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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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er brach los und stürzte, verschiedentlich aufpolternd, mit dem ‚General‘ in die Tiefe. Ich wendete mich zurück.
    „Kehrt um; er ist abgestürzt!“ rief ich nun den beiden zu.
    Nun ging es mit ebenso großer Hast den Weg zurück, auf welchem wir herauf geklettert waren. Unten angekommen, sprangen wir auf die Pferde und jagten zurück. Nach kurzer Zeit schon sahen wir unsere Kameraden. Sie standen bei einem Haufen abgestürzter Felsentrümmer. Der Stein hatte andere, noch viel größere, auch nicht fest eingefügte Stücke, mit herabgerissen, und unter dem größten dieser Stücke, welches sicher vierzig Zentner wog, lag der ‚General‘. Sein Oberkörper, von den Rippen an, war frei; die untere Hälfte lag unter dem Stein, jedenfalls zu Mus zermalmt. Er fühlte jetzt nichts; er hatte das Bewußtsein verloren.
    „Mein Himmel!“ rief ich aus. „Genau wie Old Wabble! Der Unterleib eingepreßt! Welch eine Vergeltung!“
    „Und hier! Seht her!“ sagte Kolma Putschi, indem sie auf die Felswand deutete. „Was seht Ihr da? Was steht da zu lesen, von meiner Hand eingegraben?“
    Wir sahen Figuren, zwischen ihnen ein Kreuz, und unter diesem stand zu lesen: An dieser Stelle wurde der Padre Diterico von J.B. aus Rache an seinem Bruder E.B. ermordet. Darunter war eine Sonne mit den Buchstaben E.B. zu sehen. Es lief mir kalt über den Rücken. Ich fragte Kolma Putschi:
    „Ist das das Felsengrab?“
    „Ja. Diese Unterschrift ist mein Name E.B. Emily ist nämlich mein christlicher Name. Dieser Mann liegt grad auf dem Grab meines Bruders, genau da, wo er mich damals festgebunden hatte, und wo ich im Kampf mit ihm meinen Trauring verlor.“
    „Einen Trauring? Ist es dieser?“
    Ich zog den Ring vom Finger und reichte ihn ihr. Sie sah ihn an, las die innere Schrift und rief jubelnd aus:
    „E.B. 5. VIII. 1842. Er ist's; er ist's! Meinen Ring habe ich wieder, meinen Ring! Wo habt Ihr ihn her, Mr. Shatterhand?“
    „Dem ‚General‘ abgestreift, als er in Helmers Home am Rand des Llano estacado fünfzig Hiebe aufgezählt bekam.“
    „Welch ein Zufall, – welch ein Zufall!“
    „Das ist kein Zufall“, sagte da Old Surehand. „Wer hier nicht zu der Erkenntnis kommt, daß es einen Gott gibt, und wer hier nicht glauben und nicht beten lernt, der ist ewig verloren! Ich glaubte und betete lange, lange Jahre nicht mehr; jetzt habe ich es aber wieder gelernt.“
    „Die Belohnung wird auch gleich folgen“, sagte ich. „Sagt mir nun endlich einmal aufrichtig, seit wann Ihr nicht mehr gebetet habt!“
    „Seit mein Pflegevater Wallace mir erzählte, was sich in meiner Familie ereignet hat. Seit jener Zeit suche ich nach meiner Mutter, nach ihrem Bruder und ihrer Schwester.“
    „Und warum seid Ihr jetzt hier herauf?“
    „Es wurde bei Wallace ein Brief für mich abgegeben, der mich für den sechsundzwanzigsten September nach dem Devils-Head bestellte; ich sollte aber keinem einzigen Menschen etwas davon sagen.“
    „Dieser Brief war von dem ‚General‘ hier. Er hat Euch im Llano erkannt und nach Euch geforscht. Er wollte Euch verderben; er lockte Euch hierher, um Euch wahrscheinlich zu ermorden.“
    „Dieser ‚General‘ hier? Was hat denn der mit diesen Angelegenheiten zu tun?“
    „Dieser ‚General‘ ist Dan Etters, den Ihr suchtet.“
    „Dan Etters – – –?! Herrgott, ist's wahr?“
    „Ja. Ich kann es Euch sogleich beweisen. Ihr habt doch auch gute Westmannsaugen. Seht doch seinen Mund! Er steht weit offen, und hier – – –!“
    Ich griff dem Zermalmten in den Mund und zog die künstliche Gaumenplatte mit den zwei Oberzähnen heraus.
    „Das sind falsche Zähne“, fuhr ich fort. „Seht Ihr nun die Zahnlücken?“
    Welch ein Erstaunen gab das jetzt! Ich ließ sie aber nicht zu Wort kommen und sprach weiter:
    „Ich sprach davon, daß der Lohn für Eure Umwandlung schon gegeben sei. Ihr heißt Leo Bender, und hier steht Eure Mutter.“
    Die hierauf folgende Szene ist unmöglich zu schildern. Ich wurde umdrängt, gefragt, gedrückt – – –; ich floh davon und blieb fort, bis ich einen langgezogenen, ganz entsetzlichen Schrei hörte, der mich zurücktrieb. Dan Etters war zur Besinnung gekommen und ließ ein Brüllen hören, gegen welches dasjenige Old Wabbles ein Pianissimo war. Es war mit ihm kein Wort zu reden; er hörte nicht; er brüllte nur, nicht wie ein Löwe, sondern wie eine Schar wilder Tiere, in allen Höhen- und Tiefenlagen. Es war nicht auszuhalten. Wir mußten uns

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