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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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nicht gut.«
    »Nein, das ist es nicht«, antwortete Fidelma ernst.
    »Was ist mit Gabrán?« wollte Enda wissen. »Was wurde von ihm gesagt?«
    Fidelma wiederholte rasch das Wesentliche über den Flußschiffer.
    Das Frühstück wurde zum größten Teil schweigend eingenommen. Es war niemand weiter im Gasthaus, jedenfalls kam niemand sonst zum Frühstück herunter, solange sie da waren.

Kapitel 14
    Es war Mittag, und Eadulf spürte den nagenden Hunger. Es war noch sehr kalt, doch der Reif war verschwunden, und die Morgensonne verbreitete dort eine angenehme Wärme, wo es keinen Schatten gab. Doch das täuschte, denn sobald sich eine Wolke vor die Sonne schob oder ein hoher Baum sie verdeckte, machte sich die Kälte deutlich bemerkbar. Eadulf zog den Mantel um die Schultern zusammen und dankte Gott, daß er daran gedacht hatte, ihn seinem Angreifer abzunehmen.
    Er war dem Verlauf des breiten Flusses ungefähr einen Kilometer weit durch ein Tal nach Norden gefolgt, weg von Cam Eolaing, bis der Fluß schmaler wurde. An allen Seiten erhoben sich Berge, schwarze und trotz der fahlen Sonne düstere Gipfel. Ein Stück weiter kam er an eine merkwürdige Wasserkreuzung. Von beiden Seiten, wenn auch nicht genau an derselben Stelle, mündeten zwei schäumende kleine Bächlein in den Fluß. Der eine kam von Südosten, der andere von Westen durch kleine Täler aus den umgebenden Bergen herab.
    Eadulf sah sich vorsichtig um, bevor er sich entschloß, eine Weile zu rasten. Er setzte sich auf einen umgestürzten Baum, dessen Stamm im hellen Sonnenlicht lag.
    »Jetzt ist es Zeit, sich zu entscheiden«, murmelte er vor sich hin. »In welche Richtung soll ich gehen?«
    Wenn er den Fluß überquerte und durch das östliche Tal wanderte, würde er vermutlich irgendwann das Meer erreichen. Es konnte nicht mehr als zehn Kilometer entfernt sein. An der Küste könnte er auf einem Schiff, das in seine Heimat fuhr, in Sicherheit gelangen. Es war sehr verlockend, diesen Weg einzuschlagen, ein Schiff zu finden und Laigin zu verlassen – aber zuallererst dachte er an Fidelma.
    Fidelma war in aller Eile von ihrer Pilgerfahrt zum Grab des heiligen Jakobus zurückgekehrt, sobald sie von seinen Schwierigkeiten gehört hatte, und sie war hergekommen, um ihn zu verteidigen. Er konnte sie jetzt nicht verlassen, sie ohne Abschied verlassen, sie in dem Glauben lassen, daß er nicht… Er stutzte. Im Glauben lassen, daß er was nicht? Die Vielfalt seiner eigenen Gedanken verwirrte ihn. Dann kam er zu einem Entschluß. Fidelma war noch in Fearna. Er hatte keine Wahl, er mußte zurück und sie suchen.
    » Ut fata trahunt! « murmelte er und stand auf. Der lateinische Satz bedeutete wörtlich »wie einen das Schicksal zieht« und war das Eingeständnis, daß der Mensch sein eigenes Geschick nur sehr begrenzt bestimmt. Nur so konnte er die Entscheidung erklären, die anscheinend für ihn getroffen worden war.
    Er wandte sich um und ging an dem Bach entlang, seinem brausenden Lauf entgegen auf die Berge zu. In ein paar Kilometern Entfernung wurden die Gipfel steiler und schienen eine Barriere zu bilden. Er hatte keinen Plan, er wußte nicht, wie er mit Fidelma in Verbindung treten sollte, wenn er wieder in Fearna war. Ja, nachdem Fidelma von seinem Entweichen aus der Abtei gehört hatte, könnte sie Fearna schon verlassen haben. Dieser Gedanke nagte an ihm. Doch er konnte nicht fort, ohne den Versuch unternommen zu haben, sie zu erreichen. Er überließ es der Gnade des Schicksals.
    *
    Dego und Enda wechselten einen besorgten Blick.
    Nach dem Frühstück war Fidelma in schweigendes Grübeln verfallen. Die beiden jungen Krieger wurden ungeduldig.
    »Was jetzt, Lady?« fragte Dego schließlich laut.
    »Was sollten wir tun?«
    Nach einem Moment bewegte sich Fidelma. Sie schaute Dego mit leerem Blick an, bis sie den letzten Teil seiner Frage erfaßte. Dann lächelte sie ihre Gefährten verlegen an.
    »Es tut mir leid«, sagte sie reuig. »Ich bin alles im Geiste durchgegangen, kann aber den Faden nicht finden, der die Ereignisse miteinander verbindet, geschweige denn ein Motiv für die Tötung aller dieser Menschen.«
    »Ist es so wichtig, das Motiv zu kennen?« fragte Dego.
    »Wenn du das Motiv kennst, findest du im allgemeinen auch den Schuldigen«, bestätigte Fidelma.
    »Sind wir nicht gestern abend zu dem Schluß gekommen, daß Gabrán anscheinend den Faden bildet?« erinnerte sie Enda.
    »Gerade seine Rolle in diesem Geheimnis habe ich versucht zu

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