09 - Befehl von oben
innen gesehen hatte, etwas, das Daryaei bestimmt nicht erfreuen würde. »Da gibt es viel zu tun«, beschloß er darum zu antworten.
»Ja, in der Tat.« Mahmoud Hadschi Daryaei kehrte zu seinem Sessel zurück und legte seine Papiere beiseite. »Sie haben einen wertvollen Dienst geleistet. Hat es irgendwelche Schwierigkeiten gegeben?«
Badrayn schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich, nein. Es ist überraschend, wie ängstlich solche Männer sein können, aber ich war darauf vorbereitet. Ihr Angebot war sehr großzügig. Ihnen blieb gar keine andere Wahl, als es anzunehmen. Sie werden nicht ...?« erlaubte Ali sich zu fragen.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, sie sollen in Frieden ziehen.«
Und das war, wenn es stimmte, eine ganz schöne Überraschung, wenn auch Ali seinem Gesicht nicht erlaubte, dies erkennen zu lassen. Daryaei hatte kaum Grund, diese Männer zu lieben. Alle hatten sie im Krieg zwischen dem Iran und dem Irak eine Rolle gespielt und waren für den Tod Tausender verantwortlich gewesen, eine Wunde, die in seinem Volk immer noch klaffte. So viele junge Männer waren gestorben. Der Krieg war eine der Ursachen gewesen, warum der Iran seit Jahren keine Hauptrolle mehr in der Welt spielte. Aber das sollte sich ja jetzt ändern.
»Darf ich Sie dann fragen, was Sie als nächstes zu tun gedenken?«
»Der Irak ist seit langer Zeit ein krankes Land, ferngehalten vom wahren Glauben, wandelnd in der Finsternis.«
»Und stranguliert durch das Embargo«, fügte Badrayn hinzu und fragte sich, was diese Bemerkung wohl an Informationen hervorbringen würde.
»Es ist Zeit, das zu beenden«, stimmte Daryaei zu. Etwas in seinem Blick gratulierte Ali für diese Feststellung. Ja, das war das naheliegende Spiel. Ein Beschwichtiger für den Westen. Das Embargo würde aufgehoben werden. Nahrungsmittel würden das Land überschwemmen, und die Bevölkerung wäre zufrieden mit dem neuen Regime. Es würde alle auf einmal und sofort erfreuen und, unter der Hand, nur ihn selbst. Und Allah, natürlich. Aber Daryaei war einer, der überzeugt war, daß seine Politik von Allah inspiriert war: ein Gedanke, den Badrayn längst abgelegt hatte.
»Amerika wird ein Problem werden, wie auch andere, die Ihnen näherstehen.«
»Wir untersuchen diese Fragen.« Die Bemerkung kam ganz gelassen.
Nun, sie ergab Sinn. Er mußte über diesen Schritt schon seit Jahren nachgedacht haben, und in einem Augenblick wie diesem mußte er sich unbesiegbar vorkommen. Auch das ergab Sinn, dachte sich Badrayn.
Daryaei glaubte stets Allah auf seiner Seite - an seiner Seite, war wohl richtiger. Und vielleicht war Er das auch, aber da steckte noch viel mehr dahinter. Das mußte es, wenn man Erfolg haben wollte. Wunder geschahen meist, wenn sie gut vorbereitet wurden. Warum nicht versuchen, beim nächsten mitzuwirken, dachte Ali.
»Ich habe einen Blick auf den neuen amerikanischen Führer geworfen.«
»Ach?« Daryaei kniff ein wenig die Augen zusammen.
»Heutzutage ist es nicht schwer, an Informationen zu gelangen. Die amerikanischen Medien veröffentlichen so viel, und man hat ganz leicht Zugriff darauf. Einige meiner Leute arbeiten im Augenblick daran und stellen ein sorgfältiges Dossier zusammen.« Badrayn ließ seine Stimme ganz beiläufig klingen. Das war nicht schwer. Er war todmüde. »Es ist wirklich bemerkenswert, wie ungeschützt sie im Augenblick sind.«
»Tatsächlich? Erzählen Sie mir mehr davon!«
*
»Der Schlüssel zu Amerika ist dieser Ryan. Ist das nicht offensichtlich?« »Der Schlüssel zur Veränderung Amerikas ist eine verfassungsgebende Versammlung«, sagte Ernie Brown nach langen Tagen stillen Nachdenkens. Pete Holbrook drückte auf die Fernbedienung seines Projektors. Er hatte es nicht ganz vermeiden können, ein Tourist zu sein, und hatte drei ganze Filme verknipst, mit Aufnahmen vom Capitol und ein paar anderen Gebäuden, wie dem White House. Er brummelte vor sich hin, als er sah, daß eines der Dias verkehrt herum im Magazin steckte.
Der Gedanke hatte lange genug geschwelt, und so sehr beeindruckend war er nun auch nicht gerade.
»Wir reden doch schon lange über dieses Thema«, stimmte Holbrook zu, während er das Magazin von dem Projektor abnahm. »Aber wie willst du ...«
»Das erreichen? Ganz einfach. Wenn es keinen Präsidenten gibt und keiner gemäß, der Verfassung gefunden werden kann, dann muß doch etwas geschehen, oder?«
»Den Präsidenten umbringen?« lachte Pete. »Welchen?«
Da lag das Problem. Man mußte kein
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