09 - Old Surehand III
Körperteilen?“
„Hier.“
„Was? Hier bei uns?“
„Gewiß. Seht nur nach vorn! Der, welcher neben Cox reitet, ist's.“
„Good lack! Es sind also beide Propheten da? Hosea und Joel, alle zwei? Was sagst du dazu, Pitt Holbers, altes Coon?“
„Nichts“, antwortete der Lange noch kürzer, als er gewöhnlich zu antworten pflegte.
„Was habt Ihr denn eigentlich mit mir und meinem Bruder?“ erkundigte sich der Tramp, dem dieses Gespräch nun endlich doch auffiel.
„Das werdet Ihr wahrscheinlich bald erfahren. Sagt mir vorher nur erst, was Euer Vater gewesen ist!“
„Alles mögliche, was ein Mann sein kann, der sich so über sein Weib ärgern muß.“
„Das heißt wahrscheinlich: alles und nichts. Ich meine aber, was er war, als er eines Tages fand, daß er den betreffenden Strick übrig habe.“
„Da hatte er vor kurzem ein Heiratsbüro gegründet.“
„Sonderbar! Jedenfalls um andern auch eine Portion Ärger zukommen zu lassen? Das war für das Allgemeinwohl ja sehr hübsch von ihm!“
„Ja, die Absicht war gut, der Erfolg aber schlecht.“
„Ah! Es fand sich keine Menschenseele ein, die nach der Vereinigung mit einer andern schmachtete?“
„Keine, keine einzige!“
„Drum fand er wohl den Strick?“
„Ja; er wendete dem Leben, welches ihm nichts zu essen bot, den Rücken.“
„Feiner Kerl! Im höchsten Grad gentlemanlike! Wenn ich ihn hier hätte, könnte sein Rücken bald ganz in denselben Erinnerungen schwelgen wie der Eurige! Frau und Kinder feig zu verlassen! Pfui Teufel!“
„Schwatzt nicht so dummes Zeug! Als er fort war, ging es uns besser.“
„Richtig! Wenn der Mann das Geld nicht mehr vertrinken kann, welches die Frau verdient, geht es der Witwe und den Waisen besser!“
„Hört, wie kommt Ihr zu dieser Rede? Meine Mutter war allerdings die eigentliche Verdienerin.“
„Ja; sie arbeitete wie ein Pferd!“
„Woher wißt Ihr das?“
„Sie lebte und wohnte in dem kleinen Smithville, Tennessee, als ihr Mann, Euer lieber Vater, damals von sich selbst aufgehängt wurde?“
„Richtig! Aber sagt, woher Ihr das alles – – –“
„Und ist nachher mit ihren Kindern nach dem Osten gezogen“, unterbrach ihn Dick Hammerdull unbeirrt.
„Auch das stimmt! Nun teilt mir endlich – – –“
„Wartet nur! Sie hat so gearbeitet und so viel verdient, daß sie sogar einen kleinen, blutarmen Neffen zu sich nehmen und aufziehen konnte, der nachher, als ihm ihre strenge Erziehungsweise zu schmerzlich wurde, eines schönen Sommertags verschwand. Ist es so oder nicht?“
„Es ist so. Mir unbegreiflich, daß Ihr das alles wißt!“
„Ihr hattet auch eine Schwester?“
„Ja.“
„Wo ist sie?“
„Sie ist jetzt tot.“
„So seid Ihr und Euer honorabler Prophet Joel die einzigen Erben Eurer Mutter gewesen?“
„Natürlich!“
„Wo ist das Erbe?“
„Zum Teufel! Wo soll es anders sein? Was konnten wir mit den paar hundert Dollars anders machen, als sie vertrinken!“
„Well; Ihr scheint wirklich genau nach Eurem Vater geraten zu sein! Ich sage jetzt zum drittenmal: Hütet Euch vor dem Strick! Was meinst du, Pitt Holbers, altes Coon? Sollen sie es bekommen?“
„Hm“, brummte der Gefragte, im höchsten Grad verdrießlich, „ich tue, was du willst, lieber Dick.“
„Well, so bekommen sie es nicht! Bist du damit einverstanden?“
„Yes; sie sind es nicht wert.“
„Ob sie es wert sind oder nicht, das bleibt sich ganz gleich; aber es wäre geradezu eine Affenschande, wenn sie es bekämen!“
„Was habt Ihr nur für Heimlichkeiten? Von wem sprecht Ihr eigentlich?“ erkundigte sich der Tramp.
„Von Hosea und Joel“, antwortete Dick Hammerdull.
„Also von mir und meinem Bruder?“
„Ja.“
„Wir beide sind es, die etwas nicht bekommen sollen?“
„Ja.“
„Was?“
„Unser Geld.“
„Euer Geld? Der Teufel mag Euch begreifen! Wir haben Euch ja alle Eure Taschen leer gemacht!“
„Pshaw! Denkt Ihr, daß wir alles, was wir besitzen, mit hier herauf nach dem fernen Westen nehmen? Pitt hat ein Vermögen, und ich habe auch ein Vermögen; diese vielen, vielen Tausende von Dollars haben wir zusammengetan, um sie Euch und Eurem vortrefflichen Joel zu schenken; jetzt aber sind wir zu dem Entschluß gekommen, daß Ihr nichts, gar nichts, aber auch nicht einen einzigen Cent davon erhalten sollt.“
Ich sah mich nicht um, aber ich konnte mir das erstaunte Gesicht des Tramps vorstellen. Es verging eine ganze Weile, ehe ich ihn fragen
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