0905 - Die Anstalt
am Ende mit uns zu tun, was wir sonst mit ihnen taten.«
»Sie - opferten euch? In eurem Steinkreis?«
»Woher weißt du das? Komm. Komm her. Ich will dich schmecken. Dein Innerstes. Geh in mir auf. Dann kann ich ruhig warten. Wieder warten. Jahre. Jahrhunderte. Selbst Jahrtausende. Die Zeit ist nicht mein Feind. Und ich nicht der ihre. Die Zeit ist neutral. Sie gehorcht stets dem Starken. Der sie zu beugen weiß. Der mit ihr zu spielen vermag… Wie jetzt, da ich den Strahl entlang tanze, den du erschaffen hast, mit einem anderen Teil meiner selbst, nicht dem, der dich nun schmecken wird… Sie ist mein Werkzeug. Sie trägt immer noch meinen Ring. Sie kann nicht anders als mir zu gehorchen. Du bist verloren . Du bist mein !«
Die Glasdornen zielten auf Zamorra. Er wusste nicht, worauf die Monstrosität anspielte. Er ahnte nicht, dass in diesem Moment - aber ein Jahrhundert und ein paar Jahre mehr in der Zukunft - Nicole am Amulett zu ziehen begann. Und dass damit die Möglichkeit einer Rückkehr und Rettung… für immer ausgeschlossen wurde.
***
Helft ihm.
Das können wir nur mit dir. Werde eins mit uns. Stell dich der großen Aufgabe, deiner Bestimmung.
Das will ich. Sofort. Zeigt mir, was ich tun muss, Vater… Großvater…
Eine Welle von Zuneigung brach über Arsenius Hall herein. Seine Gedanken wanderten kurz zu Twist, von dem er hoffte, dass er ihm verzeihen würde, nicht zu ihm zurückgekommen zu sein. Aber das hier… war wichtiger. Vielleicht kümmerte sich die große alte Frau Britanniens um ihn. Wie sehr er sich das wünschte. Als kleinen… Lohn für das Opfer, das er für Krone und Vaterland brachte.
Siehst du das Biest? , fragte sein Vater.
Ich sehe es.
Dann lass es uns zerschmettern, zurückwerfen in die Hölle, die es geboren hat!
Und so geschah es.
***
Etwas klirrte. Schepperte. Nicole erwachte wie aus einem bösen Traum.
Hogarth stand bei ihr und stützte sie. Sie zitterte. Ließ das Amulett los. Im letzten Moment ließ sie es los, zog es nicht von der Wand weg, sondern wich selbst davon zurück…
Ihr linker Fuß streifte etwas am Boden. Sie blickte hinab.
»Was…?«
»Es ist gerade - aus Ihnen herausgefallen, Nicole. Ich sah es in Ihnen, ich schwöre!«
Sie glaubte ihm nicht. Vor ihr am Boden lag ein Stück Eisen. Es erinnerte an einen Armreif. Oder eine Klammer.
»Aus mir…?«
Hogarth nickte heftig.
Sie schüttelte benommen den Kopf. Ein Windstoß erfasste sie. Aus dem Gemälde in der Wandöffnung brach etwas hervor, stolperte in den Raum…
Zamorra!
»Liebling!« Das Amulett löste sich von der Wand und flog in Zamorras Hand. Er fing es auf. Aber die wichtigere Bewegung war die seiner Arme, mit der er Nicole umschlang, als wollte er sie nie, niemals wieder loslassen.
***
»Wir werden nie erfahren, was genau im Millbank passierte. Wie viele Menschen damals starben, oder? Vielleicht waren es alle. Alle Häftlinge. Und was wurde aus Arsenius und seinen beiden Mitstreitern, die das Böse in seine Schranken stellten?«
Nicole sprach aus, was auch Zamorra beschäftigte. Sie waren nach Frankreich ins Château zurückgekehrt.
»Ich weiß es nicht.«
»Das Millbank ist längst Geschichte. Heute steht das Tate auf seinem Grund und Boden. Aber was wurde aus der Anomalie? Aus der Sphäre, in die Hall eingegangen ist? Existiert sie in unserer Zeit noch? Existiert er noch?«
»Auch das weiß ich nicht. Es ist zu hoffen.«
»Warum?«
»Weil ich hörte, wie das Böse zu mir sagte, dass es unvergänglich ist… und geduldig darauf warten will, bis das Siegel, das die Hawks bilden, um es zu bannen, wieder schwächelt. Das kann morgen oder in hundert Jahren sein. Aber ich glaube nicht, dass das Biest jemals aufgibt.«
Nicole schloss kurz die Augen und dachte an ihre Zeit als Meredith Grosvenor. Und an die eiserne Klammer, die sie aus England mitgebracht hatte. Die Klammer, von der Hogarth behauptet hatte, er habe sie um ihr Herz gesehen…
Sie schauderte. Es gab Tage, da hatten selbst Siege den bitteren Beigeschmack einer Niederlage.
Heute war ein solcher Tag.
Epilog
Vergangenheit
Twist öffnete das Bündel. Ein Buch fiel ihm entgegen. Es war handschriftlich verfasst. Er schlug es auf. Blätterte bis zum Ende, wo die Schrift plötzlich wechselte.
Da stand:
Mein lieber Junge. Ich fürchte fast und fühle, dass uns ein schwerer Abschied auf immer bevorsteht. Vergiss nie, dass ich bei dir bin. Immer. Und wo auch immer du bist. Mein Geist ist bei dir, meine Kraft mit
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