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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Oberkörper fest mit beiden Armen und rieb mit dem Daumen ihrer freien Hand nervös über ihren Oberarm.
    Ihre Mutter trat neben sie und machte sich mit mißbilligendem Getue an ihrem Haar zu schaffen. Sie zog eine Strähne weiter nach vorn, bauschte eine andere etwas nach außen auf. Rachels Gesicht zeigte Unwillen, aber sie wehrte ihre Mutter nicht ab.
    »Ihre Mutter sagt, daß das Ihre Handschrift ist«, sagte Barbara zu ihr. »Dann haben wahrscheinlich Sie den Verkauf getätigt. Können Sie sich daran erinnern?«
    »Ein Verkauf war es eigentlich nicht«, antwortete Rachel. Sie räusperte sich. »Eher ein Austausch. Sie fertigt Schmuck für uns an, Sahlah, meine ich, und da haben wir so eine Art Tauschgeschäft gemacht. Sie hat - na ja, sie hat kein eigenes Geld.« Sie zeigte auf eine Auslage folkloristisch wirkender Halsketten, schwere Stücke mit fremdartigen Münzen und geschnitzten Holzperlen.
    »Sie kennen sie also«, stellte Barbara fest.
    Rachel ging die Sache aus einer anderen Richtung an. »Das, was ich da geschrieben habe, sollte eine Gravur werden. ›Das Leben beginnt jetzt‹, das sollte innen in das Armband eingraviert werden. Aber so was machen wir hier nicht. Wir geben solche Aufträge weiter.« Sie legte das Kästchen, das sie aus dem Hinterzimmer mitgebracht hatte, auf den Ladentisch und öffnete es. Darin lag ein Gegenstand, der in weiches, rotes Tuch gehüllt war. Rachel entfernte das Tuch und legte ein goldenes Armband auf den Verkaufstisch. Es paßte in seinem eigenwilligen Stil zu den übrigen Schmuckstücken im Laden. Es war offensichtlich ein Armband, jedoch so unregelmäßig gestaltet, als wäre es in eine geschmeidige Form gegossen und seine Ausbildung dem Zufall überlassen worden.
    »Das ist ein Kennedy-Stück«, bemerkte Rachel. »Sie sind alle unterschiedlich, aber so können Sie sich doch eine allgemeine Vorstellung davon machen, wie AK-162 aussieht.«
    Barbara ergriff das Armband. Es war ein sehr ausgefallenes Stück, und hätte sie etwas Ähnliches unter Querashis Sachen gefunden, so hätte sie sich daran erinnert. Sie fragte sich, ob er es an dem Abend, an dem er umgekommen war, getragen hatte. Zwar konnte der Killer ihm das Armband abgenommen haben, nachdem er in den Tod gestürzt war, es erschien jedoch kaum wahrscheinlich, daß er das ganze Auto durchsucht hatte, um es zu finden. Und hatte Querashi wegen eines Armbands, das zweihundertzwanzig Pfund wert war, sterben müssen? Natürlich war es möglich, aber Barbara war nicht bereit, ihre nächste Gehaltserhöhung darauf zu verwetten.
    Sie ergriff wieder die Quittung und sah sie sich noch einmal genau an. Rachel und ihre Mutter sagten nichts, doch wieder tauschten sie einen Blick, und Barbara spürte eine Spannung, der sie auf den Grund gehen wollte.
    Die Reaktion der Frauen verriet ihr, daß irgendeine Verbindung zu dem Ermordeten bestand. Aber welcher Art mochte diese Verbindung sein? Sie wußte, wie gefährlich es war, voreilige Schlüsse zu ziehen - zumal, wenn solche Schlüsse auf etwas im Grunde so Oberflächlichem wie der äußeren Erscheinung eines Menschen beruhten -, aber es war schwierig, sich Rachel Winfield als Querashis heimliche Geliebte vorzustellen. Es war schwierig, sich Rachel Winfield überhaupt als Geliebte vorzustellen. Barbara, die selbst keine männermordende Schönheit war, wußte nur zu gut, welchen Wert Männer auf ein ansprechendes Gesicht legten. Es erschien daher nur logisch anzunehmen, daß die Verbindung, wie sie auch aussehen mochte, mit Liebe oder Sex nichts zu tun gehabt hatte. Andererseits hatte die junge Frau eine hübsche Figur, das mußte man auch in Betracht ziehen. Und im Schutz der Dunkelheit ... Barbara zügelte sich. Im Moment ging es nur um die Quittung und die Frage, wie sie in Querashis Besitz gelangt war und was aus dem Armband geworden war.
    Bei dem Gedanken an die Quittung warf sie einen Blick zur Kasse. Neben ihr lag ein aufgeschlagener Quittungsblock. Seine Blätter waren weiß. Und die Quittung aus Querashis Zimmer war gelb.
    Und erst jetzt sah sie auf dem Papier in ihrer Hand, was ihr vielleicht schon früher aufgefallen wäre, hätte sie sich nicht ganz auf den Namen Sahlah Malik, die Worte »Das Leben beginnt jetzt« und den Preis des gekauften Schmuckstücks konzentriert. Ganz unten auf dem Blatt stand noch ein Wort: »Geschäftskopie«.
    »Das ist eigentlich Ihre Kopie, nicht wahr?« fragte sie Rachel Winfield und ihre Mutter. »Der Kunde bekommt das weiße Original aus

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