09-Die Pfade des Schicksals
seines Gewands nach Bhapa und Pahni. So schnell, dass die Seilträger nicht mehr Lebewohl sagen konnten, riss er sie an sich und verschwand mit ihnen.
Linden trat unwillkürlich einen Schritt vor, als wollte sie ihnen folgen. Das Verschwinden der beiden schien eine Lücke zu hinterlassen, die sie ausfüllen wollte. Aber Stave hielt sie sofort auf, und sie konnte natürlich nirgends hin.
An ihrer Seite sackte Mahrtiir wie ein Mann zusammen, der einen plötzlichen Verlust erlitten hat. Nachdem seine Seil träger nun fort waren, wirkte er verunsichert, als hätte er sie fortgeschickt, damit sie sich demütigen lassen mussten. Das Verhalten Handirs und der übrigen Meister in Schwelgenstein lieferte dem Mähnenhüter keinen Grund zu der Annahme, Bhapa und Pahni könnten Erfolg haben.
Linden hoffte, eine der Riesinnen werde etwas sagen, um Mahrtiir zu beruhigen. Sie selbst konnte es nicht. Aber Covenant hatte sich schon wieder in Bewegung gesetzt; lief weiter auf und ab. »Höllenfeuer«, murmelte er vor sich hin. »Sein Reittier?« Er wiederholte diese Frage mehrmals, dann drehte er sich ruckartig nach der Gesellschaft um.
Auch wenn Bhapa und Pahni - und der Eifrige - abrupt verschwunden waren, lenkte sein Verhalten die Aufmerksamkeit aller auf ihn.
»Ich brauche den Namen seines verdammten Pferdes nicht zu wissen«, krächzte er. »Ich muss fort.« Dann fluchte er nochmals: Flüche, die allen längst so vertraut waren, dass sie wie Bitten klangen. Linden war sprachlos verblüfft, Stave zog leicht die Augenbrauen hoch, und die Schwertmainnir waren offen überrascht, als er wiederholte: »Ich muss fort.«
Selbst auferlegter Zwang ließ seine Stimme schroff klingen, als er hinzufügte: »Ich weiß, dass das recht plötzlich kommt. Reden wir nicht davon, dass ich meistens wertlos bin. Linden, du glaubst noch immer, dass du mich brauchst. Sonst hättest du nicht so viel auf dich genommen, um mich zurückzuholen. Bestimmt ist es scheußlich, mich jetzt weggehen zu sehen. Teufel, mir würde es an deiner Stelle nicht anders ergehen. Aber ich muss fort.
Und du kannst nicht mitkommen. Bevor ich mir Sorgen wegen anderer Dinge mache, muss ich etwas allein erledigen.«
… er hat eine andere Aufgabe.
Während Linden noch damit kämpfte, diesen Schlag zu verwinden, zuckte er verlegen mit den Schultern. »Na ja, nicht ganz allein. Ich nehme Clyme und Branl mit. Bis ich zurückkomme, müsst ihr ohne die beiden auskommen.«
Seine Hände umklammerten den umhüllten Krill, als hinge sein Leben davon ab.
… von der er sich nicht ablenken lassen darf.
Die verwirrten Riesinnen mühten sich ab, eine Antwort zu finden. Mahrtiir beobachtete Covenant offen kummervoll. Sogar Staves ausdruckslose Miene ließ gewisses Missfallen erkennen.
»Ist das irgendeine neue Erinnerung?«, fragte die Eisenhand schließlich. »Besitzt du Wissen oder Verständnis, das du noch nicht enthüllt hast?«
Linden achtete jedoch auf niemanden außer den Mann, der sie einst geliebt hatte - und jetzt nicht zulassen wollte, dass sie ihn berührte.
»Covenant …«, keuchte sie unbewusst nach Atem ringend. »Covenant!« Er wies sie ab. »Wovon redest du eigentlich?« Gott, er wies sie tatsächlich zurück. »Ich brauche … wir brauchen … Verdammt noch mal, Covenant! Das Land braucht dich, wenn wir dir alle gleichgültig sind.«
Seinetwegen hatte Linden die Schlange des Weltendes geweckt. Die Folgen ihrer Verzweiflung oder Narretei konnte sie nicht ohne ihn ertragen.
»Linden, du musst mir zuhören. « Sein Blick brannte von Emotionen, die sie nicht deuten konnte. In seinen Augen loderten trübe Feuer von Verlust oder Mitleid oder reiner Wut. »Ich rede von Joan.«
Einen Augenblick lang hob er den Krill, als wollte er ihn Linden in die Brust stoßen. Dann verzog er das Gesicht. Er steckte die eingewickelte Waffe wieder in den Hosenbund seiner Jeans. Mit leeren Händen, als wäre er hilflos, versuchte er eine Erklärung.
»Sie ist nicht nur eine Weißgoldträgerin, die die ganze Welt in eine Wüste verwandeln kann, wenn sie lange genug lebt. Und sie leidet nicht nur Höllenqualen, weil der verdammte Turiya und die verfluchten Skest sie nicht sterben lassen. Sie war meine Frau. Sie ist Rogers Mutter. Dafür bin ich ihr etwas schuldig.« Damit konnte er Wiedergutmachung oder Vergeltung meinen. »Sie ist mein Problem. Bevor ich mich um Jean gekümmert habe, kann ich nichts anderes tun.«
Während Linden nach Luft rang, trat Raureif Kaltgischt vor. Um
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