09 - Befehl von oben
Springzielen in 300 bis 5000 Meter Entfernung. Kanoniere richteten ihre Waffen per Lauf und probierten sie aus, mit echter statt Übungsmunition. Die Projektile flogen >direkt durch den Punkt<. Nach Verlassen der Tieflader bewegten die Fahrer ihre >Reittiere<, um sicherzugehen, daß alles korrekt funktionierte, doch die Panzer und Bradleys waren wirklich im fast fabrikneuen Zustand, der ihnen beim Herflug versprochen wurde. Funküberprüfungen zeigten auf, daß sich jeder mit jedem unterhalten konnte. Dann verifizierten sie die überaus wichtigen IVIS-Datenverbindungen. Die mondäneren Aufgaben kamen zuletzt. Die M1A2s in Saudi-Arabien hatten noch nicht die neueste Modifikation dieser Fahrzeugreihe: außenliegende Munitionspaletten. Statt dessen gab es eine Art große Gürteltasche aus Maschenstahl für Persönliches, vor allem für Wasser.
Nacheinander führten die Crews ihre Fahrzeuge durch den Kurs. Dann fuhren sie ins Ladeareal, um die auf dem Stand verbrauchte Munition zu ersetzen.
Es war alles ruhig und geschäftig. Die Saudis ehrten die Gastfreundschaftsgesetze mit Bereitstellung von Essen und alkoholfreien Getränken en masse an die Truppe, während sich die hohen Offiziere beim bitteren Kaffee dieser Gegend besprachen.
Marion Diggs war kein großer Mann. Sein Leben lang war er ein Kavallerist und hatte immer die Fähigkeit genossen, 60 Tonnen Stahl mit den Fingerspitzen zu führen oder sich auszustrecken und ein anderes Fahrzeug in drei Meilen Entfernung zu berühren. Jetzt war er Oberbefehlshaber von einer Division, aber mit einem Drittel davon 200 Meilen im Norden, einem weiteren Drittel auf einigen Schiffen, die später heute nacht einen Spießrutenlauf zu bestehen hatten.
»Also, was steht auf der anderen Seite bereit?« fragte der General. Satellitenfotos kamen auf den Tisch, und der oberste amerikanische
Nachrichtenoffizier aus KKMC trug vor.
»STORM TRACK berichtet minimalen Funkverkehr«, meldete der
Einweisungsoffizier, ein Colonel. »Wir sollten daran denken, daß die da
draußen ziemlich exponiert sind.«
»Eine meiner Kompanien ist unterwegs, sie zu decken«, erwiderte ein
Saudi-Offizier. »Sollten bis zum Morgen in Position sein.«
»Was macht Buffalo?« fragte Diggs. Eine weitere Karte kam auf den
Tisch. Die Kuwaiter-Verteilung sah in seinen Augen gut aus. Wenigstens
nicht auf vorderste Front ausgerichtet. Bloß ein Schutzschild auf der
künstlichen Anhöhe, sah er, und drei schwere Brigaden zum Konter gegen einen Durchbruch positioniert. Er kannte Magruder.Er kannte sogar alle Schwadronkommandeure. Wenn die UIR dort zuerst angriff, zahlenmäßig stärker oder nicht, würden sie sich bei Streitmacht Blau eine verflucht
blutige Nase abholen.
»Feindabsichten?« fragte er als nächstes.
»Unbekannt, Sir. Es gibt hier Aspekte, die wir nicht verstehen.
Washington hat uns gewarnt, einen Angriff zu erwarten, aber noch nicht,
warum.«
»Was zum Teufel?«
»Näheres könnte ich nicht sagen, Sir«, erwiderte der Intel-Spezialist. »Ach ja, wir haben hier Presseleute, vor ein paar Stunden gelandet. Die
sind in einem Hotel in Riad.«
»Fabelhaft.«
»Ohne Wissen über deren Pläne ...«
»Deren Ziel ist doch offensichtlich«, bemerkte der SaudiOberbefehlshaber. »Unsere schiitischen Nachbarn haben bereits soviel
Wüste, wie sie brauchen.« Er klopfte auf die Karte. »Dort ist unser
wirtschaftlicher Schwerpunkt.«
»General?« fragte eine andere Stimme. Diggs wandte sich nach links. »Colonel Eddington?«
»Schwerpunkt ist politisch, nicht militärisch. Das sollten wir vielleicht
im Auge behalten, meine Herren«, sagte der Colonel aus Carolina. »Wenn die auf küstennahe Ölfelder hinauswollten, bekämen wir
reichlich strategische Warnung.«
»Die sind uns zahlenmäßig stark überlegen, Nick. Es gibt ihnen einen
gewissen Grad strategischer Flexibilität. Sir, auf diesen Fotos sehe ich eine
Menge Treibstofflaster.«
»Beim letztenmal hielten die an der Grenze zu Kuwait, weil der ihnen
ausgegangen war«, erinnerte sie der Saudi-Kommandeur.
Die Saudi-Armee - eigentlich Nationalgarde genannt - umfaßte fünf
schwere Brigaden, fast alles amerikanisches Gerät. Drei waren südlich
Kuwaits aufgestellt, eine davon bei Ras al Kafdschi, Ort der einzigen
bisherigen Invasion des Königreichs, aber direkt am Wasser, und keiner
erwartete einen Angriff vom Meer aus. War nicht ungewöhnlich, erinnerte
sich der Amerikaner, sich darauf vorzubereiten, den letzten Krieg
auszufechten.
Eddington seinerseits erinnerte sich
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