Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0890 - Die Vergessenen

0890 - Die Vergessenen

Titel: 0890 - Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schaute.
    »Sie vibriert«, sagte ich.
    »Oder zitterst du?«
    »Nein, soweit ist es noch nicht.« Ich führte die Tasse zum Mund, trank vorsichtig, um mir die Lippen nicht zu verbrühen, und schaute mich um.
    Es war alles normal in unserer unmittelbaren Umgebung. Die Dämmerung war weiter fortgeschritten, wodurch die Lichter an den Buden und Girlanden heller erschienen. Ich hätte auch nicht gedacht, daß sich der kleine Markt noch stärker füllen würde, aber es passierte. Da drängten sich die Menschen, die sicherlich nicht nur aus Madston kamen, sondern auch aus der näheren Umgebung.
    Aber ich konnte mich nicht freuen. Die Gefahr war da. Sie lauerte wie eine Katze vor dem Mauseloch, die darauf wartete, daß die Maus endlich ihr Versteck verließ.
    Bill runzelte die Brauen. »Weißt du, wie ich mir vorkomme«, sagte er zwischen zwei Schlucken.
    »Nein.«
    »Wie jemand, der am Krater eines Vulkans steht und auf die Eruption wartet.«
    »So ähnlich ist es.«
    »Und wir können nichts tun, John. Wir haben schon im Wagen nichts tun können, verflucht!«
    »Abwarten.«
    »Das sagt sich so leicht. Hast du darüber nachgedacht, was sich da unter der Erde hätte bewegen können?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ein Strom.«
    »Vielleicht…«
    »Tiere?«
    »Welche denn?«
    »Armeen von Würmern, denke ich.« Bill grinste schief. »Mal sehen.«
    Wir tranken und hörten plötzlich ein launiges Lachen in unserer Nähe.
    Bill drehte sich um. Da ich ihm gegenüberstand, hatte ich den bärtigen Mann schon vorher gesehen, aber Bill entdeckte ihn erst jetzt. Seine Augen glänzten, dann lächelte und lachte auch er.
    »Ferry Grey, der Spion; das Auge, das alles sieht. Laß dich umarmen!«
    Bevor Bill dies tat, drückte er mir rasch seinen Becher in die freie Hand.
    Dann hatte er die Hände frei, und die beiden Männer lagen sich in den Armen. Sie schlugen sich auf die Schultern, und Ferry Grey versicherte immer wieder, wie sehr es ihn freute, seinen alten Kollegen Bill endlich bei sich zu sehen.
    Dann wurde ich ihm vorgestellt und spürte seinen kräftigen Händedruck.
    »Sie kenne ich, John. Ich darf doch John sagen?«
    »Sicher. Woher kennen Sie mich?«
    »Aus der Zeitung. Ihr Bild erschien schon mehrmals.«
    »Leider.«
    »Macht aber nichts.« Er atmete tief aus. »Ich bin jedenfalls froh, euch hier zu sehen.«
    Da ich vor dem Stand gerade eine Lücke entdeckt hatte, fragte ich: »Darf ich Ihnen einen Glühwein spendieren?«
    »Aber sicher, der ist hier besonders gut.«
    »Das haben wir bereits festgestellt.«
    Ich ließ die beiden Kollegen allein und kaufte einen dritten Glühwein, was die Besitzerin natürlich freute. »Ist er nun super oder nicht, Mister?«
    »Mehr als das.«
    »Danke, herzlichen Dank, erzählen Sie es daheim in London.«
    »Ich werde daran denken.«
    »Bedanke mich«, sagte Ferry Grey, als ich ihm das Glas in die Hand drückte.
    »Ich habe ihm schon erzählt, was wir erlebt haben, John.«
    »Und was sagen Sie?«
    Grey hob die Schultern. »Ich kann es nicht fassen, aber Sie werden es sich wohl nicht eingebildet haben, denke ich.«
    »Das stimmt.« Ich ließ ihn erst trinken, dann stellte ich eine Frage.
    »Ihnen ist dieses Phänomen noch nicht widerfahren?«
    »Doch, heute!«
    »Was?« rief Bill, »Dir auch?«
    »Ja, ich bin nur noch nicht dazu gekommen, es euch zu berichten. Aber das läßt sich nachholen.«
    In den folgenden Minuten erfuhren wir, daß er sich an einem verdreckten See aufgehalten hatte, und wir hörten gespannt zu, was ihm widerfahren war.
    Für uns war nicht mal die Bewegung der Erde so wichtig, mehr interessierte uns das Geschöpf, das er gesehen hatte, wo es aus dem schlammigen Wasser gestiegen war.
    »Kannst du es beschreiben?«
    Ferry strich über sein Haar. »Ist nicht einfach, Bill, weil ich zu weit entfernt war.«
    »War es ein Mensch?«
    »Es sah so aus.« Ferry verengte sein linkes Auge. »In seinem Gesicht leuchtete etwas. Es hat mich an Augen erinnert oder an kalte Totenlichter. Das war selbst auf die große Entfernung hin zu erkennen. Es kletterte nicht ans Ufer, sondern verschwand wieder in der dunklen und schlammigen Tiefe.«
    Bill schaute mich an. »Was meinst du dazu?«
    »Wo einer ist, können auch mehrere sein.«
    »Zombies?«
    »Was?« keuchte Ferry Grey. »Lebende Tote…?«
    Ich nickte. »Nicht so direkt, aber wir müssen darauf gefaßt sein.«
    »Das wäre ja schlimm, furchtbar, überhaupt nicht auszudenken, aber die toten Hunde und Katzen weisen darauf hin. Sie sind

Weitere Kostenlose Bücher