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0905 - Die Anstalt

0905 - Die Anstalt

Titel: 0905 - Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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streifte ihn - vielleicht war es auch nur eine Vorahnung, ein Instinkt -, und er riss sie wieder auf.
    Etwas stürmte die Treppe herab. Es sah aus wie ein Mensch, der sich zeitrafferschnell, mit jeder Stufe, die er nach unten stürmte, veränderte. Haut und Fleisch platzten ab, als würden hinter der Fassade winzige Explosionen stattfinden. Zum Vorschein kam bläuliches… Glas? Kristall, in dem sich jenseitiger Glanz brach…
    Hall wusste sofort, wen er vor sich hatte - wer oder was auf ihn zuraste.
    Das Biest.
    Es sah noch furchteinflößender aus, als Pallister oder der Wärter, der Hall am Tor empfangen hatte, es geschildert hatten. Und nun…
    ... warf es sich auf Hall, krallte sich mit Dornenklauen in den Stoff seiner Wärteruniform ...
    ... und riss ihn von der Anomalie fort.
    Schleifte ihn, bevor er auch nur ansatzweise Gegenwehr aufbieten konnte, die Treppe hinauf, brutal, berserkerhaft, der leibhaftige Vernichter!
    Hall reagierte nur noch reflexartig. In Todesnot sammelte er seine psychischen Kräfte - und drosch sie der Inkarnation dessen, was sich im Millbank manifestiert hatte, entgegen.
    Mit einem nie gehörten Ton, aus dem Qual und Überraschung gleichermaßen sprach, wirbelte die »gläserne« Gestalt von ihm weg und zersplitterte an der Wand.
    Ein Scherbenregen ging zu Boden, schlitterte die Stufen hinab, Richtung Küche. Hall, der sich selbst fühlte, als wäre ihm jeder einzelne Knochen im Leib gebrochen worden, rappelte sich auf und sah, dass er sich verfrüht Hoffnung gemacht hatte, das Monstrum mit seiner überraschenden Attacke besiegt zu haben.
    Vor seinen Augen fügten sich die Splitter, die Bruchstücke wie von Geisterhand bewegt neu zusammen!
    In wenigen Sekunden würde es wieder komplett sein. Da der Weg nach unten abgeschnitten war, zögerte Hall nicht, nach oben zu hetzen. Dort warteten der Direktor und dessen engste Vertraute. Dort war auch das Arsenal, von dem Pallister gesprochen hatte, und vielleicht enthielt es ja tatsächlich Dinge, die dem Biest gefährlich werden konnten…
    Doch Hall kam nicht weit.
    Wwwwuuuuusch!
    Das Biest war heran. Kein Fetzen Stoff oder Fleisch gaukelte mehr einen Menschen vor. Es sah aus wie bläuliches, von unsichtbarer Haut gehaltenes… Wasser. Und es hatte zu pulsieren begonnen. Ein Pulsieren, das Gier ausstrahlte. Und das unzähmbare Verlangen zu töten .
    Hall blickte hinter sich. Wollte zu einem erneuten Schlag seiner mentalen Kräfte ausholen, aber das Biest war zu schnell. Und sein Anblick, dieser rasende Puls, störte Halls Konzentration.
    Dornenfinger zielten auf ihn. Ein Maul voller Kristallzähne riss auf.
    Der Tod war nicht nur nah - er war da !
    Das Letzte, was Arsenius Hall hörte, war ein verblüffter Ausruf, der in Enttäuschung mündete.
    Dann…
    ... war es
    A
    U
    S
    ...
    10.
    Gegenwart
    Ein steter Strom von Silber ging vom Amulett auf den Mann aus der Vergangenheit über und legte einen Glanz um den gesamten Körper.
    Mit Erstaunen hatte Zamorra den Energiefluss bemerkt, als der kurze Kampf sein jähes Ende gefunden und sie den k.o.-Geschlagenen zurück auf sein Bett verfrachtet hatten.
    »Was machst du da?«, hatte Nicole gefragt.
    »Gar nichts - das tut es ganz eigenständig«, war seine Erwiderung gewesen - was dazu führte, dass sie die Augenbrauen hochzog, aber schwieg.
    Zamorra vertiefte sich in die Glyphen auf Merlins Stern, testete verschiedene Funktionen und musste schlussendlich erkennen, dass er den permanenten Kraftfluss hin zu Mister Unbekannt nicht stoppen konnte. Das Amulett rechtfertigte sich nicht für sein Handeln, aber im Laufe der nächsten Stunde wurde klar, dass es damit offenbar erfolgreich gegen ein neuerliches Abdriften in den Intervall ankämpfte.
    Nachdem der von Hogarth gerufene Psychologe erschienen war, dauerte es noch eine Viertelstunde, bis der Angriffslustige sein Bewusstsein wieder erlangte. Bis dahin hatten andere seine Blutungen gestillt und versorgt. Und ihn, auf Hogarth' Anregung hin, mit Gurten im Brust-, Lenden- und Kniebereich straff auf dem Bett fixiert. Wie jemanden eben, vor dem andere oder der vor sich selbst geschützt werden musste.
    Zamorra stand geduldig mit Nicole am Fußende des Bettes, als Patient X die Augen aufschlug.
    Die Orientierungsphase des Mannes dauerte ungewöhnlich lange. Schließlich fauchte er: »Töte mich! Das wolltest du doch ohnehin - mach ein Ende! Meine Kräfte sind den deinen nicht gewachsen. Ich habe mich überschätzt, das rächt sich nun. Mir tut es nur um all

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