0897 - Zwei wie die Hölle
Entscheidendes.
Jemand schaltete dort das Licht ein!
***
Suko reagierte nicht so schnell und hastig wie sein Freund John Sinclair. Er ließ einige Sekunden verstreichen und wartete darauf, daß die Tritte der beiden Männer im Flur verklangen.
Kate saß auf ihrem Korbstuhl. Sie atmete heftig. Ihr Busen hob und senkte sich dabei, die Augen glichen starren, dunklen Kugeln, der Mund war gespitzt, und ihr Atmen hörte sich an wie das scharfe Zischen im Leck einer undichten Gasleitung.
»Ich habe vielleicht gezittert«, hauchte sie.
»Kann ich verstehen, Kate. Aber das ist vorbei.«
»Die wollen doch zurückkommen.«
»Abwarten.«
Sie strich durch ihr Gesicht. »Himmel und Hölle! Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen.«
Suko achtete nicht weiter auf sie. Er hörte von den beiden Killern nichts mehr, und deshalb riskierte er es, das Büro zu verlassen. Ein großer Schritt brachte ihn in den Gang, wo er sich nach rechts wenden mußte, um den Männern auf den Fersen zu bleiben. Sie hätten in diesem langen, kahlen Flur auch das Licht einschalten können, das aber hatten sie nicht getan. Nur die Notbeleuchtung lieferte ein verwaschenes Grau.
Suko hatte seine Beretta längst gezogen. Er preßte sich mit dem Rücken gegen die Wand, und zwar an einer Stelle, die besonders dunkel war. Dabei hielt er den Atem an. Er gehörte zwar selbst nicht zur Gilde der menschenverachtenden Killer, aber er konnte sich sehr gut vorstellen, daß diese Männer darauf geeicht waren, beim geringsten Geräusch blitzartig und brutal zu reagieren.
Sie waren mit Raubtieren zu vergleichen, die sich durch ein feindliches Terrain bewegten.
Noch gingen sie weiter.
Suko hörte nichts mehr. Sie hatten ihre Tritte bis zur Lautlosigkeit gedämpft.
Warten oder gehen?
Suko wußte es nicht genau. Es waren nicht alle Details mit John Sinclair abgesprochen worden. Ihr Handeln mußte sich einfach aus der Situation heraus ergeben.
Noch tat sich nichts.
Warten…
Die Schatten vor ihm bewegten sich weiter, und auch Suko blieb nicht mehr länger stehen. Er setzte vorsichtig seine Füße auf und war froh, daß dort, wo er herging, keine Dosen oder Papierreste auf dem Boden lagen. Nur eben der Schmutz, und der störte ihn nicht.
Vor ihm bewegte sich einer der Männer. Suko bekam es mit. Er sah aber nicht genau, was der Killer tat.
Zwei Sekunden später wußte er Bescheid.
Der Mann hatte die Zimmertür aufgestoßen. Dabei war es nicht geblieben, denn er hatte auch das Licht eingeschaltet, das aus der offenen Tür in den Flur hineinfiel. Suko konnte erkennen, wie die beiden Männer die Schwelle übertraten und in den Raum hineingingen.
Da startete auch er!
***
Draußen war es kalt, und die Luft strich über mein Gesicht hinweg wie ein scharfer Atem aus einer Gletscherspalte. Glücklicherweise schimmerte in der Nähe der Baracke so gut wie kein Licht, und ich nutzte den dunklen Schlagschatten der Hauswand aus, um an ihr entlangzuhuschen. Dabei war ich gezwungen, über Abfall hinwegzusteigen, der von den Mietern kurzerhand aus den Fenstern geworfen worden war.
Die Zeit drängte. Ich hoffte, ebenso schnell zu sein wie die beiden Killer. Hin und wieder schabte ich mit der linken Schulter an der Betonwand entlang.
Hin und wieder durchquerte ich auch Lichtinseln, wurde anschließend wieder von der Dunkelheit verschluckt, und hatte mein Ziel erreicht, als die fünfte Lichtinsel hinter mir lag.
Neben dem letzten Fenster blieb ich stehen. Auch jetzt berührte ich die Wand. Mein Atem mußte sich erst einmal normalisieren. Natürlich war ich auch innerlich aufgeregt, wischte meine rechte Handfläche am Hosenbein trocken, bevor ich die Beretta zog.
Es war komisch, aber das kalte Metall der Waffe beruhigte mich irgendwie.
Sekunden verrannen. Ich war schneller gewesen. Ich hatte auch nicht gehört, daß jemand jenseits des Fensters die Zimmertür öffnete. Noch blieb es ruhig.
Wind erfaßte mein Gesicht. Er brachte einen scharfen Geruch mit. Irgendwo in der Nähe mußte mit Teer gearbeitet werden, denn danach roch es.
Das Geräusch klang im Zimmer auf. Eine Tür war geöffnet worden. Sekundenbruchteile empfand ich wie Blitze, die durch meinen Kopf zuckten, bis mich die Realität wieder einfing.
Jemand hatte im Zimmer das Licht eingeschaltet. Der Schein fiel durch das offene Fenster nach draußen, erwischte mich aber nicht, weil ich mich dicht an die Mauer schmiegte.
Tritte…
Ein Fluch!
»Scheiße, das Bett ist leer!« sagte jemand.
»Und das
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