0898 - Todesruf der Alten Göttin
geworden, zu dem sie Amaterasu einst hatte werden lassen.
Der nächste Gedankensprung.
Ich bin tot, wenn ich vor das Denkmal fahre!
Und Suko tat etwas.
Jetzt zeigte sich seine Klasse, und es zeigte sich auch, wie schnell er umdenken konnte.
Bremsen, nur noch bremsen!
Suko hörte sich selbst schreien, als er das Pedal nach unten trat. Der Rover wurde von der negativen Beschleunigung voll erwischt.. Die Kraft preßte ihn in den Gurt, daß ihm die Luft wegblieb. Suko hielt trotz allem die Augen offen, und die Welt tanzte im Licht der Scheinwerfer vor ihm. Sie wischte nach rechts, sie wischte nach links, sie war plötzlich zu einem Puzzle aus sich rasch verändernden Bildern geworden, die sich auch nicht mehr zusammensetzen wollten, weil die Bewegung einfach nicht aufhörte. Der Belag war feucht, er war deshalb glatt geworden. Rasen wurde glatt wie Schmierseife, und im Zentrum der Helligkeit stand Shao wie ein schmaler Fels.
Sie ging nicht zur Seite, sie streckte den Arm vor, als wollte sie den schweren Wagen anhalten.
Suko brüllte einen Fluch, während die Frage durch seinen Kopf raste, ob er es schaffte oder nicht.
Er schaffte es.
Plötzlich rutschte der Wagen zur Seite, weil er mit einem Hindernis am Heck kollidiert war. Vielleicht ein großer Stein oder ein Stück Holz, jedenfalls war das Tempo noch zu groß, um ihn zum Anhalten zu bringen. Er glitt über den seifigen Boden hinweg und geriet gleichzeitig in eine Kreisbewegung.
Dann stand der Rover! Endlich! Er war nicht gegen den Sockel des Denkmals gekracht und in den kleinen See geschleudert worden. Suko hatte es geschafft, es war ihm tatsächlich gelungen, aber er hatte nicht viel dazu beigetragen, das wußte er auch, nur wollte er im Moment nicht darüber nachdenken.
Er blieb sitzen und zitterte am gesamten Leib. Er fror, während klebriger Schweiß seinen gesamten Körper bedeckte. In seinem Kopf hämmerte es, als wären böse Geister dabei, ihn allmählich zu zerstören.
Suko hatte einfach die Hände vor sein Gesicht pressen müssen. Er wollte zunächst einmal nichts sehen und am besten auch nichts hören, doch er nahm die Geräusche um ihn herum wahr. Irgendwo am oder im Rover knackte und knisterte es, als wäre das Fahrzeug dabei, sich ebenfalls zu erholen.
Sukos Hände rutschten nach unten. Er verschmierte den Schweiß auf seinem Gesicht, aber das war ihm alles egal. Er lebte, nur das zählte, und er konnte wieder normal denken und handeln. Die andere Macht war aus seiner Nähe verschwunden. Im Nachhinein bekam er noch eine Gänsehaut, wenn er daran dachte, wozu diese Macht fähig war. Die beherrschte einen Menschen, ohne daß dieser sich dagegen wehren konnte.
Allmählich beruhigte sich sein Atem. Und parallel dazu auch der Herzschlag. Das Leben würde weitergehen, es würde vor allen Dingen normal ablaufen.
Etwas klopfte gegen die rechte Seitenscheibe. Suko drehte mühsam den Kopf. In diesem Augenblick beugte sich eine Gestalt nach unten, und hinter dem Glas erschien das Gesicht mit der Maske.
Shao!
Erst jetzt fiel Suko ein, wer ihn vor dem Schlimmsten bewahrt hatte. Er schnallte sich los, öffnete die Tür, und Shao mußte hastig zurücktreten, um nicht getroffen zu werden.
Sie schauten sich an.
Suko merkte, wie er in den Knien zitterte. Er wollte etwas sagen, sich auch in Shaos Arme werfen, doch dagegen hatte sie etwas. »Nein, Suko, nicht, ich habe keine Zeit. Ich muß zu dem Jungen. Ich weiß jetzt, daß es meine Aufgabe ist, bei ihm zu erscheinen. Ich habe mir die Kraft der Sonnengöttin geholt. Sie hat mir versprochen, mir zu helfen, denn der Junge ist ein Teil der Urgöttin. Es steckt alles in ihm, er war ein Versuch, er war auch der erste Psychonaut, in dem altes Wissen gespeichert wurde, was er noch nicht erkannt hat, im Gegensatz zu dem Paar, das ihn jagt. Es soll ihn nicht bekommen, und deshalb muß ich so schnell wie möglich zu ihm.«
»Ist er noch bei Sarah Goldwyn?«
»Ja.«
»Er lebt!«
»Ich wünsche es mir, und ich werde so schnell wie möglich bei ihm sein.« Nach dieser Antwort zog sich Shao zurück. Sie ging sehr schnell, und sie schien dabei den Boden nicht zu berühren. Urplötzlich war sie wieder hinter der Steinfigur verschwunden.
Suko wollte es nicht so einfach hinnehmen. Er verließ den Rover. Es waren nur wenige Schritte, die er zurücklegen mußte. Er hätte Shao eigentlich sehen müssen, trotz der Dunkelheit.
Ein verloren wirkendes Lächeln huschte über Sukos Lippen, als er stehenblieb.
Nein, sie
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