09-Die Pfade des Schicksals
an, als wollte er mehr hören…. eine andere Aufgabe. Die Riesinnen hatten sich alle Mähnenhüter Mahrtiir zugewandt. Raureif Kaltgischt, die sein Gesicht mit der Augenbinde studierte, meinte unsicher: »Das wäre zu viel verlangt. Bestimmt könnten Stave oder einer der Gedemütigten …?«
»Auf mich würden die Meister nicht hören«, stellte Stave nüchtern fest. »Und die Gedemütigten lassen Covenant nicht allein. Es wäre zwecklos, sie dazu aufzufordern.«
»Dann eine Riesin?«, fragte die Eisenhand. »Die Meister haben uns jahrhundertelang erklärt, dass wir bei ihnen nicht willkommen sind. Trotzdem möchte ich glauben, dass sie ihre einstige Hochachtung für die Entwurzelten und später für die Riesen der Suche nicht vergessen haben.«
»Nein.« Der Mähnenhüter sprach, als wäre sein Wort Gesetz. »Diese Aufgabe übernehmen meine Seilträger. Sie ist ihnen vorausbestimmt. Sie werden sie nicht ablehnen.«
…ihr beiden habt die schwierigste Aufgabe. Ihr müsst zusehen, dass ihr überlebt. Und ihr müsst dafür sorgen, dass sie auf euch hören.
Aus demselben Grund konnte Mahrtiir die Seilträger nicht begleiten. Covenant hatte ihm geraten, einen anderen Weg zu nehmen.
Du hast einen langen Weg vor dir, bis dein Herzenswunsch sich erfüllt. Sieh nur zu, dass du zurückkommst.
»Mähnenhüter, nein!«, rief Bhapa erschrocken aus. »Ich flehe dich an!«
Linden wollte ihm instinktiv zustimmen. Sie fürchtete Covenants Prophezeiungen. Alle schienen auf Tod hinauszulaufen.
Auf sie würden sie nicht hören. Sie hat ihnen schon zu viele Gründe geliefert, sich ihrer selbst zu schämen.
Aber dann trat Pahni eifrig vor. »Ja!« Ihre sanften Augen blitzten wie die eines Raubvogels. »Ich werde den Meistern Liands Tod zu Füßen legen und eine Erklärung fordern. Sie halten sich für die Nachkommen der Bluthüter. Ich werde einen ähnlichen Dienst von ihnen fordern.
Komm, Bhapa!«, forderte sie ihn auf. Engagiert und gebieterisch streckte sie dem älteren Seilträger die Hand hin. »Kein Seilträger darf zögern, wenn der Mähnenhüter spricht und das Bedürfnis des Landes klar ist.«
Der Eifrige ließ unverständliche glucksende Laute hören. Er war zu schwach, um noch lachen zu können.
Mit einer Art Mitgefühl in der Stimme fragte Mahrtiir: »Willst du mich widerlegen, Bhapa? Bist du zur Begleiterin der Ring-Than bei ihren Abenteuern bestimmt worden, weil du für geringere Aufgaben ungeeignet warst? War Whrany nicht bereit, dich zu tragen, obwohl bis zu jenem Tag noch kein Ramen ein Ranyhyn geritten hatte? Und hat Rohnhyn sich dir nicht freiwillig angeboten, als Whrany den Tod gefunden hatte? Der Zeitenherr hat von Vertrauen gesprochen. Nun wird es Zeit, dass Seilträger Bhapa von den Ramen auf sich selbst vertraut.«
Aus Bhapas Miene sprach Panik; in seinem Blick glitzerte nackte Angst. Sein Gesicht war aschfahl geworden.
Aber dann verbeugte er sich bebend vor seinem Mähnenhüter. Als er Pahnis Hand ergriff, zitterte seine Hand wie Espenlaub.
Mit sichtlicher Anstrengung löste Covenant seine Finger von dem Krill. »Tut mir leid«, murmelte er, ohne dabei jemanden anzusehen. »Sollte das meine Idee gewesen sein …« Er verzog das Gesicht. »Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe. Ihr hättet eine Erklärung verdient, aber ich weiß wirklich keine.«
Linden verwünschte ihn innerlich. Unter anderen Umständen hätte sie wahrscheinlich protestiert. Sie wusste nicht, wie sie Liands Tod ertragen sollte - oder Aneles, sogar Galts. Sie wollte nicht auch noch Bhapa und Pahni verlieren.
»Zeitenherr«, keuchte der Eifrige heiser.
Covenant trat näher an ihn heran. »Ja?«
Der Insequente drängte hörbar angestrengt und so deutlich wie möglich: »Merk dir Mishio Massima.«
Covenant starrte ihn an. »Ist das dein wahrer Name?«
Ließ er sich damit heraufbeschwören? Selbst so kurz vor dem völligen Zusammenbruch.
Der Sterbende lachte heiser. »Das ist mein Reittier.«
Im nächsten Augenblick erfasste das Geas der Insequenten ihn ein letztes Mal. Es riss ihn hoch, wobei er den Kopf in den Nacken warf, als müsste er laut schreien. Bunte Bänder schlängelten sich um ihn; sanken zu Boden; flatterten wieder hoch. Seine Hände griffen wie Krallen in die Luft.
»Es ist genug«, sagte er, als würden die Worte ihm einzeln entrissen. »Wir sind zufrieden. Dies ist das Ende des Eifrigen. Besteht die Erde weiter, wird er als Größter aller Insequenten geehrt werden.«
Dann griffen die Stoffbänder
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