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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Bürgermeister zusammen, um die Sache in den Griff zu bekommen.« Das war Ryans längstes Statement an diesem Morgen, und ihm ging fast die Puste aus, so sehr hatte er sich erregt. Da merkte er auch, daß seine Hände sich so verkrampften, daß die Finger ganz weiß wurden. Sie zu lockern erforderte Mühe.
*
    »Sehen Sie sich seine Arme an!« bemerkte die Premierministerin. »Was wissen wir über diesen Ryan?«
Der Chef des Geheimdienstes ihres Landes hatte einen Aktenordner auf dem Schoß, dessen Inhalt er sich eingeprägt hatte. Er hatte einen ganzen Arbeitstag gehabt, um sich mit dem neuen Staatschef vertraut zu machen.
»Er ist hoher Nachrichtenoffizier. Sie wissen vom Vorfall in London vor einigen Jahren und später in den Staaten ...«
»Ach ja«, sagte sie, trank vom Tee und legte das Stückchen Geschichte beiseite. »Also ein Spion ...«
»Ein sehr geschätzter. Unsere russischen Freunde halten sehr viel von ihm. Ebenso Century House«, sagte der Armeegeneral, dessen Ausbildung auf britische Traditionen zurückging. Wie seine Premierministerin hatte er in Oxford studiert und, in seinem Fall, in Sandhurst. »Er ist hoch intelligent. Wir haben Grund zur Annahme, er führte als Durlings Sicherheitsberater die amerikanischen Operationen gegen Japan ...«
»Und gegen uns?« fragte sie, den Blick fest auf den Bildschirm gerichtet. Wie bequem doch Kommunikationssatelliten waren - und die amerikanischen Fernsehgesellschaften waren jetzt alle global zu empfangen. Jetzt mußte man nicht einen ganzen Tag im Flugzeug verbringen, um einen anderen Staatschef sehen zu können - unter kontrollierten Bedingungen. Jetzt konnte sie den Mann unter Druck erleben und abschätzen, wie er darauf reagierte. Hoher Beamter im Nachrichtendienst oder nicht, jetzt sah er unbehaglich aus. Jeder hat seine Grenzen.
»Zweifellos, Frau Premierministerin.«
»So hervorragend, wie Ihre Informationen vermuten lassen, ist er nicht.« Sagte sie zu ihrem Berater. Zögerlich, verlegen, nervös ... überfordert.
*
    »Wann rechnen Sie damit, uns mehr darüber sagen zu können, was geschehen ist?« fragte Maria.
»Das kann ich jetzt wirklich nicht sagen. Es ist noch zu früh. Man kann nicht alles übers Knie brechen, fürchte ich«, sagte Ryan. Ihn beschlich das Gefühl, er verliere die Kontrolle über das Interview, so kurz es war, wußte aber nicht, wieso. Ihm ging nicht auf, daß die Fernsehreporter vor dem Roosevelt Room Schlange standen wie Kunden an der Supermarktkasse; daß jeder was Neues und anderes - nach den ersten paar Fragen - bringen wollte, daß jeder beeindrucken wollte, nicht den neuen Präsidenten, sondern die Zuschauer, die unsichtbaren Leute hinter den Kameras, die keine Frühstücksshow ausließen, eine Treue, welche die Reporter, so oft möglich, festigen mußten. So schlimm das Land auch getroffen war, Berichte zu bringen war das Geschäft, mit dem sie ihre Familie ernährten, und Ryan war nur ein weiteres Objekt des Geschäftes. Und darum war Arnies vorheriger Hinweis darauf, welche Fragen als zulässig galten, zu optimistisch, obwohl er von einem so erfahrenen Politprofi kam. Glücklicherweise waren die Interviews alle zeitlich begrenzt - in diesem Fall durch Lokalnachrichten, welche diverse Netzwerktöchter um Soundsoviel-Uhr-fünfundzwanzig zu bringen hatten.
Welche Tragödie auch Washington treffen mochte, für ihr tägliches Leben mußten Leute die lokalen Wetter- und Verkehrsbedingungen erfahren. Die Tatsache war vielleicht denen innerhalb des D.C. Beltway entgangen, nicht aber den lokalen Fernsehstationen draußen im Lande.
Maria tat liebenswürdiger, als sie sich fühlte, als ihr der Programmkoordinator das Zeitsignal gab. Sie lächelte in die Kamera ...
»Wir melden uns zurück.«
Ryan hatte zwölf Minuten, bis NBC ihn bekam. Der zum Frühstück getrunkene Kaffee trieb jetzt, und er mußte zur Toilette, doch beim Aufstehen brachte ihn das Mikrofonkabel fast zu Fall.
»Hier entlang, Mr. President«, Price zeigte nach links, den Korridor entlang, dann rechts zum Oval Office, erkannte Jack zu spät. Mitten im Schritt hielt er inne. In seinen Gedanken gehörte es noch immer jemand anderem, doch Toilette war Toilette, und diese war Teil einer kleinen Zimmerflucht mit Salon, die vom Office abging. Es war wenigstens privat, sogar vor der Prätorianergarde, die ihm sonst überallhin folgte wie ein Rudel Schäferhunde, das ein besonders wertvolles Lamm zu beschützen hatte. Was Jack nicht wußte: Über der Tür ging ein Licht an,

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