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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Vergnügen! Und dazu ausgeraubt!“
    „Ja ausgeraubt! Es ist geradezu traurig!“ lachte der Dicke.
    Er und Pitt hatten nämlich vor unserem Aufbruch nach dem Westen ihr Geld eingenäht; darum lachte er jetzt.
    „Wenn Euch das so lächerlich vorkommt, ist's ja gut für Eure Laune“, sagte der Tramp ärgerlich. „Ich an Eurer Stelle würde viel ernster sein!“
    „Ernst? Was für einen Grund hätten wir denn, die Köpfe hängen zu lassen? Gar keinen! Wir befinden uns heut so wohl wie stets und immer.“
    Da stieß der Tramp einen Fluch aus und rief:
    „Ihr wollt mich wohl foppen, ihr Kerls! Ihr müßt euch doch gewaltig darüber ärgern, daß ihr in unsere Hände verfallen seid!“
    „Ob wir uns ärgern oder Ihr, das bleibt sich gleich; das ist uns ganz egal; jedenfalls aber seid Ihr es nicht, der sich nicht ärgert. Meinst du das nicht auch, Pitt Holbers, altes Coon?“
    „Ja, ich denke ganz dasselbe, lieber Dick“, antwortete der Lange.
    „Ich mich ärgern?“ rief der Tramp. „Ihr seid ja ganz verkehrt!“
    „O nein! Wir wissen sogar, daß Ihr Euch noch viel mehr ärgern werdet.“
    „Wann und worüber?“
    „Wann? Wenn wir uns von Euch verabschiedet haben. Und worüber? Darüber, daß Ihr nicht länger so gemütliche und fidele Leute bei Euch habt.“
    „Das ist Galgenhumor, nichts als Galgenhumor! Ihr ahnt doch wohl, welchem Schicksal Ihr entgegengeht!“
    „Nicht daß ich wüßte! Welches berühmte Schicksal ist es denn?“
    „Ihr werdet ausgelöscht werden, alle ausgelöscht!“
    „Pshaw! Das tut nichts; das tut sogar gar nichts, denn wenn wir ausgelöscht werden, so brennen wir uns ganz gemütlich wieder an!“
    „Verrückt, geradezu verrückt!“
    „Verrückt? Hört, wenn Ihr uns für verrückt haltet, da muß ich freilich einmal den Scherz beiseite lassen und Euch ein ernsthaftes Wort sagen! Wenn einer von uns dreien verrückt ist, so seid Ihr es; darauf kann ich schwören! Oder ist es etwa nicht der reine, unheilbare Wahnsinn, zu glauben, daß Ihr uns fest und sicher habt? Ich bin zwar ein dicker Kerl, dennoch aber schlüpfe ich Euch durch die kleinste Masche davon. Pitt Holbers hier, der Lange, ist gar nicht festzuhalten; er ragt mit seiner Nase hoch über Eure Schranken und Netze hinaus. Old Shatterhand und Winnetou, diese beiden erst! Wer sich einbildet, sie festzuhalten, der hat den Verstand bis auf den allerletzten Rest verloren. Ich erkläre Euch hiermit mit der größten Feierlichkeit, die Ihr von mir verlangen könnt, daß wir Euch davonfliegen werden, ehe Ihr es denkt. Dann steht Ihr da und sperrt die Mäuler auf. Oder wir fliegen nicht davon, sondern machen es noch besser, viel besser: Wir drehen den Spieß grad um und nehmen Euch gefangen. Dann klappen Euch die Mäuler wieder zu! Länger als höchstens einen Tag bei Euch zu sein, das wäre eine Schande, die ich bei meiner zarten Konstitution nicht überleben könnte. Wir brechen aus! Nicht wahr, Pitt Holbers, altes Coon?“
    „Hm!“ brummte der Lange. „Wenn du denkst, daß wir es tun werden, so hast du recht, lieber Dick. Wir werden ausbrechen!“
    „Uns entfliehen, uns entkommen?“ lachte der Tramp höhnisch. „Ich sage Euch, wir halten euch so fest und so sicher, wie auch ich zufällig Holbers heiße!“
    „Ah, auch Holbers? Schöner Name! Nicht? Heißt Ihr auch Pitt?“
    „Nein. Mein Vorname ist Hosea. Interessiert Euch das vielleicht?“
    „Hosea? Uff! Natürlich interessiert es uns!“
    „Ihr schreit ‚Uff!‘ hat Euch mein Vorname etwa weh getan?“
    Anstatt ihm diese Frage zu beantworten, wendete Dick sich an Holbers:
    „Hast du es gehört, Pitt Holbers, altes Coon, daß dieser Mann den schönen, frommen und biblischen Namen Hosea hat?“
    „Wenn du denkst, daß ich es gehört habe, so ist das richtig“, antwortete der Gefragte.
    „Und was sagst du dazu?“
    „Nichts.“
    „Gar nichts?“
    „Nein, gar nichts!“
    „Also wirklich nichts! Eigentlich hast du da recht, lieber Pitt, denn wenn der Mann ein Tramp ist, halte ich das Schweigen auch für viel besser; aber ich bin nun einmal ein neugieriger Kerl, und ich gestehe dir aufrichtig, daß es mir schwerfällt, den Mund zu halten.“
    „Was sind das für geheimnisvolle Redensarten?“ fragte da der Tramp. „Stehen sie etwa mit mir, mit meinem Namen in Verbindung?“
    „Wie es scheint, ja.“
    „Wieso?“
    „Sagt einmal, ob es in Eurer Familie noch ähnliche Bibelnamen gibt?“
    „Es gibt noch einen.“
    „Welchen?“
    „Joel.“
    „Uff! Wieder

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