09 - Befehl von oben
O'Day übergab seine Hüfttasche mit der Smith & Wesson
1076 und zwei Magazinen. Beim Dienst in der Zentrale trug er keine
Reservekanone. »Wie viele Leute habt ihr denn hier?«
»Rund zwei Kompanien. Eine weitere bezieht gerade am White House
Stellung.«
Die beste Zeit, die Scheunentür zu verriegeln - wenn der Gaul schon
durchgegangen ist, das war Pat klar. Um so bitterer, denn er brachte
Nachricht, daß dies unnötig war, aber keiner würde das sehr hoch bewerten.
Der Sergeant winkte einen Lieutenant herbei, der nichts Besseres zu tun
hatte - bei so was führen NCOs das Heft -, als Besucher über den Hof zu
führen. Der Lieutenant salutierte - er war halt ein Marine.
»Möchte zu Daniel Murray. Er erwartet mich.«
»Bitte folgen Sie mir, Sir.«
An den inneren Ecken des Gebäudekarrees war ein zweiter Trupp
Marines postiert und ein dritter direkt auf dem Hof, ergänzt durch ein
schweres Maschinengewehr. Zwei Kompanien beliefen sich auf mehr als
dreihundert Gewehre. Yeah, Präsident Ryan war hier ziemlich sicher, sagte
sich Inspektor O'Day, solange nicht ein zweiter Wahnsinniger mit dem
Flugzeug rumkutschierte. Unterwegs wollte ein Captain noch einmal das Gesicht mit dem Ausweisfoto vergleichen. Das Ganze war ein bißchen
übertrieben, fand er.
Murray kam auf die Veranda heraus, um ihn zu treffen. »Wie steht's?« »Ziemlich gut«, erwiderte der Inspektor.
»Komm mit.« Murray winkte seinen Freund herein und führte ihn in den
Frühstücksraum. »Das ist Inspektor O'Day. Pat, ich glaube, Sie wissen, wer
diese Leute sind.«
»Guten Morgen. Ich komme gerade vom Hill. Wir haben dort vor einer
Weile etwas gefunden, das Sie wissen sollten«, begann er seinen Bericht. »Wie solide ist das?« fragte Andrea Price.
»Den Ablauf kennen Sie«, erwiderte O'Day. »Es ist vorläufig, aber für
mich sieht es sehr solide aus, und die Laborresultate haben wir nach dem
Lunch. ID wird überprüft; da mag's noch ein bißchen wacklig sein, weil wir
den Kopf nicht haben und die Hände zerfetzt sind. Wir sagen nicht, der Fall
wäre abgeschlossen. Wir sagen, wir haben einen vorläufige Anhaltspunkt,
der andere Fakten stützt.«
»Kann ich das im Fernsehen erwähnen?« fragte Ryan.
»Definitiv nein!« sagte van Damm. »Erstens ist es noch nicht bestätigt.
Zweitens ist es für alle zu früh, das zu glauben.«
Murray und O'Day tauschten einen Blick aus. Keiner von ihnen war
Politiker. Arnie van Damm war es. Für sie bedeutete Nachrichtenkontrolle,
Beweismittel zu schützen, um sie den Geschworenen sauber vorzuführen.
Für Arnie bedeutete Nachrichtenkontrolle, Leute vor Dingen zu schützen,
wenn er meinte, die würden sie nicht verstehen, bis alles zur
häppchenweisen Verfütterung vorgekaut war.
*
Die sogenannte Black Box ist eigentlich bloß ein Mehrspur-Bandgerät mit Leitungen bis zum Cockpit. Darüber gingen Daten zu Triebwerks- und anderen Flugparametern und von den Crew-Mikrofonen ein. Japan Airlines ist eine staatliche Fluggesellschaft, und ihre Maschinen bekommen stets von allem das neueste. Dieser Flugdatenschreiber war voll digitalisiert. Das stellte rasche und klare Datenübertragung sicher. Zuallererst zog der Techniker eine saubere Hochgeschwindigkeitskopie vom originalen Metallband, das in einen Tresor kam, während er mit der Kopie weiterarbeitete. Jemand hatte daran gedacht, auch einen Beamten mitzubringen, der Japanisch verstand.
»Auf den ersten Blick sehen diese Flugdaten aus wie reine Sahne. Nichts war defekt an dem Flugzeug«, berichtete ein Analytiker, der die
Daten auf seinem Computermonitor betrachtete. »Sanfte Wenden, Triebwerksleistung gleichmäßig. Bilderbuchflug ... bis hier« - er tippte auf den Bildschirm - »da machte er eine radikale Wende von null-sechssieben auf eins-neun-sechs ... dann wieder ganz ruhige Fluglage bis zum Eindringen in den Luftraum.«
»Keinerlei Cockpit-Gespräche.« Ein anderer Techniker spulte die Tonspur vor und zurück, fand aber nur Routinegespräche zwischen dem Flugzeug und diversen Flugleitstellen. »Ich geh' mal zum Anfang zurück.« In Wirklichkeit hatte das Band gar keinen Anfang. Es lief vielmehr ein Endlosband; bei der 747, die routinemäßig Langstreckenflüge über Wasser absolvierte, auf vierzig Stunden ausgelegt. Der Techniker brauchte ein paar Minuten, um das Ende des vorangegangenen Fluges zu finden. Da gab es normalen Informationsaustausch zwischen Pilot und Kopilot und zwischen dem Flugzeug und der Leitstelle, ersteres in Japanisch und letzteres in Englisch, der
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