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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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unsere Bekanntschaft erzählt hat. Aber ich fürchte, Sie haben Ihre Beziehung zu meiner Tochter und mir vielleicht mißverstanden. Wir sind in London Nachbarn. Sie war so freundlich, sich mit meiner Tochter in« - er zögerte, sah kurz weg, richtete seinen Blick dann wieder auf Emily - »in Abwesenheit ihrer Mutter anzufreunden. Das ist das ganze Ausmaß unserer Bekanntschaft. Sie wußte nicht, daß ich hierherfuhr, um meiner Familie in einer polizeilichen Angelegenheit zur Seite zu stehen. Und sie wußte auch nicht, daß sich meine Erfahrung nicht auf meine Arbeit an der Uni beschränkt, weil ich ihr das nie erzählt habe. Als Sie mit der Bitte um ihre Unterstützung an sie herantraten, hatte sie daher keine Ahnung von irgendwelchen Dingen, die vielleicht -«
    »Wie bitte?« unterbrach Emily. »Was soll ich getan haben?«
    »Sie haben Sie doch angerufen? Und um ihre Unterstützung gebeten?«
    Barbara schloß einen Moment die Augen. Was hatte sie da angerichtet! »Azhar«, sagte sie, »so war es nicht. Ich habe Sie beide belogen. Ich bin Ihretwegen nach Balford gekommen.«
    Er starrte sie so entgeistert an, daß Barbara am liebsten im Boden versunken wäre, anstatt weitere Erklärungen abgeben zu müssen. Doch sie wurstelte tapfer weiter.
    »Ich wollte nicht, daß Sie da in irgendwas hineingeraten. Ich dachte, ich könnte verhindern, daß Sie in Schwierigkeiten geraten. Offensichtlich hab' ich das nicht geschafft. Zumindest nicht in Hadiyyahs Fall. Das hab' ich total vergeigt.«
    »Nein«, widersprach Emily. »Du hast uns auf die Nordsee hinausgebracht, Barbara, und dort mußten wir sein, um die Wahrheit zu erfahren.«
    Barbara warf ihr einen dankbaren Blick zu. Es entstand ein kurzes Schweigen, während dem sie hören konnten, wie das Team der Kriminalpolizei Informationen sammelte. Es würde spät werden für sie, aber die Atmosphäre war entspannt, da der Fall bald abgeschlossen sein würde.
    Emily richtete das Wort an Azhar. »Solange wir Malik nicht selbst vernehmen können, können wir uns nur ein skizzenhaftes Bild der Vorgänge machen. Sie können uns dabei helfen, Mr. Azhar. So, wie ich es sehe, ist Querashi Muhannad Maliks dunklen Geschäften durch Zufall an dem Abend auf die Spur gekommen, als er ihn nach seinem Besuch im Castle Hotel in Parkeston sah. Er wollte seinen Anteil am Geschäft. Er drohte, alles publik zu machen, wenn für ihn nichts abfiel. Muhannad machte Ausflüchte. Querashi schnappte sich Kumhar und brachte ihn auf seine Seite, indem er ihm weismachte, er hätte vor, dem Menschenhandel ein Ende zu bereiten. Er brachte Kumhar in Clacton unter, um ein Druckmittel gegen die Maliks in der Hand zu haben. Aber es ist leider nicht so gelaufen, wie er es sich erhofft hatte. Statt dessen wurde er ermordet.«
    Azhar schüttelte den Kopf. »So kann es nicht gewesen sein.«
    Emily fuhr gereizt auf.
    Alles wieder beim alten, dachte Barbara.
    »Nach allem, was Kumhar über Malik gesagt hat, können Sie doch nicht glauben, daß er mit diesem Mord nichts zu tun hat! Der Mann hat gerade erst Ihre eigene Tochter ins Meer geworfen.«
    »Ich zweifle nicht daran, daß mein Vetter in die Sache verwickelt ist, Inspector. Aber in Mr. Querashi täuschen Sie sich.«
    Emily runzelte die Stirn. »Wieso?«
    »Weil Sie unseren Glauben außer acht lassen.« Azhar wies auf einen der Stühle in Emilys Büro und sagte: »Sie gestatten? Ich merke, daß ich doch etwas wackliger auf den Beinen bin, als ich dachte.«
    Emily nickte. Sie setzten sich alle drei. Barbara lechzte - wieder einmal - nach einer Zigarette und vermutete, daß es Azhar ähnlich ging, als sie sah, wie seine Hand zur Brusttasche seines Hemdes wanderte, in der die Zigaretten steckten. Sie würden sich mit einer Rolle Fruchtdrops begnügen müssen, die Barbara aus den Tiefen ihrer Tasche hervorkramte. Sie bot ihm ein Bonbon an, und er nahm es dankbar nickend an.
    »Mr. Querashi hatte in seinem Qur'aan eine Stelle angemerkt«, erläuterte Azhar. »Es ging darum, daß man sich für die Schwachen einsetzen muß -«
    »Die Passage, die Siddiqi uns übersetzt hat«, unterbrach Emily.
    Azhar nickte und fuhr in ruhigem Ton fort. Wie Sergeant Havers bestätigen könne, habe Mr. Querashi in den Tagen vor seinem Tod mehrere Telefongespräche mit Pakistan geführt. Eins mit einem Mullah, einem geistlichen Führer, von dem er eine Definition des Wortes »schwach« erbeten hätte.
    »Was hat ›schwach‹ mit dem allen zu tun?« fragte Emily.
    Schwach im Sinn von

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