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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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auf Anzio.
Die Haupttafel zeigte mehr als 40 >Ziele< an, wie man Radarechos
nannte, jedes mit Vektorpfeil für Kurs und Geschwindigkeit. Einlaufend
hielt sich mit auslaufend in etwa die Waage. Manche davon waren riesig;
das Echo eines Supertankers unterschied sich nicht von dem einer
mittelgroßen Insel.
»Tja, bis hierher hätten wir's geschafft«, meinte Weps zu Captain
Kemper. »Vielleicht schlafen sie.«
»Und vielleicht gibt's den Großen Kürbis wirklich, Charlie Brown.« Jetzt drehten sich nur die Navigationsradare. Die Iraner bzw. UIRler
hatten sicher ESM-Gerät da drüben, aber wenn die eine Patrouille in der
Straße von Hormuz postiert hatten, war sie bisher nicht auszumachen. Manche Ziele ließen sich nicht zuordnen. Fischer? Schmuggler?
Freizeitskipper? Konnte man nicht sagen. Der Gegner hielt sich wohl etwas zurück mit dem Überqueren der Seestraße. Die Araber backbords waren
wohl genauso territorial eingestellt wie jeder andere, vermutete Kemper. Alle Schiffe waren auf Gefechtsstation, Kampfsysteme sämtlich
hochgefahren, aber noch auf Bereitschaft geschaltet. Wenn sich ihnen
jemand zuwandte, würden sie erst Sichtkontakt versuchen. Wenn sie
jemand mit Waffenlenk-Radar beleuchtete, würde das nächstgelegene
Schiff die Alarmstufe leicht steigern und sein SPY-Radar nach sich
nähernden Echos suchen lassen. Das aber wäre schwierig. Die Raketen
hatten unabhängige Suchsysteme, die Seestraße war überfüllt, und eine
Rakete könnte versehentlich das falsche Ziel anpeilen. So schießwütig
würden die Gegner nicht sein; es könnte ja mit einigen tausend gegrillten
Schafen enden, dachte Kemper mit einem Lächeln. So spannend diese
Phase auch war, für die Gegner war es auch nicht so einfach.
»Kursveränderung bei Spur vier-vier, wendet nach Backbord«, meldete
ein Mannschaftsgrad.
Das war ein Oberflächenziel gerade innerhalb UIR-Gewässer, sieben
Meilen entfernt und fast schon passiert. Kemper lehnte sich vor. Ein
Rechnerbefehl hob die Spur für die letzten zwanzig Minuten hervor. Gerade mal Steuerungsfahrt, rund fünf Knoten. Jetzt machte es zehn,
und hatte gedreht ... auf den Köderverband hinter ihnen zu. Die Daten
wurden O'Bannon weitergegeben, deren Captain den Verband
kommandierte. Abstand der beiden Echos war sechzehn Kilometer und
nahm ab.
Es wurde interessanter. Normandys Hubschrauber schloß von achtern
zur Spur auf, in niedriger Höhe. Die Piloten sahen grünweißes Aufleuchten,
als das unbekannte Schiff mehr Kraft gab, das Wasser aufrührte und mit
ihm die Organismen. Plötzliches Hochfahren hieß ...
»Ist ein Schnellboot«, gab der Pilot über Datenverbindung durch. »Hat gerade das Gaspedal durchgedrückt. Ziel beschleunigt!« Kemper verzog das Gesicht. Er hatte die Wahl: nichts tun, und vielleicht
geschah nichts. Nichts tun, und vielleicht schaffte das
Kanonen/Raketenboot den ersten Schuß gegen O'Bannon und den Verband. Etwas tun mit dem Risiko, die Gegenseite aufzuscheuchen. Aber wenn
das feindliche Schiff zuerst schoß, wußte der Gegner eh Bescheid, nicht? Vielleicht. Vielleicht nicht. Fünf Sekunden lang blieb es ein
Datengewirr; er wartete fünf weitere ab.
»Ziel ist ein Raketenboot, sehe zwei Rampen. Kurs des Ziels wird
stabil.«
»Der hat freie Bahn zur O'Bannon, Sir«, meldete Weps.
»Funkgespräche, ich habe UHF-Funkverkehr, Peilung null-eins-fünef.« »Abschießen«, sagte Kemper augenblicklich.
»Schießen!« sagte Weps über den Sprechkanal zum Hubi.
»Roger, greife an!«
»Combat, Ausguck. Sir, habe einen Blitz wie Raketenstart backbord
achtern - jetzt zwei, Sir.«
»Geben Sie ein, zwei Takte ...«
»Zwei weitere Starts, Sir.«
Scheiße, dachte Kemper. Der Hubi hatte nur zwei Penguin-ASMs. Der Feind hatte die ersten zwei gefeuert. Und er konnte jetzt nichts tun. Der Köderverband erfüllte seine Funktion. Er wurde beschossen. »Zwei Vampire, nähern sich - Ziel zerstört«, meldete der Pilot die
Vernichtung des Raketenboots - das wurde einen Moment später vom
oberen Ausguck bestätigt. »Wiederhole: Zwei Vampire nähern sich
O'Bannon.«.
»Silkworms sind große Ziele«, sagte Weps.
Sie konnten die Mini-Schlacht nur unvollständig verfolgen.
Navigationsradar zeigte O'Bannons Wende nach Backbord. Das würde ihre
Punktverteidungs-Raketenrampen achtern freigeben. Es würde auch den
angreifenden Raketen ein riesiges Radarziel bieten. Der Zerstörer feuerte
keine Ablenkungsköder, denn die Angreifer zu verwirren hieße, die UnRepSchiffe, die er bewachte, zu gefährden.

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