09 - Vor dem Tod sind alle gleich
Lächeln. Ihre Gefühle sagten ja, doch die Logik sprach dagegen.
»Ich weiß nicht, ob Klugheit etwas damit zu tun hat«, meinte Eadulf. »Ich weiß nur, daß kein Wind die Segel deines Lebensschiffs füllt, wenn du nicht einen bestimmten Hafen ansteuerst.«
Fidelma schaute zurück.
Am Kai standen Dego, Enda und Aidan und warteten geduldig darauf, daß Fidelma und Eadulf einander Lebewohl sagten. Sie hielten die Pferde für den Ritt zurück nach Cashel. Sie überlegte einen Augenblick, kam aber nicht sofort zu einem Entschluß. Lag die Entscheidung vielleicht gerade in dieser Unentschlossenheit? Sie wußte keine Antwort. Ihre Gedanken waren zu verwirrt. Eadulf schien ihre Zweifel zu spüren.
»Wenn du bleiben mußt, dann bleibe; ich würde das verstehen«, sagte er leise und resigniert.
Fidelmas feurige grüne Augen schauten sekundenlang in seine warmen braunen Augen, dann drückte sie seine Hand, lächelte rasch, ließ die Hand fallen, drehte sich um und ging schweigend weg.
Eadulf machte keinen Versuch, noch etwas zu sagen. Er sah ihr nach, wie sie mit festen Schritten zu ihrer Stute lief. Aidan und Enda saßen auf, und Dego führte ihr das Pferd entgegen. Eadulf wartete, zwischen Ungewißheit und Hoffnung hin und hergerissen. Er hörte, wie sie ein paar Worte zu Dego sprach. Dann nahm sie ihrem Pferd die Satteltasche ab. Als sie zu Eadulf zurückkehrte, war ihr Gesicht gerötet, doch sie lächelte zuversichtlich.
»Brehon Morann sagte, wenn der Verstand sich nicht entscheiden kann, dann folge dem Impuls. Gehen wir an Bord, ehe der Kapitän ohne uns ausläuft.«
Buch
Schwester Fidelma ist ins Reich des Königs von Laigin geeilt, um Bruder Eadulf, ihrem engsten Freund und Vertrauten, zu helfen, der dort unter Mordverdacht steht. Schon am nächsten Morgen soll er gehängt werden. Fidelma, fest von seiner Unschuld überzeugt, versucht erst einmal, Berufung gegen das offenbar vorschnell ausgesprochene Todesurteil einzulegen. Doch die Mächtigen in der Stadt und der großen Abtei haben viel zu verbergen und zeigen größeres Interesse an Eadulfs Tod als an der Wahrheit. Ein Fall, bei dem es für Fidelma um alles oder nichts geht.
Autor
Peter Tremayne ist das Pseudonym eines anerkannten Historikers, der sich auf die versunkene Kultur der Kelten spezialisiert hat.
In seinen im 7. Jahrhundert spielenden historischen Romanen löst Schwester Fidelma, eine irische Nonne von königlichem Geblüt und gleichzeitig Anwältin bei Gericht, auf kluge und selbstbewußte Art die schwi rigsten Fälle. Wegen des großen internationalen Erfolgs seiner Serie um Schwester Fidelma wurde Peter Tremayne 2002 zum Ehrenmitglied der Irish Literary Society auf Lebenszeit ernannt.
Impressum
Aufbau Taschenbuch Verlag
Die Originalausgabe unter dem Titel
»Our Lady of Darkness« erschien 2000 bei
Headline Book Publishing, London.
1. Auflage 2003
© Aufbau Taschenbuch Verlag GmbH, Berlin 2003
© 2000 by Peter Tremayne
Umschlaggestaltung Preuße & Hülpüsch Grafik Design
unter Verwendung einer Buchmalerei aus dem »Book of Kells«
Druck WS Bookwell
Printed in Finland
ISBN 3-7466-2018-X
www.aufbau-taschenbuch.de
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