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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ist viel Blut ausgetreten. Im Grunde viel
zuwenig Blut in den Überresten hier. Nehmen wir an, er wurde auf seinem
Sitz im Flugzeug ermordet. Die Gurte hielten ihn in Sitzposition. Nach
Einsetzen des Todes sackt alles Blut in die unteren Extremitäten, und die
Beine wurden abgerissen, als der Vogel am Gebäude aufschlug - darum gibt
es in den Überresten hier sowenig Blut. Mir bleiben reichlich
Hausaufgaben, aber auf die Schnelle: Er war mindestens schon drei Stunden
tot, als das Flugzeug hier ankam.« Will Gettys übergab die Brieftasche.
»Hier ist sein Ausweis. Armer Kerl. Ich bin sicher, er war an der Sache hier
nicht beteiligt.«
»Inwieweit könnten Sie sich in dieser Sache auch irren?« O'Day mußte
das fragen.
»Ich wäre sehr überrascht, Pat. Eine Stunde oder zwei bezüglich des
Todeszeitpunkts - aber eher früher als später - yeah, das wär' möglich. Aber hier gibt's nicht annähernd so viel Blut, daß er zum Zeitpunkt des
Aufschlags gelebt haben könnte. Nein, er war schon lange vor dem Absturz
tot. Das können Sie auf die Bank tragen«, sagte Gettys den beiden Agenten,
wohlwissend, daß davon seine Karriere abhängen konnte.
»Gott sei Dank dafür«, stöhnte Caruso. Dies war mehr als nur eine
Erleichterung der Ermittlungen. Mindestens zwanzig Jahre lang würden
immer neue Verschwörungstheorien aufkommen, und das Bureau würde
jeder davon nachgehen, unterstützt, dessen waren sie sich sicher, von der
japanischen Polizei. Aber nun hatte einer allein dieses Flugzeug ins Capitol
gebohrt, und damit stand so gut wie fest, daß dieses Grandmai-Attentat, wie
die meisten anderen auch, das Werk eines einzelnen war, wahnsinnig oder
nicht, erfahren oder nicht, auf alle Fälle aber allein.
Auch wenn sich nicht jeder davon überzeugen ließ.
»Überbringen Sie Murray diese Information!« befahl Caruso. »Er ist
beim Präsidenten.«
»Ja, Sir.« O'Day ging rüber zu seinem geparkten Diesel-Pick-up. So was
gab man nicht über Funk durch, nicht mal verschlüsselt.
*
    Konteradmiral Jackson zog seine blaue Affenjacke etwa neunzig Minuten vor dem Eintreffen in Andrews an. Die Uniform hatte in seiner Reisetasche gelitten. Nicht, daß das etwas ausmachte, und die marineblaue Wolle war auch nicht sehr knitterempfindlich. Die Blicke würden eh von seinen fünf Streifen und goldenen Flügeln angezogen. Diesen Morgen kam der Wind wohl von Osten, denn die KC-1o flog von Virginia her ein, und ein gemurmeltes »Jesus, seht euch das an!« von ein paar Reihen weiter hinten veranlaßte alle im vorderen Teil des Flugzeugs, sich an die Fenster zu kleben wie Touristen, die sie nicht waren - der Pilot mußte nachtrimmen. Erhellt vom beginnenden Morgengrauen und der riesigen Ansammlung von Lichtern am Boden, war deutlich zu sehen, daß das Capitol, Herzstück der ersten Stadt ihres Landes, nicht mehr so war wie zuvor. Irgendwie war dieser Anblick unmittelbarer und realer als die Fernsehbilder, die viele von ihnen vorm Abflug in Hawaii gesehen hatten. Fünf Minuten später landete das Flugzeug auf Andrews Air Force Base. Auf die höheren Offiziere wartete schon eine Maschine vom Ersten Heli-Geschwader der Air Force, um sie zum Landeplatz beim Pentagon zu bringen. Dieser Flug, niedriger und langsamer, bot ihnen einen noch intensiveren Blick auf die Zerstörungen des Gebäudes.
»Jesus«, fragte Dave Seaton über die Bordsprechanlage. »Ist da jemand lebend rausgekommen?«
    Robby nahm sich Zeit, ehe er erwiderte: »Ich frage mich, wo Jack gewesen ist, als das passierte ...« Ihm fiel ein Trinkspruch der britischen Armee ein - >Auf blutige Kriege und seuchenreiche Zeiten!< -, der sich auf zwei sichere Wege für Offiziere bezog, auf vakante Stellen befördert zu werden. Gewiß würde das Ereignis einige in den Flottenrang heben, aber auf diese Art und Weise wünschte sich sicher keiner ein Vorwärtskommen, am allerwenigsten sein engster Freund, irgendwo da unten in der verwundeten Stadt.
*
    Die Marines sahen zappelig aus, stellte Inspektor O'Day fest. Er parkte seinen Pick-up in der Eighth Street, S.E. Die Marine Barracks waren gründlich abgeriegelt. Er stieg aus seinem Wagen und ging auf einen Unteroffizier zu, hatte seine FBI-Windjacke an und hielt seinen Ausweis in der Hand.
»Ich habe drinnen zu tun, Sergeant.«
     
»Mit wem, Sir?« fragte der Marine und verglich das Foto mit dem
    Gesicht.
»Mr. Murray.«
»Sie haben doch sicher nichts dagegen, Ihre Waffe hier bei uns zu
    lassen, Sir? Anweisung«, erklärte der Sergeant.
»Gewiß.«

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