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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Willkommen bereiten, wenn er eintrifft, so wie es sich für einen echten Nordmann gehört. Bis zu dem Tag wollen wir essen und trinken und uns des Lebens erfreuen … denn der Winter hat uns fast erreicht, meine Freunde, und viele von uns werden das Kommen des Frühlings nicht erleben.«
    Der Lord von White Harbor hatte für Speise und Trank gesorgt, schwarzes starkes und helles Bier, rote und goldene und dunkle Weine aus dem warmen Süden, die in tiefen Kellergewölben gereift und in dickbauchigen Schiffen in den Norden gekommen waren. Die Hochzeitsgäste ließen sich Dorschkuchen und Winterkürbisse schmecken, sie verspeisten Berge von Rüben und große Käseräder, rauchende Scheiben Hammel und halb verkohlte Rinderrippen und zum Schluss drei große Hochzeitspasteten, die sich in der Größe mit Wagenrädern messen konnten und deren knuspriger Teig bis zum Platzen mit Karotten, Zwiebeln, Rüben, Pastinaken, Pilzen und gewürztem Schweinefleisch gefüllt war und in köstlichem braunem Bratensaft schwamm. Ramsay hackte Stücke mit seinem Falchion ab, und Wyman Manderly persönlich bediente und reichte die ersten dampfenden Portionen Roose Bolton und seinem fetten Frey-Weib, die nächsten Ser Hosteen und Ser Aenys, den Söhnen von Walder Frey. »Das ist die beste Pastete, die Ihr je gegessen habt, Mylords«, verkündete der fette Lord. »Spült sie mit Arborgold hinunter und genießt jeden Bissen. Ich weiß, dass ich das tun werde.«
    Manderly hielt Wort und verschlang sechs Portionen, zwei von jedem der drei riesigen Pasteten, schmatzend leckte er sich die Lippen, klopfte sich auf den Bauch und stopfte sich voll, bis sein Gewand mit braunen Soßenflecken besprenkelt war und sein Bart voller Krustenkrümel hing. Sogar die Fette Walda Frey konnte bei seiner Völlerei nicht mithalten, obwohl auch sie immerhin drei Stücke schaffte. Ramsay langte ebenfalls herzhaft zu, seine blasse Braut hingegen starrte die Portion auf dem Teller vor sich nur an. Als sie den Kopf hob und Theon ansah, erkannte er die Angst in ihren großen braunen Augen.
    Langschwerter waren in der Halle nicht erlaubt, doch jeder Mann trug einen Dolch, sogar Theon Greyjoy. Wie sollte man sonst sein Fleisch schneiden? Jedes Mal, wenn er zu dem Mädchen schaute, das einst Jeyne Poole gewesen war, spürte er den Stahl an seiner Seite. Ich kann sie nicht retten, dachte er, aber ich könnte sie immerhin leicht töten. Niemand würde damit rechnen. Ich könnte sie um die Ehre eines Tanzes bitten und ihr die Kehle durchschneiden. Das wäre eine Gnade, oder nicht? Und wenn die alten Götter mein Gebet erhören, wird Ramsay mich in seinem Zorn ebenfalls umbringen. Theon hatte keine Angst vor dem Sterben. Unter Dreadfort hatte er gelernt, dass es viel schlimmere Dinge als den Tod gab. Ramsay hatte ihn das gelehrt, Finger für Finger und Zeh für Zeh, und diese Lektion würde er niemals vergessen.
    »Ihr esst ja gar nichts«, stellte Lady Staublin fest.
    »Nein.« Essen fiel ihm schwer. Ramsay hatte so viele seiner Zähne zersplittert, dass das Kauen schmerzte. Trinken ging leichter, obwohl er den Weinbecher mit beiden Händen packen musste, um ihn festzuhalten.
    »Mögt Ihr keine Schweinepastete, Mylord? Es ist die beste Schweinepastete, die wir je hatten, wenn wir unserem fetten Freund glauben können.« Sie deutete mit dem Weinbecher auf Lord Manderly. »Habt Ihr den Fettsack jemals so glücklich gesehen? Er tanzt ja fast. Und bedient mit eigener Hand.«
    Das stimmte. Der Lord von White Harbor entsprach vollkommen dem Bild des fröhlichen Dicken, er lachte und lächelte und scherzte mit den anderen Lords, denen er immer wieder auf die Schulter klopfte, um dann den Musikern vorzuschlagen, was sie als Nächstes spielen sollten. »Wie wäre es mit ›Die Nacht, die endete‹, Sänger«, brüllte er. »Der Braut wird es gefallen, das weiß ich. Oder singt uns von der tapferen jungen Danny Flint und rührt uns zu Tränen.« Wenn man ihn anschaute, mochte man meinen, er sei der frischvermählte Bräutigam.
    »Er ist betrunken«, sagte Theon.
    »Er ersäuft seine Angst. Er ist ein Feigling bis ins Mark.«
    War er das tatsächlich? Theon war nicht sicher. Seine Söhne waren ebenfalls fett gewesen, und trotzdem hatten sie sich in der Schlacht keine Schande gemacht. »Eisenmänner schlemmen ebenfalls vor dem Kampf. Ein letztes Mal das Leben schmecken, sollte der Tod auf sie warten. Falls Stannis kommt …«
    »Er wird kommen. Er muss kommen.« Lady Staublin kicherte.

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