0896 - Die Meuterer
nicht in einem anderen Universum, sondern innerhalb einer kugelförmigen immateriellen Projektion aus einer anderen Zeit, die natürlich durch ihre temporären Strömungen ..." Sein schwarzes Gesicht wurde grau.. „Ich verstehe, was er meint, Gavro!" warf Heela hastig ein. „Wenn wir lange genug innerhalb der Projektion bleiben, werden wir durch ihre temporären Strömungen auch temporär integriert. Im Klartext heißt das, wir würden Bestandteile der Zeit, in der diese Raumschiffe durch diesen Raumsektor flogen."
Gavro Yaal wurde blaß. Aus flakkernden Augen blickte er zu den Abbildungen der fremden Raumschiffe auf den Bildsektoren der Panoramagalerie. Es waren exakt diskusförmige Gebilde - mit leicht auf gewölbten Ober- und Unterseiten -, die über und unter dem Triebwerksring bizarr anmutende Flächen aufwiesen, die möglicherweise zur Stabilisierung atmosphärischer Fluglagen, zur Projizierung von Ausrichtungsfeldern für Triebwerksimpulse oder zu beidem dienten. „Da sieht man wieder, dass Zweckmäßigkeit und Schönheit sich nicht ausschließen", stellte Yaal fest. „Aber wir haben das ja sowieso gewußt." Er lächelte vieldeutig, wurde aber sofort wieder ernst, als er merkte, dass die Konturen der fremdartig schönen Schiffe sich deutlicher abhoben. „Duneman!" sagte er. „Hochschalten und verschwinden?" fragte Duneman Harkrath sachlich.
Gavro Yaal nickte. „Wir müssen es riskieren, oder wir hängen plötzlich in einer anderen Zeit fest."
Harkrath schaltete bereits. Das Beschleunigungsmanöver war deutlich an den fremden Raumschiffen zu erkennen, die erst langsam, dann immer schneller hinter der MONTRON zurückfielen.
Plötzlich wurde der Leichte Kreuzer wieder in das rätselhafte Flimmern gehüllt - und im nächsten Moment mußte er einer rotgolden glühenden Sonne ausweichen, die dicht an seiner Flugbahn stand.
*
„Ist das nicht Ninth Impression?" fragte Earl Cimmon.
Gavro Yaal lächelte über den inoffiziellen Namen. Nachdem jemand die Dunkelwelt First Impression genannt hatte, waren anschließend alle vermessenen Sonnensysteme mit den folgenden Zahlwörtern versehen worden. „Aber diese Sonne ist rotgolden, während Ninth Impression als dunkelgelber Stern registriert wurde", warf Heela ein. „Sicher von einem Farbenblinden", meinte Earl. „Von einem Pessimisten", sagte Ryban N'tolo lächelnd. „Tatsächlich, wäre ich ein Pessimist, würde ich diese Sonne als dunkelgelb bezeichnen. Wir als Optimisten sehen sie dagegen rotgolden."
Er erntete schallendes Gelächter, das allerdings auch darauf zurückzuführen war, dass die Freude über die Flucht aus der Zeitprojektionskugel ein Ventil brauchte. „Sie hat tatsächlich die für Ninth Impression registrierte hyperenergetische Quantität, außerdem zwei Planeten wie Ninth Impression", erklärte Heela. „Und der zweite Planet hat genau wie N.I.-2 einen Trümmergürtel - genauer gesagt, ein System von drei Trümmerringen, von denen der innere offenbar aus Trümmern besteht, die sich auf dem Wege zu Absturzbahnen befinden."
„Das ist nicht gespeichert!" entfuhr es Gavro Yaal. „In erster Linie scheint damals nur die Sonne Ninth Impression vermessen worden zu sein", meinte Duneman Harkrath. „Niemand konnte schließlich ahnen, dass der Planet einer nur halbintelligenten Insektenrasse einmal Bedeutung für uns bekommen könnte."
Er bremste ab und tastete einen Kurs in den Autopiloten, der die MONTRON in die Nähe des Trümmerrings bringen würde, der den zweiten Planeten umspannte. „Entfernung zum Rand der Turbulenzzone exakt 5,734 Lichtjahre", berichtete Heela Coosen-Lengten. „Dabei sollten es eigentlich 6,7 Lichtjahre sein."
„Vor vier Monaten etwa stimmte das auch noch", meinte Gavro Yaal. „Wie kann sich die Turbulenzzone in rund vier Monaten Zeit um rund ein Lichtjahr ausgedehnt haben, es sei denn, sie hat sich überlichtschnell ausgedehnt?"
„Überspielst du mir bitte die Ortungsdaten der Turbulenzzone, Heela!" sagte Ryban N'tolo.
Heela nickte und schaltete.
Am Kontrollpult der Hauptpositronik kamen und gingen zahllose Lichter, als die Ortungsdaten über Laserkabel eingingen. N'tolo programmierte inzwischen an einer Nebenkonsole die Aufgaben, die die Positronik lösen sollte.
Als der Informationsfluß aufhörte, gab N'tolo seine Aufgaben ein. Abermals blinkten Lichter auf und verloschen wieder. Nach zirka einer Minute glitt die Magnetfolie mit der aufgeprägten Antwort aus dem Ausgabeschlitz.
Der Erste
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