühe sparen. Es war eine reine Kraftverschwendung, das widerstandsfähige Tor aufbrechen zu wollen.
Schwer atmend wandten wir uns wieder den Zombies zu. Ich sah einen vierschrötigen Untoten auf mich zukommen und hielt ihn mir mit wilden Faustschlägen vom Leib.
Dabei übersah ich eine Frau mit langen, strähnigen Haaren. Sie kam aus dem toten Winkel, sprang mich nicht an, sondern ließ sich mit vorgestreckten Armen gegen mich fallen und hängte sich wie eine Klette an mich.
Ich versuchte sie abzuschütteln, doch es befand sich viel Kraft in ihren Händen. Ich ließ mich mit ihr gegen die Bohlen des Tores fallen, verwendete sehr viel Kraft dafür, doch der Erfolg war gleich Null.
Ich konnte mich nicht mehr frei bewegen. Diesen Umstand machten sich weitere Zombies zunutze.
Eiskalte Hände berührten mich überall. Immer fester bekamen mich die Untoten in den Griff. Marty Kanter erging es genauso.
Jeder Befreiungsversuch war von vornherein zum Scheitern verurteilt, denn wir wurden von zu vielen Händen und Armen festgehalten, und immer wenn wir uns aufbäumten, drückten sie ein wenig schmerzhafter zu.
Bis wir aufgaben…
Dann öffnete sich hinter uns knirschend das hohe Tor.
Die Zombies drehten uns um. Flackernder Fackelschein fiel auf uns und auf die teigigen Gesichter der lebenden Leichen.
Wir blickten in einen großen Raum. Man konnte ihn schon als Saal bezeichnen. Der Boden, die Wände und die Decke bestanden aus stumpfem grauem Stein.
Dicke Säulen bildeten eine graue Allee, die auf eine Art Thron zuführte. Vier Stufen führten zu ihm hinauf, und er war nicht leer. Ein kahlköpfiger Kerl saß auf dem Thron.
Er hatte einen Bart wie Dschingis Khan, und sein muskulöser Körper war zum Teil von einem schwarzen Fellumhang bedeckt.
Hinter ihm war ein karmesinrotes Tuch ausgespannt, in das das Bild eines riesigen Alligators gestickt war.
Der Kahlhäuptige schien der einzige Lebende hier unten zu sein, und es war anzunehmen, daß die Zombies ihm gehorchten.
Er machte eine herrische Handbewegung. »Bringt die Gefangenen zu mir!«
Sie schleppten uns vor den Thron.
»Laßt sie los!« befahl der Glatzköpfige.
Ich sah dicke fette Spinnen, die auf ihm herumkrabbelten. Er schien an sie gewöhnt zu sein, denn er kümmerte sich nicht um sie.
»Wer seid ihr?« fragte er und blickte mich mit dunklen Augen durchdringend an.
Ich nannte ihm unsere Namen.
Er nannte sich Guzarkk und sagte, er wäre der Herrscher dieser Unterwelt. Gleichzeitig sei er der Zombie-Priester und die rechte Hand des heiligen Alligators.
Er wies auf das gestickte Tier hinter sich. »Es gab eine Zeit, da waren wir die Auserwählten, die Herren dieser Welt«, sagte Guzarkk grimmig. »Nichts geschah ohne unser Einverständnis. Wir waren reich und angesehen - und gefürchtet. Der heilige Alligator bekam seine Opfer und beschützte uns mit seiner großen Kraft. Doch hinter unserem Rücken schmiedeten Dämonen ein Komplott. Sie schlugen in einem Moment der Schwäche und Unachtsamkeit zu und trafen uns mit ihrer grausamen Magie. Die Stadt, in der wir lebten, versank, und die Auserwählten wurden zu Untoten. Nur mich vermochte die feindliche Magie nicht tödlich zu treffen, denn ich genoß nicht nur den Schutz des heiligen Alligators. Mich beschützte außerdem ein starker Spinnenzauber. Seit jenem Unglückstag lebe ich mit meinen Zombies in dieser Verbannung, doch der heilige Alligator ließ mich wissen, daß der Tag der Rückkehr nicht mehr fern ist. Dann wird seine große Kraft die versunkene Stadt wieder emporheben, und wir werden jene bestrafen, die sich damals gegen uns verschworen haben.«
Ich versuchte dem Zombie-Priester klarzumachen, daß
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