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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zeigte, mit diesen Vermutungen das Richtige getroffen.
    Unsere Lage war eine schlimme. Die Kerls, in deren Händen wir uns befanden, waren mehr zu fürchten als die heruntergekommenste Indianerhorde. Und von uns allen war ich derjenige, welcher die schlechtesten Aussichten hatte. Ich sollte hier ermordet werden und war vollständig überzeugt, daß, wenn nicht ein für mich günstiger Umstand eintrat, Old Wabble seine Drohung ausführen werde. Mein Leben hing diesmal an einem Haar.
    Cox näherte sich dem Apachen und sagte zu ihm:
    „Mr. Winnetou, die Sache ist nämlich die, daß wir ein Geschäft mit Euch haben. Hoffentlich weigert Ihr Euch nicht, darauf einzugehen!“
    Winnetou sah ebenso wie ich ein, daß Schweigen nicht am Platze sei. Wir mußten uns über die Absichten dieser Menschen klarwerden und also mit ihnen reden. Darum antwortete der Apache:
    „Was für ein Geschäft meint das Bleichgesicht?“
    „Ich will es kurz machen und aufrichtig sein. Old Wabble hat eine Rache gegen Old Shatterhand, die er sich nicht getraute, allein auszuführen. Er kam zu uns und forderte uns auf, ihm zu helfen. Wir waren natürlich bereit dazu, doch nur unter der Bedingung, daß ein guter Lohn für uns abfällt. Er versprach uns Gold, viel Gold dafür. Hoffentlich habt Ihr mich verstanden?“
    „Uff!“
    „Ich weiß nicht, was Ihr mit diesem Uff sagen wollt, hoffe aber, daß es eine Zustimmung bedeutet. Es sind hier in Colorado sehr schöne Placers entdeckt worden. Wir wollten, wenn wir in Kansas fertig waren, auch herauf, um zu Prospekten; das ist aber eine sehr trügerische Sache. Wer nichts findet, bekommt eben nichts und zieht mit langer Nase ab. Da hat uns aber Old Wabble auf einen kostbaren Gedanken gebracht: Ihr, Mr. Winnetou, wißt gewiß viele Stellen, wo Gold zu finden ist?“
    Winnetou, dem es vor allen Dingen um meine Rettung zu tun war, bedachte sich keinen Augenblick, zu antworten:
    „Es gibt rote Männer, welche Plätze kennen, an denen Gold in Menge liegt.“
    „Auch Ihr?“
    „Ja.“
    „Ihr werdet uns einen solchen Platz zeigen!“
    „Die Roten Männer pflegen solche Stellen nicht zu verraten.“
    „Und wenn man sie aber zwingt?“
    „So sterben sie lieber.“
    „Pshaw! Es stirbt sich nicht so leicht!“
    „Winnetou hat nie den Tod gefürchtet!“
    „Nach allem, was ich von Euch gehört habe, glaube ich das. Aber es handelt sich dieses Mal nicht nur um Euch, sondern um alle Eure Begleiter. Old Shatterhand muß sterben; das ist nicht zu ändern, weil wir es Old Wabble versprochen haben; aber Euch und die andern könnt Ihr dadurch retten, daß Ihr uns ein gutes Placer entdeckt.“
    „Ist das fest bestimmt?“
    „Ja.“
    „Werdet Ihr uns Wort halten?“
    „Ich gebe Euch mein Wort darauf!“
    „Das Bleichgesicht mag warten; ich werde überlegen!“
    Winnetou schloß zum Zeichen, daß er nachdenken wolle, die Augen. Es trat eine Pause ein. Er kannte Goldlager, ja; aber selbst die ärgste Drohung hätte ihn nicht vermocht, eines zu verraten. Er mußte die Tramps täuschen und sich willig zeigen. Es galt für ihn zweierlei: erstens mich, dessen Tod eine festbeschlossene Sache war, zu retten und zweitens Zeit zu gewinnen, um einen für unsere Befreiung günstigen Umstand abzuwarten.
    „Nun, wann bekomme ich Antwort?“ fragte Cox, als ihm die Pause zu lang wurde.
    „Die Bleichgesichter werden kein Gold bekommen“, sagte Winnetou, indem er die Augen wieder aufschlug.
    „Warum? Du weigerst dich also, ein Placer zu verraten?“
    „Nein.“
    „Wie habe ich das zu verstehen? Du weigerst dich nicht, und doch werden wir nicht bekommen, was wir suchen! Das ist ein Widerspruch!“
    „Es ist kein Widerspruch. Winnetou weiß nicht nur ein Placer, sondern eine große, reiche Bonanza; er würde sie nicht verraten, wenn es sich nur um ihn handelte; da es aber das Leben so vieler Männer gilt, würde er euch die Stelle sagen, wenn er sich getraute, sie zu finden.“
    „Wie? Du weißt sie und kannst sie doch nicht finden? Sollte man so etwas für möglich halten!“
    „Es ist möglich, weil Winnetou nicht nach dem Besitze des Goldes trachtet. Wenn er welches gefunden hat, denkt er sehr bald nicht mehr daran. In Colorado kenne ich nur einen einzigen Ort; das ist diese Bonanza; sie ist unermeßlich reich; aber ich habe den Weg, welcher zu ihr führt, vergessen.“
    „All devils! Eine unermeßlich reiche Bonanza und den Weg zu ihr vergessen! Das ist geradezu zum Tollwerden! Das kann nur einem Indianer

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