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Schwestern Des Blutes

Schwestern Des Blutes

Titel: Schwestern Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn , Lynda Hilburn , Kathryn Smith
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    D er Raum war eine Schattierung dunkler als die Nacht. Ich schob mich durch duftende Rauchwolken und unterdrückte ein Husten. Der Duft von schalem Wein und langsam faulenden Lotosblüten hing klebrig und überreif in der Luft. Lärm hallte durch den kaum beleuchteten Raum – von dem misstönenden Chor aus Flüstern und Lachen, betrunkenem Gesang und Streitereien an den Spieltischen bekam ich üble Kopfschmerzen. Ja, im Collequia steppte der Bär, und er trampelte dabei auf meinen Nerven herum. Ich hatte einen sehr langen, richtig üblen Tag hinter mir, und er war noch nicht vorbei. Normalerweise kam ich hierher, um mich ein bisschen zu amüsieren, aber heute Abend war ich beruflich unterwegs.
    Die Opiumfresser von der harten Sorte waren zahlreich versammelt. Meine Nase zuckte. Sie stanken ungewaschen – nach dem Schweiß und Schmutz einer ganzen Woche – und waren auf Sex aus. Nein, das stimmt nicht ganz. Sie waren auf Geld aus, und das beschafften sie sich, indem sie einer Frau – oder auch einem Mann – alles gaben, was sie oder er wollte. In Anbetracht ihrer Lebensgewohnheiten legten sie vermutlich noch ein paar Extras umsonst obendrauf. Krankheiten, Läuse, Flöhe … lauter nette Kleinigkeiten, die ich mir gewiss nicht einfangen wollte.
    Die hübschen Jungs saßen in Grüppchen dicht gedrängt um ihre Tische zusammen, nuckelten an Wasserpfeifen, tratschten und beäugten jeden, der zur Tür hereinkam. O ja, sie gierten nach Geld. Opium war ein teures Gut, und die Vorliebe unserer illustren Königin belebte den Handel. Sie diktierte den Verkäufern in der ganzen Stadt den Preis. Prostitution war eine einfache Möglichkeit, an die nächste Dosis zu kommen.
    Manchmal fragte ich mich, was mich immer wieder in diesen Nachtclub zog, aber natürlich waren nicht alle wegen der Drogen hier. Ich hatte im Collequia schon einige Freunde und Liebhaber kennengelernt.
    Ich ließ den Blick auf der Suche nach meiner Beute durch den Raum schweifen. Roche, der zu den Verschleierten Feen gehörte, wurde wegen Vergewaltigung und Mordes gesucht. Außerdem gehörte er zufällig der Garde Des’Estar an. Oder vielmehr hatte er ihr angehört, bis er auf die schiefe Bahn geraten war. Auf die ganz schiefe.
    Als Lathe, mein Chef beim Y’Elestrischen Nachrichtendienst, mir den Fall übertragen hatte, war mir eines sonnenklar gewesen: Die glaubten, dass ich nicht den Hauch einer Chance hatte, den Kerl zu erwischen. Mir und meinen Schwestern gaben sie immer die Fälle, die als unlösbar galten. So konnten sie uns Unfähigkeit vorwerfen und selbst das Gesicht wahren, während wir einen weiteren Strich auf einer langen Liste verbockter Aufträge bekamen. Camille D’Artigo, zu Ihren Diensten – auf dem raschen Aufstieg ins Nirgendwo.
    Ich wand mich an einem Tisch vorbei und ignorierte die Betrunkenen, die mir auf den Busen starrten. Humberfeen, ein ganzer Haufen – derb und ordinär. Das Glotzen konnte ich ihnen allerdings nicht verdenken. Schließlich hatte ich mich absichtlich aufgedonnert. Erstens stand Roche auf kurvenreiche Frauen, also setzte ich auf mein Aussehen, um ihn aus der Reserve zu locken. Und zweitens hatte ich schon auf eine Gelegenheit gewartet, mein neues Outfit auszuführen: eine eng anliegende, halb durchsichtige, purpurrote Bluse, ein dünner Rock mit einem Schlitz bis zum Ansatz meines Oberschenkels und ein silbriges, hauchzartes Höschen. Das machte Eindruck, keine Frage.
    Wenn Männer mir also auf den Busen glotzten, gehörte das praktisch dazu, und über so etwas ging ich lachend hinweg. Die schweißnasse Hand jedoch, die meinen Hintern betatschte, fand ich nicht mehr witzig.
    »Das geht einen Schritt zu weit, mein Junge.«
    Der Mann rührte sich nicht und nahm auch nicht die Finger weg. »He, Kleine, lass mich mal ran. Ich kann ein paar tolle Tricks mit der Zunge, die musst du erleben.«
    »Finger weg. Bei mir gibt’s keinen Mitleidsfick.« Und auch kein Geld für Sex, und die Opiumfresser waren ja doch nur auf Geld aus, um sich die nächste Runde leisten zu können.
    »Mitleid müsste man mit dir haben, wenn du dich nicht von mir ficken lässt.« Er schnaubte grunzend und kniff fester zu.
    Mir wurde klar, dass ich aus der Sache wohl nicht rauskommen würde, ohne eine Szene zu machen. Ich schob das Bein durch den Rockschlitz vor, um ihm den Silberdolch zu zeigen, der an meinem Oberschenkel festgeschnallt war. »Nimm die Finger von meinem Hintern, sonst ramme ich dir das hier in die Hose, und dann

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