Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0897 - Zwei wie die Hölle

0897 - Zwei wie die Hölle

Titel: 0897 - Zwei wie die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Leben. Der Junge hatte den Eindruck, als befände er sich inmitten einer ferngesteuerten Maschinerie. Nur selten sah er einen Mann oder eine Frau. Da Gordy niemanden begegnen wollte, schaffte er es immer wieder, sich rechtzeitig genug zu verstecken. Sein Herz schlug schneller. Er war aufgeregt. Vor seinen Lippen dampfte der Atem. Er wollte das Ziel schnell erreicht haben, ging aber trotzdem mit »gebremstem« Schaum, war vorsichtig und erkannte auch die Straße wieder, in der das Taxi auf ihn gewartet hatte.
    Jetzt war sein Ziel nicht mehr weit entfernt!
    Gordy blieb stehen. Wenn er nach links schaute, dann sah er bereits den Umriß der Baracke, denn so wurde die Pension noch immer genannt. Sie stand da wie eine überdimensionale Streichholzschachtel, in die viereckige Löcher geschnitten worden waren. Nicht alle entließen einen hellen Schein.
    Die meisten Zimmer wurden von der Dunkelheit eingehüllt.
    Der Junge überlegte. Wie sollte er vorgehen? - Schon einmal hatte er sich dem Ziel von der Rückseite her genähert. Er wußte ja, wo das Zimmer lag, in dem der Mann und auch Eden umgekommen waren. Vielleicht hatte man den Hund noch nicht weggeschafft, und Gordy spürte es heiß in seiner Kehle aufsteigen, als er daran dachte, daß es ihm nicht mal vergönnt gewesen war, von. Eden richtig Abschied zu nehmen. Er wollte ihn nur noch einmal sehen, ihn streicheln und…
    »Ach, Mist!« keuchte er und hatte Mühe, die Nässe in seinen Augen zurückzudrängen.
    Weitergehen! Nicht mehr an die Vergangenheit denken. So tun, als wäre nichts geschehen. Stark sein und nicht an die Zukunft denken, die es für ihn vielleicht nicht gab.
    Er holte schnaufend durch die Nase Luft. Den Kloß bekam er aus seiner Kehle nicht weg, das war jetzt auch egal. Er wollte an das Fenster des Zimmers heran, in dem alles passiert war.
    Gordy wurde auf den letzten Metern vorsichtiger. Der Bau stand als einzelnes Haus auf einem großen Platz. Nicht weit entfernt wurden in einem anderen Gebäude Metalle verarbeitet, aber dort war es mittlerweile ruhig geworden. Man arbeitete nicht am Abend, das ließ die Konjunktur nicht zu.
    Nur die Außenleuchten schimmerten wie bleichblaue Lichtgespenster, die sich an der alten Ziegelsteinwand festzukrallen schienen.
    Gordy ging jetzt schneller. Er bewegte seine Beine hektisch. Er hatte einfach das Empfinden, zu einem bestimmten Zeitpunkt am Ziel sein zu müssen. Warum dieses Feeling in ihm hochgestiegen war, konnte er selbst nicht sagen. Zeitgleich jedenfalls mit dem leichten Druck hinter seiner Stirn, den er auch nicht kontrollieren konnte.
    Gordy lief in einem schrägen Winkel auf die Rückseite der Baracke zu. Er mußte oft genug Hindernissen ausweichen oder über sie hinwegspringen. Steine und Müll hatten einen Teppich auf dem Boden gebildet, und er sah, daß das Zimmer, in dem das Drama passiert war, im Dunkeln lag.
    Natürlich. Wer sollte darin auch schon wohnen?
    Gordy wollte weiter - und stoppte, als hätte ihn jemand hart geschlagen.
    Da war ein Mann!
    Er sah, wie der Typ dicht an der Hauswand entlanghuschte. Und der Junge stellte augenblicklich fest, daß dieser Mann etwas Bestimmtes vorhatte, bei dem er bestimmt nicht beobachtet werden wollte. Es war an seiner Haltung zu sehen. Leicht geduckt, den Kopf nach vorn gedrückt, immer im Schatten der Wand bleibend, wobei er jedoch nicht den Versuch unternahm, dem hellen Schein auszuweichen, der aus den Fenstern der Zimmer drang. Er durchhuschte ihn wie ein Phantom, und das mehrmalige Erhellen sorgte dafür, daß Gordy den Mann erkannte.
    Es war der blonde Typ, der auch auf Eden geschossen hatte.
    Gordy atmete zischend aus.
    Er blieb auch weiterhin stehen und ließ den anderen nicht aus den Augen. Ohne Deckung hielt sich der Junge im relativ freien Gelände auf. Der Mann hätte nur den Kopf zu drehen brauchen, dann wäre Gordy unter Umständen entdeckt worden.
    Das tat der Mann nicht. Er hatte eine andere Aufgabe zu erledigen. Der Typ wollte dorthin, wo alles seinen Anfang genommen hatte. Davon ging Gordy aus.
    Er hatte sich nicht getäuscht.
    Der Fremde blieb dicht neben dem zerstörten Fenster stehen und drückte sich gegen die Wand.
    Zunächst geschah nichts. Auch Gordy wartete voller Spannung. Er kaute auf der Unterlippe, ließ Mann und Fenster nicht aus den Augen. Auch der Druck hinter seiner Stirn hatte sich verstärkt, das alles trat in den Hintergrund, als er sah, was plötzlich in diesem Mordzimmer passierte.
    Nicht viel, aber doch etwas

Weitere Kostenlose Bücher