0905 - Die Anstalt
die anderen leid. Um die ganze Welt - denn du gibst dich nicht zufrieden mit diesen Mauern. Ich habe dich vor meiner Ohnmacht gefühlt . Ich habe in dir gelesen . Du bist die Schlechtigkeit schlechthin. Du bist ein Geschwür, das nichts mehr wünscht als zu wachsen und dieses Land, diese Welt krank zu machen! Vade, satana, inventor omnis fallaciae! «
Weiche Satan, Erfinder jeglicher Falschheit! , übersetzte Zamorra den lateinischen Ausruf für sich.
»Er spricht ein sehr altmodisches Englisch«, bemerkte der dickliche Psychologe, der von seinem Stuhl aufstand und sich zur linken Kopfseite des Bettes hin bewegte. Den lateinischen Satz ließ er unkommentiert.
»Er kommt von weither«, sagte Zamorra. »Sprechen Sie mit ihm. Sagen Sie ihm, dass er nichts von uns zu befürchten hat. Wir sind nicht das, was er in uns zu sehen glaubt.«
»Ich werde mein Bestes tun…«
Minutenlang sprach er auf den Erwachten ein - der aber auf keine Frage, keinen Zuspruch einging. Eisern schwieg der Mann aus dem Bild. Dafür wurde der Psychologe um so redseliger. Aber er sprach so leise, dass Zamorra, Nicole und selbst Hogarth bald kein Wort mehr verstanden.
Plötzlich erhob der Mann sich hölzern von seinem Stuhl und verließ ohne ein Wort der Erklärung das Zimmer.
Zamorra war sofort alarmiert. »Paul…«, flüsterte er Hogarth zu.
Auch der Yard-Mann war aufmerksam geworden. Unauffällig tastete seine Hand unter den. Trenchcoat.
Der gefesselte Fremde blickte ihnen vom Bett aus entgegen und sagte: »Sie können die Waffe stecken lassen - ich habe meinen Irrtum erkannt. Ich weiß jetzt, dass… Sie keine Betrüger, keine Schergen von ihm sind. Wahrscheinlich muss ich Ihnen sogar danken, dass Sie mir das Leben gerettet haben. Aber das alles ist ohne Bedeutung für die, die zurückgeblieben sind. Ich muss zu ihnen. Nur ich kann dem Terror… vielleicht… Einhalt gebieten. Wer immer Sie sind - wo immer ich bin - helfen Sie mir! Sonst wird dieses Ding… die Weltherrschaft antreten!«
***
»Was haben Sie mit dem Psychologen gemacht?«
»Was ist ein Psychologe?«
»Der Mann, der Sie… beruhigen sollte.«
»Ich habe ihn ausgefragt - und weggeschickt.«
»Wie?«
»Ich habe… gewisse Talente.«
»Warum spüre ich davon nichts?«
Der Mann blickte zu Zamorra auf. »Das… wüsste ich selbst gern. Sie scheinen immun gegen meine Versuche, Sie zu beeinflussen. Das war es auch, was mich vorhin misstrauisch machte. Er hingegen…« Er nickte zu Hogarth.
»… an ihm könnte ich es demonstrieren.«
Die Miene des Yard-Manns verfinsterte sich. »Ich bin kein Versuchskaninchen. Wagen Sie es nicht -« Er hielt kurz inne. Verneigte sich theatralisch. »Sofort, Mylord, sofort. Ich werde der Küche sofort den Auftrag geben…«
»Das reicht!« Zamorra hatte genug gesehen.
Hogarth schüttelte sich wie ein nasser Hund. »- mich manipulieren zu wollen. Das würde Ihnen nicht gut bekommen, wer Sie auch sein und über welche Talente Sie verfügen mögen!«
Zamorra wandte sich an ihn. »Sie haben es nicht gemerkt, oder?«
»Was gemerkt?«, fragte der Detective.
»Was er Ihnen in den Mund gelegt, was er ihnen suggeriert hat.«
»Er hat mich nichts -«
»Doch!«, unterbrach ihn Zamorra. »Vertrauen Sie mir einfach, dass es so war. Ich habe schon viele Hypnotiseure und Suggestoren von Format getroffen, aber er hier… Kompliment, Mister…?«
»Hall. Arsenius Hall.« Hall grinste schief. »Wäre es wohl möglich, mich loszubinden? Und was ist das für ein beachtlicher Schmuck um Ihren Hals, Mister…?«
»Zamorra. Das hier ist Detective Hogarth. Der beachtliche Schmuck, wie Sie es nennen, hat Sie offenbar aus Ihrem… Zustand erweckt.«
»Sie betonen das so außergewöhnlich.«
»Sie lagen wochenlang in tiefem Koma, mussten künstlich ernährt werden. Dann begann ihr Körper plötzlich intervallartig zu pulsieren - und wundersame Kraftwellen abzusondern, die…«
»Ja?«
Hall wirkte völlig unwissend. Entweder er war ein exzellenter Schauspieler, oder er hatte von den Eskapaden seines Körpers tatsächlich seine Ahnung.
»… verjüngend auf diejenigen wirkte, die davon getroffen wurden.«
»Verjüngend?« Halls Augen weiteten sich leicht. »Etwas Derartiges gehörte nie zu meinen Talenten. Ich -«
»Ja«, unterbrach ihn Zamorra. »Das dachte ich mir schon. Ich gehe auch viel mehr davon aus, dass es mit Ihrem Zeitsturz zu tun hat.«
»Zeitsturz?«
»Eine lange Geschichte. Kürzen wir es ab: Woher kommen Sie? Woran - nicht nur
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