089 - Der grüne Henker
sie auf den Felsen glitzern und funkeln.
Waren sie wirklich die Rettung für mich? Ich zweifelte beinahe daran. Zu oft war ich enttäuscht worden. Das dämpfte die Bereitschaft, zu glauben und zu hoffen.
Sie setzten mich dort ab, wo der Berg sanft aus der Ebene wuchs. Und sie riefen mir zu, ich solle laufen, solle einen der Schmetterlinge in die Hand nehmen, irgendeinen.
Hinter mir schnaubte Thargos Pferd, dessen glühende Hufe kaum den Boden berührten.
Ich konzentrierte mich auf einen dieser vielen Schmetterlinge, und um ihn schneller zu erreichen, warf ich mich mit einem wilden Hechtsprung danach.
Meine Finger umschlossen das zarte Kristallgebilde. Es zerbrach sofort, und die Kristallscherben stachen schmerzhaft in meine Haut. Ich stöhnte auf, riß die Hand zurück und öffnete sie.
Der Schmetterling war verschwunden. Statt dessen raste ein grelles Licht aus meiner Hand, das mich blendete.
Thargos feuriges Pferd wieherte entsetzt auf, warf sich herum und ergriff in heller Panik die Flucht.
Der schwarze Jäger hatte zum erstenmal verloren. Es war ihm nicht gelungen, mich zu töten. Leider hatte aber auch ich es nicht geschafft, ihn zu vernichten.
Als ich den Schmetterling berührte, hatte es eine weißmagische Explosion in meiner Hand gegeben.
Ich sah die Hand jetzt an, Sie sah aus wie immer, war nicht verletzt, und ich spürte keine Schmerzen mehr.
Eines meiner kräfteraubendsten Abenteuer war damit zu Ende. Ruana nahm sich fürsorglich meiner Kopfverletzung an.
Dann küßte sie mich und flüsterte mir zu, wie sehr sie um mich gebangt hätte. Ich lernte ihren Bruder Jarxis und dessen Freunde kennen, und ich erfuhr den Namen des Waldzwergs, der von nun an bei den Elfen in den hohlen Baumriesen wohnen würde.
Ich dankte ihnen allen für das, was sie für mich getan hatten, und ich glaube, Ruana hätte es gern gehört, wenn ich die Bitte geäußert hätte, bei den Elfen bleiben zu dürfen.
Aber ich mußte zurück auf die Erde.
Jarxis bat mich zu einem Gespräch unter vier Augen. Er sagte mir, daß er mich sehr schätze, daß es ihm aber nicht gefallen könne, daß seine Schwester sich in mich verliebt hätte.
»Das kann ich verstehen«, sagte ich zu seiner großen Freude. »An Ruanas Seite gehört kein Mensch, sondern ein Elfenmann. Ich werde mit ihr reden.«
Jarxis hob die Hand. »Laß mich das tun. Ich kenne meine Schwester besser. Ich werde von ihr nicht verlangen, daß sie dich vergißt. Ich werde sie lediglich zu der Einsicht bringen, daß eine solche Bindung keine Zukunft hätte. Es werden viele Tränen fließen, doch schließlich werde ich sie überzeugen.«
»Ich muß in meine Welt zurück…«
»Ich kenne ein Dimensionstor. Ich werde dich hinbringen.«
»Dann werde ich mich von Ruana verabschieden.«
»Du würdest ihr nur wehtun. Laß mich sie von dir grüßen.«
Ich nickte. »Na schön. Brechen wir auf.«
Es war nicht weit bis zu dem Weltentor. Jarxis streckte mir die Hand entgegen. »Vielen Dank, Tony Ballard.«
»Wofür?«
»Für dein Verständnis.«
» Ich habe zu danken. Für viel, viel mehr«, gab ich zurück und schlug ein.
Vor uns flimmerte die Luft. Ich ging darauf zu - und verschwand…
ENDE des Zweiteilers
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