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09 - Die Weltuntergangs-Maschine

09 - Die Weltuntergangs-Maschine

Titel: 09 - Die Weltuntergangs-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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es war, wenn diese … fremde Macht in einem war, diese Kälte, die keiner realen Temperatur gleichkam.
    Es war wie eine Vergewaltigung. Auf eine Weise, die alles Denkbare übertraf.
    Damals war Tom das Opfer gewesen. Aus irgendeinem Grund hatte das Wesen, das keinen Körper besaß, ihn ausgewählt. Vielleicht weil er es gewesen war, der das entscheidende Zeichen nicht erkannt und in seiner Unwissenheit ausgelöscht hatte. So hatten sie es hinterher jedenfalls interpretiert – dass Tom bei den Ausgrabungen der Nekropole ein wie auch immer geartetes Bannzeichen zerstört und damit etwas, das in vorchristlicher Zeit hier eingesperrt worden war, befreit hatte.
    Was es war, wussten sie nicht. Die Tatsache, dass hier auch heidnische Grabstätten zu finden waren, öffnete allen möglichen Spekulationen Tür und Tor. Aber nicht einmal Tom hatte als unmittelbar Betroffener erfassen können, was da in ihn gefahren war. Er war einfach von jetzt auf gleich nicht mehr er selbst gewesen, aber immer noch drin in seinem Körper, und er hatte mitbekommen, was das Andere damit anstellte, wofür es ihn missbrauchte – aus menschlicher Warte betrachtet jedenfalls.
    Dieses Andere selbst beurteilte das womöglich ganz anders. Wenn es überhaupt beurteilen, denken und fühlen konnte. Aber es war so schrecklich und so absolut fremd gewesen, dass auch ihm seinerseits alles Menschliche nur fremd sein konnte.
    Diese Theorie hatte sich Tom jedenfalls zurechtgebastelt und im Laufe der Jahre als denkbarste Wahrheit verinnerlicht. Weil er sonst vielleicht auch wahnsinnig geworden wäre, so wie Sabrina Dallocchio.
    Das Ding hatte ihn beinahe zwingen können, sie zu töten. Nicht um des Tötens willen, sondern um sie sich einzuverleiben, ihr Fleisch, ihr Blut. Auf unfassbare, perverse Art und Weise, die …
    Hör auf, hör auf, HÖR AUF! Tom ballte die Fäuste, atmete tief ein, schloss die Augen, stapfte im Dunkeln weiter. Nicht mehr daran denken. Nie – mehr – daran – denken!
    Und doch ging er schnurstracks auf die Neuauflage jener Horrornacht zu.
    »Ich will nicht wissen, was es für ein Gefühl ist«, erwiderte Don Phantasos auf seine Bemerkung von eben, während sie durch eine Gasse gingen, die von unlängst freigelegten Nischengräbern gesäumt wurde. »Du brauchst dich nicht zu fürchten. Ich bin überzeugt, dass du kein zweites Mal davon befallen werden kannst. Ich habe dich damals sozusagen versiegelt, nachdem ich es dir ausgetrieben hatte.«
    »Ich nehme an, eine Garantie gibt es dafür nicht?«
    »Natürlich nicht. Aber ich habe es noch nie erlebt, dass ein Mensch zweimal heimgesucht wurde.«
    Tom wechselte das Thema. »Wo gehen wir eigentlich hin? Hast du einen Verdacht, wo das … was weiß ich, das Zentrum oder …« Er unterbrach sich mitten im Satz. Das Wort »Zentrum« hatte ihn auf eine Idee gebracht.
    »Was ist?«, fragte der Padre, ohne stehen zu bleiben.
    »Ich glaube, ich weiß, wo wir hin müssen.«
    »Ach ja?«
    »Dorthin, wo wir gestern angekommen sind.« Tom fühlte plötzlich etwas wie Fieber in sich. Ein Gefühl, das sich immer dann einstellte, wenn er mit seinen Überlegungen und Schlussfolgerungen instinktiv auf dem richtigen Weg war.
    »Hm«, machte Phantasos. »Wäre zumindest ein Ansatzpunkt.«
    »Mehr als nur das«, behauptete Tom. »Dieser Ort ist aus irgendeinem Grund etwas Besonderes. Und ich kann mir vorstellen, dass es sich nicht nur um die Stelle handelt, in der man in den Artefakte-Raum hineinkommt, sondern dass sie auch anderen Zwecken dienen kann, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht gibt es irgendetwas im Boden, das seltsame Phänomene …«, er fuchtelte nach Worten suchend mit den Händen, »… anzieht wie das Licht die Motten.«
    »Wenn man den Gedanken weiterspinnt«, meinte der Padre, »könnte man auf die Idee kommen, dass ihr mit eurer Ankunft diese Kraft erst geweckt habt.«
    »Oder«, nahm Tom den Faden auf, »sie hat speziell auf meine Anwesenheit reagiert.«
    »Auch möglich.« Don Phantasos’ Schatten, der im Licht von Toms Lampe über die Grabnischen wanderte, nickte.
    Da schrie der Schweizergardist in ihrer Begleitung auf. »Laurin!«
    Im ersten Moment glaubte Tom, der junge Mann rufe nach seinem Kollegen, doch dann sah auch er den anderen Gardisten neben einem Grabhaus liegen. Der obere Teil seiner Uniform war nicht mehr gelb, blau und rot, sondern nur noch blutfarben, der Hals darüber eine einzige, im Licht der Taschenlampen glitzernde Wunde.
    Luca Gerber erbrach sich

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