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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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in diesem Königreich herrschte. Als er starb, beanspruchte sein Vetter Faelán die Krone…«
    »Der König von Laigin, der im vorigen Jahr starb und nach dem der junge Fianamail auf den Thron kam?«
    Dalbach neigte den Kopf.
    »Ich weiß, daß die Thronfolge bei euch Angelsachsen ganz anders geregelt ist. Kennst du unser Brehon-Gesetz über die Thronfolge?«
    »Ja. Der am besten geeignete Mann aus der Königsfamilie wird von seinen derbhfine zum König gewählt.«
    »Genau. Die derbhfine bilden das Wahlkollegium der Familie, drei Generationen von einem gemeinsamen Urgroßvater. Ich war damals noch ein junger Mann, ein Krieger, und hatte erst kurz zuvor das Alter der Wahl erreicht. Faelán fühlte sich sicher, nachdem er gewählt war, doch im Laufe der Jahre wurde er von der Vorstellung besessen, seine Herrschaft könnte angefochten werden, und er meinte, der einzige, der dazu in Lage wäre, das wäre ich. So ließ er mich eines Nachts gefangennehmen und mir ein glühendes Schüreisen auf die Augen legen, um mir einen Makel zuzufügen, der die derbhfine davon abhalten würde, mich ernsthaft für ein Amt im Königreich in Erwägung zu ziehen. Dann wurde ich hinausgejagt und mir selbst überlassen, und es wurde mir untersagt, in irgendeiner Stadt oder einem Dorf im Königreich Laigin zu wohnen.«
    Bruder Eadulf war von Dalbachs Geschichte nicht überrascht. Er wußte, daß so etwas vorkam. In den angelsächsischen Königreichen, in denen nach dem Gesetz der älteste männliche Nachkomme auf den Thron folgte, wurde der Kampf um Thron und Macht mit der gleichen Brutalität geführt. Brüder erschlugen einander, Mütter vergifteten Söhne, Söhne ermordeten Väter, und Väter töteten Söhne oder kerkerten sie ein. In den fünf Königreichen von Éireann genügte ein körperlicher Makel, um jemanden vom Königtum auszuschließen, folglich war hier die Brutalität nicht so schlimm wie bei den Angelsachsen, wo ein Kandidat gleich umgebracht werden mußte.
    »Es muß schwer gewesen sein, sich auf dieses Leben einzustellen, Dalbach«, meinte Eadulf mitfühlend.
    Der Blinde schüttelte den Kopf.
    »Ich habe Freunde, die mir helfen, und sogar Verwandte. Einer meiner Vettern ist Mönch in Fearna, und er bringt mir häufig Essen und Geschenke, wenn er auch nicht viel spricht. Meine Freunde und Verwandten haben mir geholfen, mit allem fertig zu werden. Faelán ist jetzt tot, und es besteht keine Gefahr mehr. Außerdem führe ich ein interessantes Leben.«
    »Interessant?«
    »Ich habe das Schwert beiseite gelegt und verfasse Gedichte, und ich spiele auch die cruit, die kleine Harfe. Ich bin mit meinem Leben ganz zufrieden.«
    Zweifelnd betrachtete Eadulf den Körperbau des Mannes.
    »Solche Muskeln bekommt man aber nicht vom Harfespielen, Dalbach.«
    Dalbach schlug sich aufs Knie und lachte.
    »Du hast einen scharfen Blick, Bruder. Es stimmt, ich mache noch meine Übungen, denn in dieser Lage muß der Körper stark bleiben.«
    »Das ist wahr… ach so!«
    Bei diesem plötzlichen Ausruf Eadulfs hob der Blinde fragend den Kopf.
    »Was ist?«
    Eadulf lächelte verlegen.
    »Mir ist gerade aufgegangen, was die Ogham-Pfähle um deine Hütte herum bedeuten. Sie leiten dich, nicht wahr?«
    »Du beobachtest wirklich gut, Bruder Eadulf«, bestätigte der andere anerkennend. »Wenn ich auf der Lichtung umhergehe, kann ich an den Pfählen erkennen, in welcher Himmelsrichtung ich mich bewege, und sie leiten mich zurück zur Hütte.«
    »Das ist eine sinnreiche Erfindung.«
    »Man wird erfinderisch in solcher Lage.«
    »Und bist du nicht verbittert? Ich meine gegen Faelán, der dir dies Schreckliche angetan hat?«
    Dalbach überlegte, dann zuckte er die Achseln.
    »Ich glaube, die Bitterkeit ist verflogen. War es nicht Petrarca, der schrieb, daß nichts Sterbliches ewig währt…?«
    »… und daß es nichts Süßes gibt, das nicht einmal in Bitterkeit endet«, ergänzte Eadulf.
    Dalbach lachte erfreut.
    »Na ja, ich gebe zu, ein paar Jahre lang dachte ich mit Erbitterung an Faelán. Aber wenn ein Mensch stirbt, was hat es dann für einen Sinn, ihn weiter zu hassen? Jetzt regiert der Enkel meines Onkels Rónán Crach das Land. So geht es eben.«
    »Du meinst Fianamail? Ist er dein Vetter?«
    »Die Uí Cheinnselaigh sind alle Vettern.«
    »Und stehst du deinem Vetter Fianamail nahe?« erkundigte sich Eadulf vorsichtig.
    Dalbach hatte Eadulfs Vorsicht sofort bemerkt.
    »Er kümmert sich nicht um mich, und ich kümmere mich nicht um ihn. Er hat

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