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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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jegliche Andeutung von Schlamm und Unrat verschwunden. Hynyn musste ihn zu einem Bach mit klarem Wasser gebracht haben, wo Stave seine Kleidung gewaschen und so lange an einen Felsen geschlagen haben musste, bis selbst die alten Blutflecken sich gelöst hatten.
    Jetzt stand er zwischen Mähnenhüter Mahrtiir und Frostherz Graubrand, betrachtete Linden mit seinem verbliebenen Auge und wartete, als wäre er sein Leben lang niemals ungeduldig gewesen.
    Seine Sauberkeit bewog Linden dazu, ihren eigenen Zustand zu begutachten. Obwohl sie nicht selbst in der Sarangrave gewesen war, war sie von ihrem Ritt durch Wind und Regen schmutzig. Auch sie musste baden. Und was ihre Kleidung betraf…
    Die war unverändert. Der raue Flanell ihrer Bluse sah aus, als wäre Linden in ein Dornengestrüpp geraten. Ein kleines rundes Loch bezeichnete die Stelle, unter der ihr Herz nicht mehr hätte schlagen dürfen. Die ausgefranste Linie am Saum war alles, was noch an ihre Dankbarkeit der Mahdoubt gegenüber erinnerte.
    Unterhalb der Knie beider Jeansbeine erklärten grüne Linien ihre Notlage in einer Schrift, die sie nicht lesen konnte. Wo sie sich geschnitten hatte, komplizierten Blutkleckse die Grasflecken, änderten sie ins Obskure ab oder verwandelten ihre Bedeutung.
    Ganz zerschlagen, als wären alle ihre Träume Kämpfe gewesen, rappelte Linden sich auf. Als sie sich von Spätgeborener einen Wasserschlauch und etwas Essen geben ließ, teilte Stave ihr mit: »Die Ranyhyn bringen uns zu einem Nebenlauf der Trümmerschwemme. Dort finden wir sauberes Wasser und Aliantha.«
    »Das wäre gut«, meinte Rahnock verdrießlich. »Der Schlamm der Sarangrave …« Sie verzog das Gesicht. »… klebt an einem. Den Gestank habe ich noch immer in der Nase. Das Zeug lässt sich einfach nicht abreiben.«
    Steinmangold und die Eisenhand nickten ebenso angewidert.
    »Aber ich rate zur Eile«, fügte Stave hinzu. »Auserwählte, ich kann nicht wie der Mähnenhüter mit den großen Pferden kommunizieren. Aber in Hynyn spüre ich eine neue Dringlichkeit. Die Ranyhyn scheinen jetzt Eile zu wünschen.«
    »Sie können sich wünschen, was sie wollen«, wehrte Kaltgischt ab. »Wir müssen uns waschen. Wir kommen schneller voran, wenn wir nicht mehr den Gestank von Fäulnis und Bösartigkeit in der Nase haben.«
    Eile?, hätte Linden am liebsten gefragt. Warum jetzt? Nachdem wir zwei Tage lang nur im Schritt gegangen sind? Aber sie war noch zu benommen, um Fragen zu stellen, die keiner ihrer Gefährten würde beantworten können. Stattdessen trank und kaute und schluckte sie und versuchte zu glauben, sie sei bereit.
    So bereit, wie sie jemals sein würde.
    Spätgeborene packte die schwindenden Vorräte der Gesellschaft ein und rollte die Decken zusammen. Mahrtiir und die Riesinnen hatten anscheinend schon früher gegessen - oder wollten ein Frühstück ausfallen lassen. Als Linden erst Stave, dann Mahrtiir und zuletzt Raureif Kaltgischt zunickte, brach die Gesellschaft unter Führung von Zirrus Gutwind auf, die sie südwärts durch die Hügel führte.
    Bei Sonnenaufgang hatte der Wind nachgelassen. Jetzt war die Luft still und erwärmte sich allmählich. Trotzdem blieb der Tag grau, der Himmel über ihnen war von Reue verfärbt, als hätte sich im Osten des Landes ein trüber Nebel aus Bedauern festgesetzt. Die mutlos wirkende Sonne konnte den Dunst kaum durchdringen.
    In dem trüben Licht stieß die Gesellschaft auf Hyn, Hynyn, Narunal und Khelen, die in einem offenen Gelände auf sie warteten. Jenseits einer kleinen Ebene ragte eine weitere zerklüftete Barriere auf, dahinter noch eine. Aber Linden hatte keine Augen für die Hindernisse vor ihnen. Sie war nur froh, Hyn wiederzusehen.
    Sie hätte wissen müssen, dass die Stute zurückkommen würde. Was die Ranyhyn in der Nähe der Sarangrave-Senke gesucht hatten, blieb unklar, aber sie hatten ihre Reiter nicht im Stich lassen wollen.
    In Hyns dunklen Augen stand ein verlegener Ausdruck, als sie sich Linden näherte. Hyn blieb knapp außer Lindens Reichweite stehen, wieherte Fragen. Als Hynyn gebieterisch schnaubte, kam sie einen weiteren Schritt näher, beugte ein Bein und senkte den Kopf.
    Ach, lass das, dachte Linden. Ich werfe dir nichts vor. Ich weiß nicht, warum du es getan hast. Aber ihr hattet bestimmt eure Gründe. Würde ich sie verstehen, würde ich sie vielleicht sogar billigen.
    Mein Gott, sie sind Ranyhyn. Ihnen wird schon was einfallen.
    Um die Stute zu beruhigen, ging Linden zu ihr und

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