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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Thomas Covenant Joan das einzige Geschenk, das jemand ihr noch machen konnte. Fast zusammensackend stieß er ihr seine Klinge in die Brust.
    Mit Hoch-Lord Loriks Krill akzeptierte er ihre Schuld und befreite sie. Dann sank er auf die Knie.
    Als Joan starb, hörte er Mhornyn und Naybahn klagend in die Nacht hinauswiehern.
    Später wurde Covenant klar, dass Branl und Clyme weiter bei ihm waren. Wilde Magie und Joans Tod hatten sie aus der Zäsur geholt, bevor der Bogen der Zeit sich selbst geheilt und die beiden für immer aus ihrer wirklichen Zeit ausgeschlossen hatte.
    Auch die Ranyhyn waren weiter da. Dass er Joan ermordet hatte, hatte es ihnen erspart, eine Frau, die sie liebte, niedertrampeln zu müssen. Weil Covenant zu solchen Dingen imstande war, fürchteten sie ihn - und würden ihm bis zuletzt treu bleiben.
    Turiya Herem war fort. Covenant bildete sich nicht ein, den Wüterich ermordet zu haben. Zweifellos hätte der Krill Lord Fouls Diener töten können, wenn Turiya darauf bestanden hätte, Joan weiter zu besitzen. Aber das hatte der Wüterich nicht getan. Er hatte ihre wertlose Hülle zurückgelassen und sich auf die Suche nach einem neuen Wesen gemacht, von dem er Besitz ergreifen konnte.
    Covenant dachte jedoch nicht an Turiya oder die Ranyhyn oder das unwahrscheinliche Überleben der Gedemütigten. Er dachte fast gar nichts. Von der Ermordung Joans wie betäubt war ihm nicht bewusst, dass er den Krill fallen gelassen hatte; dass Branl die Waffe aufgehoben hatte; oder dass der Schmuckstein des Dolchs jetzt dunkel war, weil er wilde Magie und Leuchtkraft eingebüßt hatte. Covenant war nur dankbar dafür, nicht allein zu sein.
    Er hatte seine Verbrechen nie allein ertragen können. Ohne Freunde und Gefährten und Liebe, die standhafter war, als er verdiente, wäre er längst gescheitert.
    Als Clyme oder Branl sprach, hörte er sie nicht. Selbst konnte er nicht sprechen. Stattdessen kroch er aus zahlreichen Wunden blutend weiter, bis er Joan erreichte. Ihre Arme waren noch immer ausgebreitet; schienen noch immer auf die Pferde zu warten. Mit der rechten Faust umklammerte sie weiter ihren Ehering.
    So sanft wie nur möglich bog er ihre Finger auf, bis er den Ring an sich nehmen konnte.
    Einige Augenblicke lang begutachtete Covenant ihn nachdenklich, als wäre er nur billiger Tand, den man wegwerfen konnte, sobald er seinen Zweck erfüllt hatte. Aber zuletzt akzeptierte er auch ihn. Er streifte sich die Kette über den Kopf, sodass der Ring auf seinem Brustbein ruhte: einem der wenigen Knochen seines Brustkorbs, der nicht wenigstens angebrochen zu sein schien.
    Erst dann begann er zuzuhören.
    »Ur-Lord«, sagte Clyme oder Branl, »wir müssen schleunigst fort. Der Tsunami kommt.« Einer von ihnen fügte hinzu: »Wir können dich nicht in Sicherheit tragen. Wir sind nicht schnell genug. Diesmal musst du reiten.«
    Es dauerte Sekunden, bis Covenant merkte, dass er nur ein einziges Wort ausstoßen konnte.
    »Niemals.«
    Wenn er sonst nichts leistete, das als Wiedergutmachung dienen konnte, würde er wenigstens sein den Ranyhyn gegebenes Wort halten, verdammt noch mal!
    Die Gedemütigten erhoben keine Einwände. Sie bestiegen rasch ihre Ranyhyn und ritten von zwei Seiten an Covenant heran, beugten sich zu ihm hinunter, packten ihn in Schulternähe an den Armen und hoben ihn zwischen sich hoch.
    Mhornym und Naybahn brauchten nicht angetrieben zu werden. In perfektem Gleichschritt und in exakt gleichbleibendem Abstand verfielen sie in Galopp und hielten auf das einzige Ziel zu, das Rettung versprach: die gespaltenen Klippen, auf denen Lord Fouls Hort einst hoch über dem Meer gestanden hatte.
    Hilflos zwischen ihnen hängend, während seine Arme vor Schmerzen weinten und gebrochene Brustknochen sich aneinanderrieben, hörte Covenant jetzt das unergründliche Grollen der Flutwelle. Obwohl die großen Pferde unbeirrbar sicher galoppierten und der Griff der Gedemütigten eisern zuverlässig war, spürte er Schwingungen, die sich wie bevorstehende Krämpfe durch den Meeresgrund fortpflanzten. Hätte er sich umsehen können, hätte er vielleicht sehen können, wie die Katastrophe vor den kalt glitzernden Sternen, den fragilen Himmeln aufragte …
    Er versuchte nicht, sich umzusehen. Er achtete nicht darauf, wie klein die Ranyhyn gegenüber der unvorstellbaren Gewalt des Tsunamis waren. Er vertraute ihnen völlig und hatte nicht mehr die Kraft, sich zu fürchten.
    Das Grollen wurde zu einem Donnern, zu einem Aufruhr,

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