Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
das Schicksal der Erde zu bestimmen? Also gut. Ich werde mit dir reden, während die Lady sich bemüht, ihre Gedanken zu ordnen.«
    Mit düsterer Miene fuhr der Eifrige fort: »Wir Insequenten kennen deine Absichten. Uns ist auch bewusst, dass die Vernichtung allen Lebens droht. In der Tat sagen manche unter uns voraus, dass viel vom Wert deines Schwurs und den Folgen deines Begehrens abhängen wird; und viele Jahrhunderte des Studierens haben uns gelehrt, dass es in der Natur der Gier liegt, andere in die Irre zu führen. Wer von Gier beherrscht wird - wie ich für mich selbst eingestehe -, spricht manchmal wahr, um die Wahrheit zu verbergen. Lassen wir etwas Derartiges zu, kannst du deinen Schwur halten und die Lady trotzdem betrügen, weil sie die in deinen Worten verborgenen Auslassungen nicht entdecken kann.
    Deshalb bin ich gekommen und verkörpere durch meine Person den gemeinsamen Willen unseres Volkes. Noch nie hat eine Sache oder Notlage es vermocht, die Insequenten von ihren einsamen Studien fortzulocken, die einzige Grundlage unserer vielfältigen Talente sind. Trotzdem begehren wir zu leben, wie das Leben selbst Fortdauer begehrt. Das drohende Ende aller Wünsche und Begierden steht nun unübersehbar bevor. Geht die Welt unter, bleibt kein Insequenter übrig, um ihren Untergang zu beklagen. Allein aus diesem wichtigen Grund haben wir unsere Einsamkeit aufgegeben, um unsere Absichten in meiner Person vereinigen zu können. Ich verkörpere alles, was unser Volk zu dem gemacht hat, was es ist.
    Als Beweis und Siegel dafür, dass ich der bevollmächtigte Gesandte der Insequenten bin, soll dir diese kleine Machtdemonstration dienen.«
    Die Bänder um sein Haupt flatterten und verdrehten sich wie aus eigenem Antrieb und schienen erst länger, dann kürzer zu werden, als sie wie bei einem geheimnisvollen Ritual wogten. In silbernen Schimmer getaucht vollführten sie ein delikates Maskenspiel. Und noch ehe Linden - und offenbar auch der Egger - erraten konnte, was es bedeuten mochte, verschwand das Schlachtross des Eggers zwischen seinen Beinen.
    Als sein Pferd sich in Luft auflöste, plumpste der Egger schwer ins Gras, und landete mit unwillkürlichem Grunzen und einem erbitterten Fluch.
    Das Lachen der Riesinnen befeuerte seinen Zorn als er aufsprang, und Linden erwartete, dass er nun zu irgendeinem Gegenangriff übergehen würde. Aber stattdessen zog er nur sein Wams zurecht und warf sich seinen Reitmantel flott wie zuvor um die Schultern. Obwohl seine Aura vor Zorn sprühte, schien er in der Magie des Eifrigen etwas zu sehen, das Linden entging: etwas, das zur Zurückhaltung mahnte.
    Der Eifrige blickte lächelnd auf seinen Landsmann hinab: »Wir wollen uns in keiner Weise in deinen Handel mit der Lady oder deine nachfolgenden Absichten einmischen. Tatsächlich habe ich Anweisung, dich darin zu unterstützen. Auch die traditionellen Selbstbeschränkungen unseres Volkes werden wir achten. Trotzdem bin ich gekommen, um als Bedingung zu stellen, dass allein die Lady über die Einhaltung deines Schwurs zu urteilen hat.«
    Einen Augenblick lang wirkte der Egger schockiert; dann verfinsterten Wut und Empörung seine Miene, und fast schien es, als wollte er einen Fluch ausstoßen, als der Eifrige fortfuhr: »Sie allein wird bestimmen, was zum Umfang deines Schwurs gehört und was nicht. Und wir werden deinen Schwur erst als erfüllt ansehen, wenn sie sich zufrieden erklärt.« Er lächelte. »Außerdem werde ich dich im Namen all jener Insequenten, die du angerufen hast, begleiten. Du überlegst zweifellos, wie du deinen Schwur umgehen kannst - und genau das werde ich verhindern. Und der Zufall kann es wollen, dass du meine Hilfe brauchst.«
    In auffälligem Gegensatz zu seiner großspurigen Art verfinsterte für den Bruchteil eines Augenblicks ein gehetzter Ausdruck die Miene des Eifrigen, als er von Hilfe sprach.
    Linden blinzelte und starrte die beiden Männer benommen an. Einen Schwur halten und ihn dennoch brechen? Wie kam es, dass sie die Befürchtungen des Eifrigen nicht recht begriff? Ihr Wunsch, ihren Sohn zu befreien, musste weiterreichende Folgen haben, als sie bislang geahnt hatte - auch wenn sie sich weiß Gott nicht vorstellen konnte, wie diese aussehen mochten.
    Plötzlich knurrte Mahrtür: »Komm zum Schluss, Insequenter. Die Ring-Than hat genügend Freunde. Deine angebliche Fürsorge bedeutet nichts. Sprich offen oder schweige. Nenne den Verrat, den der Egger verüben wollte, damit wir den Wert

Weitere Kostenlose Bücher