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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu können, mußten wir auf die Ankunft Old Surehands warten.
    Da ertönten laute, verwunderte Rufe. Er war gekommen, und nun schoben wir uns, am Boden kriechend, in das schon gestern erwähnte Farngestrüpp hinein. Heut war dabei die gestrige große Vorsicht nicht nötig, weil kein Mensch nach dieser Seite blickte.
    Das Aufsehen, welches die Rückkehr Old Surehands erregt hatte, war noch nicht vorüber, als wir es uns in dem Farn schon so bequem wie möglich gemacht hatten. Bemerken muß ich, daß der Häuptling Tusahga Saritsch genau an demselben Platz wie gestern saß, doch heut allein. Er war der einzige, welcher nicht aufgestanden war; die andern alle umdrängten Old Surehand und riefen ihm ihre Fragen zu, von denen er, still um sich sehend, keine beantwortete.
    Erst als er annehmen zu dürfen glaubte, daß wir die von uns beabsichtigten Plätze eingenommen hatten, sagte er mit lauter Stimme:
    „Die Krieger der Utahs umdrängen mich mit Fragen, ohne zu bedenken, daß nur ihr Häuptling es ist, dem ich Rede stehen werde!“
    „Uff! Das Bleichgesicht hat recht“, stimmte Tusahga Saritsch bei. „Old Surehand mag kommen und sich zu mir setzen!“
    Der Genannte folgte dieser Aufforderung, ohne vorher entwaffnet und gebunden zu werden, was doch wohl das erste war, was die Utahs hätten tun müssen. Sie glaubten, seiner auf alle Fälle sicher zu sein.
    „Old Surehand mag sagen, ob er unten im ‚Tal der Bären‘ gewesen ist!“
    Der Jäger antwortete auf diese Frage des Häuptlings:
    „Ich war unten.“
    „Hast du die Spuren des Grizzly gesehen?“
    „Sogar mehrerer Grizzlys!“
    „Auch die Bären selber?“
    „Ja.“
    „Doch ohne mit ihnen zu kämpfen?“
    „Ich kenne keinen Grizzly, welcher nicht sein Leben lassen mußte, nachdem er so unvorsichtig gewesen war, sich von mir sehen zu lassen!“
    „Du bist aber nicht verwundet!“
    „Ich habe noch nie einem Bären erlaubt, mich zu berühren. Wozu habe ich mein Gewehr?“
    „So bist du Sieger gewesen?“
    „Ja.“
    „Aber ich sehe kein Fell!“
    „Fell? Du sprichst nur von einem! Hast du vergessen, was mir aufgetragen worden ist? Habe ich nicht vier Felle bringen sollen?“
    „Uff! Du redest sehr stolz!“
    „Ich rede nur so, wie ich darf!“
    „Hast du denn vier Felle?“
    „Ja.“
    „Das ist nicht wahr; das ist nicht möglich; das kann man nicht glauben!“
    „Was Old Surehand sagt, ist immer wahr!“
    „Wie hättest du die Felle tragen können! Vier Felle von grauen Bären sind so schwer, daß kein einzelner Mann sie schleppen kann!“
    „Die Söhne der Utahs scheinen sehr schwache Leute zu sein.“
    „Uff! Du hast kein einziges Fell. Du weißt, daß du verloren bist, und willst uns in Zorn und Ärger versetzen!“
    „Schicke vier Krieger vierzig Schritte weit hier an dem Rand des Waldes hin; sie mögen bringen, was sie dort finden werden!“
    „Uff, uff! Meinst du, daß wir mit uns scherzen lassen?“
    „Ich spreche im Ernst!“
    „Wirklich?“
    „Ja.“
    „Uff! Ich sage dir: Ich habe dir zwei Tage Zeit gegeben, heut und morgen. Wenn du glaubst, scherzen zu können, strafe ich dich dadurch, daß ich aus den zwei Tagen nur einen mache; du mußt also heute noch sterben!“
    „Mach nicht so viele Worte, sondern sende hin!“
    „Uff! Dieses Bleichgesicht muß während dieses Tages wahnsinnig geworden sein!“
    Er konnte den Worten Old Surehands absolut keinen Glauben schenken und fragte ihn noch einmal, erhielt aber die bestimmte Antwort: „Ihr sollt mich sofort töten, wenn ich mit euch im Scherz gesprochen habe!“
    Nun endlich schickte er vier Männer fort. Er und die andern warteten mit größter Spannung; keiner sprach ein Wort. Da erklangen laute Ausrufe der Verwunderung, ein sicheres Zeichen, daß die Roten ihren Weg nicht umsonst gemacht hatten. Die Utahs, welche sich vorhin alle niedergesetzt hatten, sprangen jetzt abermals auf und blickten erwartungsvoll nach der Gegend hin, aus welcher ihre vier Kameraden kommen mußten. Sie kamen, und jeder von ihnen brachte ein Grizzlyfell getragen, welches er am Feuer niederlegte.
    Jetzt hatten wir das Vergnügen, eine sich vor Erstaunen fast wie toll gebärdende Indianerschar zu sehen und zu hören. Das von ihnen für vollständig unmöglich Gehaltene war nicht nur möglich, sondern wirklich geworden. Die Felle wurden hin und her gezerrt und sehr eingehend betrachtet. Die größte Bewunderung erregte der Pelz des alten Vater Ephraim, den wir in der Schlucht erlegt hatten. Man suchte

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