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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Muskeln ebenfalls. Sein Herz hämmerte hinter gebrochenen Rippen. Alle seine Sinne öffneten sich, und er konnte den Geruch von …
    0 Gott!
    Geruch? Verdammnis! Er konnte Herem Sippenmörders Bösartigkeit praktisch schmecken. Sie umgab ihn auf allen Seiten: Hinter jedem Baum versteckt, unter jedem Blatt lauernd, sich wie Spott und Bosheit um jeden Zweig windend. Im Schatten getarnt brodelte sie glucksend, als wäre sie von der eigenen Hinterlist entzückt.
    Dies war Turiyas Werk, diese Entstellung der erinnerten Vergangenheit. Er hatte Covenant hierhergeschickt, um ihn abzulenken, bis Joan ihre noch verbleibenden Kräfte gesammelt hatte; bis sie imstande war, die Augenblicke seines Lebens wie Staub auf dem Meeresboden zu verstreuen. Aber die Macht des Wüterichs leuchtete durch den Schleier von Covenants Erinnerungsvermögen.
    Trotzdem war die List erfolgreich gewesen. Turiya Herem hatte eine Erinnerung gewählt, die Covenant liebte. Covenant hätte sich bis zu seinem Tod glücklich an diese Szene erinnern können. Er liebte sie - und die Waldhüter - zu sehr, um auf sein eigenes Unbehagen zu hören.
    Oder vielmehr hätte diese List erfolgreich sein sollen. Aber der Wüterich hatte einen Fehler gemacht. Er hatte die reine Macht und Melodie der Waldhüter unterschätzt. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie imstande sein könnten, seinen Einfluss zu entdecken; dass sie dagegen ansingen könnten, um Covenants Wahrnehmungsgabe zu stärken.
    Jetzt brannte Covenant selbst vor Abscheu; erbebte unter der eigenen stürmischen Verweigerung. Und irgendwo in ferner Zukunft, Jahrtausende nach dem Ableben des letzten Waldhüters, hielten Covenants verstümmelte Hände weiter den Krill umklammert.
    Der Krill war Leben. Er war das Werkzeug seiner Wiederauferstehung, wie er es zuvor schon bei Hollian gewesen war. Und Joan hatte seine Magie noch verstärkt. Covenant konnte ihn nutzen. Mit wilder Magie konnte er sich sein rechtmäßiges Erbe zurückholen.
    Über Jahrhunderte hinweg hatte sein Verstand sich durch den Bogen der Zeit ausgebreitet. Jetzt war er von ihm getrennt. Einsetzen würde er seine Macht nie wieder, aber er konnte sie verstehen. Er konnte das Wesen und die Folgen von Joans Theurgie erfassen. Er könnte sie indirekt heraufbeschwören.
    Das ermöglichte Loriks Dolch. Du bist das weiße Gold. Dank des Krill konnte er brennen, als trüge er noch einen Ehering, der dem seiner Frau glich.
    Und konnte er brennen, konnte er auch zu dem Krill zurückkehren. Zu dem Augenblick, in dem seine Hand noch den Krill umklammerte. Keine Erinnerung war stark genug, um ihn daran zu hindern.
    Aus zahllosen Wunden blutend fand Covenant den Weg, der zu seinem gegenwärtigen Ich zurückführte. Er machte sich sofort daran, ihm zu folgen. Und während er sich aus der Vergangenheit der Erde erhob, schloss er Risse hinter sich. Er versiegelte Spalten. Mit Silberfeuer getränkt heilte er Brüche, bis keiner mehr zu sehen war.
    Bewusst brannte er Fragmente seines früheren Wesens aus und machte sie unzugänglich, damit er wieder ganz sein konnte.
    Wie ein Astralgeist, der genug gewandert war, schlüpfte Thomas Covenant wieder in seinen vor Joan stehenden Leib.
    Unter einem Nachthimmel, der massiv und schwer wie eine Grabplatte war, stand er unsicher zwischen Felsen und Prielen. Das einzige Licht kam von Loriks Klinge; vielleicht war es das einzige noch existierende Licht der Welt. Im Silberglanz des Schmucksteins sah der Meeresboden abstoßend, gespenstisch aus: eine durch Blitze oder Phosphoreszenz erhellte nächtliche Landschaft. Clyme und Branl standen weiter links und rechts neben ihm, aber nun glichen sie Schatten ihrer selbst - dürftig wie Gespenster oder Traumgestalten, als lebten sie in einer Dimension der Existenz, die er kaum wahrnehmen konnte. Sobald er seine Realität vervollständigte, würden sie verschwinden, zwischen den Auswirkungen von Joans Wahnsinn verloren gehen.
    Betrachtete man die Gegenwart, so war er nur wenige Augenblicke abwesend gewesen; so viel war offensichtlich. Joan hatte sich nicht bewegt. Wären der unsichere Griff, mit dem sie ihren Ring umklammerte, das Rasseln ihrer Atmung und das unbarmherzig über ihr Gesicht sickernde Blut nicht gewesen, hätte sie eine Tote sein können, die so wenig geliebt wurde, dass man ihr eine Bestattung verweigert hatte. Ihr trüb gewordener Blick schien Covenant kaum wahrnehmen zu können.
    Aber dann fachte der Wüterich ihren Lebensfunken nochmals erneut an. Ihre Augen

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