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0897 - Ein Hauch von Magie

Titel: 0897 - Ein Hauch von Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beide verloren gewesen, denn der Feuersturm ver-brauchte allen Sauerstoff, der in der Atmosphäre des betroffenen Gebiets enthalten war. Aber Dalaimoc Rorvic drehte die Luftversorgungsventile seines Lebenserhaltungssystems auf und ließ den Dornnasenlöwen durch die Visieröffnung seines Helms mitat-men.
    Bei der Heftigkeit und Schnellig-keit der Verbrennungsvorgänge hielt der Feuersturm nur wenige Minuten an, dann hatte er alles Brennbare ver-braucht. Die Flammen sanken in sich zusammen, erloschen teilweise - und auch die Stellen, an denen glühendes Flackern das letzte Brennbare ver-tilgte, wurden bald dunkel.
    Der Tibeter hörte das Pfeifen der Luftmassen, die in das Gebiet des durch Verbrennung des Sauerstoffs abgesunkenen Luftdrucks einström-ten. Bald würde wieder ausreichend Sauerstoff zum Atmen vorhanden sein. Den Lebewesen, die keinen eige-nen Sauerstoffvorrat gehabt hatten, würde das allerdings nichts mehr nüt-zen.
    Nach einiger Zeit drehte Dalaimoc Rorvic die Luftversorgungsventile probeweise ab und atmete die Außen-luft, sich selbst aufmerksam kontrol-lierend, um die Zeichen beginnenden Sauerstoffmangels zu erkennen und entsprechend zu reagieren, bevor er bewußtlos werden konnte.
    Der Dornnasenlöwe hatte keine Ahnung davon. Er wußte nur, daß der Luftstrom aus der Visieröffnung des fremdartigen Lebewesen belebend gewesen war und eine Zuflucht darge-stellt hatte. Deshalb atmete er weiter-hin geräuschvoll durch seine schlitz-artigen Nasenöffnungen an der Öff-nung in Rorvics Helm.
    Nach drei Minuten wußte der Mu-tant, daß er nicht mehr auf den mit-geführten Sauerstoff angewiesen war. Nachdenklich und prüfend musterte er das fratzenhafte, von einem mäh-nenartigen Haarkranz umrahmte „Gesicht" des Dornnasenlöwen, aus dem die horngepanzerte Nase gleich einem zweiten, kleineren Schädel, der dem Schädel einer terranischen Gala-pagos-Riesenschildkröte glich, ragte und mit ihrem Giftdorn eine tödliche Bedrohung ausstrahlte.
    Erst nach einer Weile wurde sich der Tibeter bewußt, daß der Dornna-senlöwe ihn genauso anstarrte wie er ihn. Vielleicht sah er für das Raubtier genauso bedrohlich aus, auf jeden Fall aber genauso exotisch. „Ich bin froh, daß wir uns nicht ge-genseitig zerfleischt haben", sagte Rorvic. „Hoffentlich spielst du nicht verrückt, jetzt, da die Gefahr vorüber ist. Ich muß mich nämlich verabschie-den und den Weg zur Königin über Chamu-bal suchen."
    Ein Schwall warmer, stinkender, gärungsfauliger Luft schoß aus den sich weitenden Nasenschlitzen des Dornnasenlöwen und hüllte Rorvics Schädel ein.
    Als der Tibeter die drohende Ohn-macht siegreich bekämpft hatte, kroch er rückwarts unter dem Über-hang hervor. „Sogar Tatcher stinkt nicht so wie du!" murrte er.
    Als er bemerkte, daß der Dornna-senlöwe ihm folgte, sank sein Mut. Es war die Furcht vor einem weiteren Schwall stinkender Atemluft, die das verursachte.
    Dalaimoc Rorvic drehte sich um, nahm den kurzen möglichen Anlauf und sprang gleich einem Gummiball. Menschen, die ihn nicht kannten und nicht wußten, daß sein vermeintlicher Körperspeck in Wirklichkeit durch-trainierte Muskelbündel waren, hät-ten diese Leistung fassungslos be-staunt.
    Der Tibeter bekam den Rand der zirka drei Meter tiefen Fallgrube zu fassen, zog sich hoch und schwang sich auf sicheren Boden. Graue und weiße Asche wölkten hoch, wohin er trat. Er sah, daß er auf einer weiten, leergebrannten Lichtung stand, deren Ränder durch die steil aufragenden Skelette des Urwaldrandes gekenn-zeichnet wurden.
    Dankbar wurde sich Rorvic dar-über klar, daß er nur infolge einer Ver-kettung glücklicher Umstände noch lebte. Genau wie der Dornnasenlöwe, der sich schnaufend anschickte, die Wand seiner Fallgrube zu erklimmen. „Leb wohl!" sagte Dalaimoc Rorvic und machte, daß er weiterkam. 'Er blieb auch nicht stehen, als der dunkle Himmel seine Schleusen öff-nete und ihn mit bis zu faustgroßen Hagelkörnern überschüttete.
    Er mußte den Weg zur Königin über Chamu-bal finden; alles andere war unwichtig geworden. Nicht einmal das Warum ließ sich für ihn erkennen. Er wußte nur, daß es wichtiger war als alles andere - und er ahnte, daß die Nebelschleier, die sich vor seine Erin-nerung an die Vergangenheit gelegt hatten, sich erst dann wieder auflösen würden, wenn er seine Aufgabe er-füllt hatte.
    Die Vegetation des Nordmoors sank in sich zusammen, als der Sturm sich durch eine plötzlich einsetzende to-tale Stille ankündigte.

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