0902 - Zurück zu den Toten
weniger wehrlos gewesen war.
»Das wirst du nicht, Schwester«, widersprach Amanda. »Unsere Freunde werden das Blut einer Toten nicht trinken. Ich bin dafür, daß wir gerecht teilen. Einer bekommt die Frau, der andere bekommt den Mann. Ist das so klar?«
»Besser könnte es nicht sein.«
»Dann los!«
Olivia reagierte sofort. Sie versetzte Shao einen Stoß, der sie auf einen der beiden Vampire zuwuchtete.
Der Blutsauger hatte darauf nur gewartet. Geschickt fing er Shao auf, riß das Maul auf, um ihr seine Zähne in den Hals zu schlagen!
Und der zweite beugte sich dem Geisterjäger entgegen…
***
Suko hatte den rechten Arm schon erhoben, um die Scheibe einzuschlagen, als er zufällig noch einen letzten Blick nach rechts warf, weil ihm dort etwas aufgefallen war. Er war jetzt nahe genug herangekommen und sah, daß nicht weit von ihm entfernt ein Wagen parkte. Er glaubte sogar, Johns Rover erkannt zu haben, also würde sein Freund hier zu finden sein. Die Sekunden der Ablenkung hatten ausgereicht, um die Szene im Zimmer zu verändern.
Suko schaute wieder hin und entdeckte seinen Freund. Er hockte schlaff wie eine Puppe auf dem Boden und war mit dem Rücken gegen einen Sessel gerückt worden, damit er nicht umkippte.
Von zwei Seiten wollten die Vampire angreifen, um sein Blut zu saugen.
»So haben wir nicht gewettet«, flüsterte er, hob den Arm, um die Scheibe einzuschlagen, als wieder etwas passierte.
Jemand hatte die Zimmertür geöffnet, und zwei Frauen betraten den Raum. Voran ging Shao, hinter ihr bewegte sich Olivia, und sie wiederum sah aus, als wäre sie dabei, Shao mit einer Waffe zu bedrohen. Darauf wies auch der Gang der Chinesin hin, er war ziemlich steif und kantig.
Plötzlich war wieder alles anders geworden, und auch Suko mußte seinen Plan ändern.
Er konnte nicht hören, was gesprochen wurde. Für Shao und John waren es sicherlich keine netten Worte. Die Serrano-Schwestern würden über den Tod der beiden reden, oder über den Rutsch in eine andere Existenz, eben als Untote.
Aus den Gesten konnte Suko nicht entnehmen, was die Weiber vorhatten, aber er wäre nach einem bestimmten Plan vorgegangen und hätte die beiden aufgeteilt.
So war es denn auch.
Plötzlich flog Shao in die Arme des einen Vampirs, und der zweite beugte sich dem Geisterjäger entgegen.
Für Suko gab es kein Halten mehr. Ein Schlag mit der Beretta sorgte dafür, daß die Scheibe zersplitterte, und es entwickelte sich eine Situation, die immer weitere Kreise zog und eskalierte…
***
Es war alles klar, ich hätte an Stelle der beiden Frauen auch nicht anders reagiert. Die Aktionen hatte ich mitbekommen, mein Denkvermögen war nicht ausgeschaltet worden, nur bekam ich Schwierigkeiten mit den Bewegungen, mir kamen meine Glieder dreimal so schwer vor. Ich kriegte die Arme nicht in die Höhe, obwohl es für mich lebenswichtig gewesen wäre, um den Blutsauger an einem Biß zu hindern.
Er packte zu.
Eine Hand spürte ich in meinem Haar. Die Finger hatten sich regelrecht hineingekrallt. Er drückte meinen Kopf nach hinten, und ich lag mit der hinteren Seite auf der weichen Sitzfläche. Dabei schielte ich nach links, wo sich sein Gesicht abmalte, das nichts anderes war als eine glatte Maske. Sie sah aus, als hätte er sich die Haut einer Maus über das Gesicht gezogen, und sie war nur da durchlöchert, wo sich der Mund befand. Zwei kalte Augen sah ich ebenfalls. Ich roch ihn und wollte meinen Arm heben, es gelang nicht.
Er würde es tatsächlich schaffen. Man würde Shao und mich zu Blutsaugern machen. Was zahlreiche Untote nicht fertiggebracht hatten, sah plötzlich so verdammt einfach aus.
Und dann brach die Fensterscheibe.
Eine Männerstimme brüllte etwas in den Raum hinein - Suko? -, und einen Moment später peitschte ein Schuß, bevor die Serrano-Schwestern schrill aufschrien…
***
Wenn er zuhackt und dich richtig trifft, bin ich verloren! schoß es Shao durch den Kopf.
Sie hatte noch die Nerven behalten. Sie wußte auch, daß sie unter Beobachtung stand, aber sie blieb cool, denn sie dirigierte den Untoten jetzt in eine bestimmte Richtung. Er hing an ihr wie eine Klette und wollte sie mit seiner übermenschlichen Kraft zu Boden drücken, und Shao hielt nur mühsam dagegen.
Die rechte Hand hatte sie zu einer Faust geballt, und noch hing ihr Arm nach unten. Er blieb auch so, denn die Aktion kam von einer anderen Seite. Sie hörte ebenfalls das Splittern und Platzen der Scheibe, denn Sukos Stimme, und
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