0902 - Zurück zu den Toten
so daß Shao das Gesicht vorkam wie ein rissiges Pflaster, das lange irgendwo gelegen hatte.
Dann sackte er zusammen, und Shao wußte, daß dieses Unwesen verfaulen würde.
Sie selbst kniete nicht mehr, sondern stand, die Waffe mit beiden Händen haltend. Sie stand wie unter Strom, zielte mal auf Olivia und dann wieder auf ihre Schwester Amanda, damit diese keine Dummheiten machten.
Die hatte auch keine vor, denn die Vernichtung ihrer beiden letzten Trümpfe hatte sie geschockt.
»Ich glaube, du kannst dich entspannen, Shao«, sagte Suko. Auch er hielt seine Beretta fest, aber er lächelte.
Shao nickte. »Okay«, sagte sie.
Dann lächelte auch sie…
***
Graue Aschehaufen, vermischt mit altem Gebein von ebenfalls grauer Farbe lagen auf dem Teppich und erinnerten daran, daß diese Reste einmal Vampire gewesen waren, abgesehen von der Kleidung und den beiden Hüten natürlich, die neben mir auf der Couch lagen, auf die ich von meinen Freunden gesetzt worden war.
Ich fühlte mich so, wie ich aussah, grau, ziemlich abgewrackt, wie ein Verlierer, und wenn ich ehrlich war, dann hatte ich mich in diesem Fall wirklich nicht mit Ruhm bekleckert. Die wahren Helden waren Suko und Shao gewesen, die jetzt aus dem Keller zurückkamen, in den ich sie geschickt hatte, um mein Kreuz zu holen. Suko war bei mir und den beiden Serrano-Schwestern geblieben, die an der Wand standen, als würden sie auf ihre Erschießung warten.
Shao blieb vor mir stehen und lächelte mir zu. Dann beugte sie sich nach vorn. Mit einer nahezu liebevollen Geste hängte sie mir das Kreuz um.
»Danke«, flüsterte ich.
»Schon gut.«
Ich hatte wirklich Mühe, zu mir selbst zu finden. Am Hinterkopf war eine kleine Beule gewachsen. Shao hatte schon davon gesprochen, mich in ein Krankenhaus zu schicken, doch da hatte ich auch noch ein Wörtchen mitzureden. Ich fühlte mich müde, aber nicht krank oder verletzt.
Jedenfalls konnte ich durchatmen, die Vampirbrut war vernichtet und würde auch nicht wieder zurückkehren.
Das Telefon tutete.
Es war mein Pech, daß ich nicht schnell genug reagierte. Dafür griff Olivia zu, hörte kurz hinein und sagte dann: »Nein, nicht mehr. Es ist vorbei. Nicht kommen!«
Bevor Suko ihr noch den Hörer aus der Hand reißen konnte, hatte sie aufgelegt.
Der Triumph stand auf ihrem Gesicht zu lesen, als sie Suko anschaute.
»Wer ist es gewesen?«
»Eine Freundin.«
»Die nicht kommen soll.«
»Richtig.«
»Oder war es die Mafia?«
»Wer ist das?« stellte sie sich dumm.
»Eine ehrenwerte Gesellschaft«, erklärte Suko. »So ›ehrenwert‹, daß sie vor Mord und anderen Untaten nicht zurückschreckt. Aber auch ehrenwerte Gesellschaften haben Feinde. In diesem Fall kommen sie wohl aus dem Osten und sind manchmal noch brutaler. Da muß man sich doch etwas einfallen lassen. Man kann sich darauf besinnen, daß man schon einmal mit höllischen Mächten zusammengearbeitet hat, wenn auch unter anderen Umständen. Aber der Konkurrenz Vampire als Killer auf den Hals zu hetzen, das ist schon was!«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Mister. Du etwa, Amanda?«
»Überhaupt nicht.«
»Sehen Sie, Mister. Danke übrigens, daß sie uns von diesen Wesen befreit haben, aber jetzt möchte ich doch, daß Sie unser Haus verlassen. Wir haben uns nichts zuschulden kommen lassen.«
»Wirklich nicht?«
»Daran müßte ich mich erinnern können«, sagte Olivia.
»Dann hat ihr Gedächtnis sehr gelitten. Sie haben meine Partnerin mit der Waffe bedroht und meinen Freund in ein Verlies eingesperrt, wie ich erfuhr.«
»Na und?«
»Darüber werden wir noch reden müssen.«
Olivia Serrano lachte. »Machen Sie sich - nicht lächerlich, Inspektor! Wir fühlten uns bedroht, und das werden wir auch unserem Anwalt erklären, falls wir denn einen brauchen. Die Anwesenheit dieser Vampire hat es bewiesen, daß wir bedroht waren, auch wenn Sie etwas anderes behaupten, aber ein guter Anwalt wird es schaffen, Ihre Beweise zu zerpflücken und lächerlich zu machen.«
»Vielleicht.«
»Versuchen Sie es!« Suko schaute mich an. »Was sagst du, John?«
»Möglicherweise hat sie recht. Vielleicht sollten wir von hier verschwinden. Du kannst ja meinen Rover benutzen - und Shao den BMW.«
»Dafür wären wir auch«, sagte Olivia für ihre Schwester Amanda gleich mit. »Und versprechen Sie uns, daß Sie sich hier nicht mehr blicken lassen, meine Herren…«
»Das können wir leider nicht«, entgegnete ich. »Manchmal kreuzen sich die Wege
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