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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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schmales Lächeln und einen Blick in die Ferne, als er in Gedanken die Zukunft sondierte und ihm gefiel, was er sah. Er hoffte, das Telefon würde nicht gleich klingeln, denn er mußte noch ein Stück weiter sehen, und das geschah am besten ohne Störung. Als er weiter überlegte, fiel ihm ein, daß das Ziel seines Plans ja eigentlich erreicht worden war. Gewünscht hatte er, Amerika zu schwächen, und geschwächt war es jetzt. Nicht so, wie er geplant hatte, aber immerhin geschwächt. Um so besser? fragte er sich.
Ja.
Und so konnte das Spiel doch weitergehen.
Das ganze Auf und Ab der Geschichte, wie Ebbe und Flut, war nichts als ein Spiel der Dame Schicksal. Sie war wirklich keines Menschen Freund oder Feind - oder doch? Er prustete lachend. Vielleicht hatte sie bloß Sinn für Humor.
*
    Das Gefühl einer anderen Person war nichts als Wut. Erst ein paar Tage zuvor hatte sie eine Demütigung erfahren, die bittere Demütigung, sich von einem Ausländer - simpler ehemaliger Provinzchef! - sagen lassen zu müssen, was ihr souveränes Land zu tun hatte. Natürlich war sie vorsichtig gewesen. Alles war mit großem Geschick erledigt worden. Die Regierung selbst war nicht involviert gewesen, außer in ausgedehnte Seemanöver auf offenem Meer, außerhalb jeglicher Hoheitsgebiete.
    Keine Noten mit Gewaltandrohung waren übergeben worden, keine offizielle Demarche unternommen, keine Position bezogen, und die Amerikaner ihrerseits hatten nicht mehr getan als - wie sie es arrogant nannten - >am Käfig zu rütteln< und eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats zu verlangen, auf der eigentlich nichts zu sagen war, da ja nichts Offizielles stattgefunden hatte und ihr Land nichts hatte verlautbaren lassen. Was sie getan hatten, waren doch lediglich Übungen gewesen.
    Friedliche Übungen. Gewiß hatten die Übungen dazu beigetragen, einen Teil der amerikanischen Kräfte zu binden und so gegenüber Japan zu schwächen - aber das hatte sie ja nicht vorhersehen können, oder? Natürlich nicht!
Genau in diesem Augenblick hatte sie das Dokument auf ihrem Schreibtisch: die erforderliche Zeit, die Flotte wieder instand zu setzen.
    Doch nein, sie schüttelte den Kopf, das würde nicht genügen. Weder sie noch ihr Land konnten jetzt allein handeln. Dazu würde es einiger Zeit bedürfen und Freunde und Pläne, doch ihr Land hatte Bedürfnisse, und es war ihre Aufgabe, sich um diese Bedürfnisse zu kümmern.
    Jedenfalls war es nicht ihre Aufgabe, von anderen Befehle entgegenzunehmen, nicht wahr?
Nein.
Auch sie trank Tee, aus einer hübschen Porzellantasse, mit Zucker und ein wenig Milch, auf englische Art, was ein Ergebnis ihrer Geburt, ihrer Herkunft und ihrer Erziehung war.
Und all das, in Verbindung mit viel Geduld, hatte sie in dieses Amt gebracht. Von allen Leuten auf der ganzen Welt, die jetzt über Satelliten dieselben Bilder sahen, verstand sie vielleicht am besten, welche Gelegenheit sich hier bot.
Dies war doch viel zu schön, um ungenutzt verstreichen zu dürfen, oder?
*
    »Es kann einem Angst machen, Mr. C.« Domingo Chavez rieb sich die Augen - er war schon etliche Stunden länger wach, als sein vom Jetlag beeinträchtigtes Gehirn berechnen konnte - und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er lümmelte auf der Wohnzimmercouch, hatte die Schuhe ausgezogen und die Füße auf den Couchtisch gelegt. Das Frauenvolk im Haus war bereits zu Bett gegangen.
    »Sag mir, wieso, Ding«, befahl John Clark. Für ihn war die Zeit, über die relativen Fähigkeiten diverser Fernsehgrößen bekümmert zu sein, vorbei, aber sein junger Partner strebte immerhin einen Magister im Fach Internationale Beziehungen an.
    Chavez antwortete, ohne die Augen zu öffnen.
»Ich glaube nicht, daß sich in Friedenszeiten schon so etwas abgespielt hat. Die Welt ist ja nicht soviel anders als vorige Woche, John. Vorige Woche war's wirklich kompliziert. Wir gewannen wohl den kleinen Krieg, den wir hatten, aber die Welt hat sich kaum verändert, und wir sind auch jetzt nicht stärker als vorher, oder?«
»Die Natur verabscheut ein Vakuum?« fragte John ruhig.
»Oder so ähnlich.«
Chavez gähnte.
»Verdammich, wenn wir nicht hier und jetzt eines haben.«
    * »Ich schaffe nicht gerade sehr viel, oder?« fragte Jack mit ruhiger Stimme, in der öde Düsternis mitschwang. Ein Glühen war noch vorhanden, obwohl das, was jetzt in den Himmel stieg, mehr Dampf war als Rauch.
    Was ins Gebäude gelangte, war der deprimierendste Anblick. Leichensäcke. Gummierter Stoff mit Tragschlaufen

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