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0906 - Das Vermächtnis der Hexe

0906 - Das Vermächtnis der Hexe

Titel: 0906 - Das Vermächtnis der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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konnte nicht zurück ins Château Montagne, er konnte nicht zurück zu Zamorra an den Glühweinstand, obwohl er nur gute fünfzig Meter von ihm entfernt war.
    Nun ja, fünfzig Meter, die bei seiner Größe eher fünf Kilometern entsprachen.
    Also, wo sollte er hin? Auch wenn er der Hexe entkommen war, war er dennoch ein Gefangener. Ein Gefangener seiner Körpergröße, eine männliche Alice in einem künstlichen Wunderland mit einer Hexe, die der Herzkönigin in ihrer Grausamkeit in nichts nachstand.
    Er konnte nicht ständig davonlaufen. Er würde sich der Hexe stellen müssen.
    Aber was dann? Wie sollte er sie besiegen? Er hatte hier keinen Vorschlaghammer, mit dem er den Porzellankörper zertrümmern konnte. Er hatte keinen Beschützer aus Fahrplanbuchstaben mehr, weil er ihn durch eigene Dummheit zerstört hatte. Ob er noch einmal so einen Helfer würde erschaffen können, wusste er nicht. Er hatte noch nicht einmal einen Stein in dieser Welt aus Plastik und Kunststoff! Wie um alles in der Welt sollte er…?
    »Wo bist du denn, mein kleines Bübchen?«, ertönte das Keifen der Hexe.
    Rhett zuckte zusammen. Er hatte gehofft, etwas länger verschnaufen zu können.
    »Na, zeig dich schon, du Bengel! Du kannst dich nicht ewig vor mir verstecken.«
    Was nun? Er hatte noch nicht einmal den Ansatz eines Plans. So lange er nicht wenigstens halbwegs wusste, wie er der Hexe gegenübertreten sollte, gab es nur eine Möglichkeit: laufen!
    »Irgendwann wirst du müde und dann kann ich dich pflücken wie eine reife Frucht. Erspar das doch uns beiden und sag mir, wo du bist, Mäuschen.«
    Da hörte Rhett links von sich ein Rascheln. Gleich darauf tauchte ein weißes, dank des Risses irre grinsendes Gesicht aus dem sorgfältig nachgebildeten Unterholz auf.
    Mist!
    Rhett drehte sich nach rechts und begann seine Flucht erneut.
    »Mach es dir doch nicht so schwer!«, seufzte die Hexe. Ihre Stimme klang kein bisschen erschöpft.
    Natürlich nicht! Sie war nur eine Puppe! Sie musste nicht atmen!
    Aber vielleicht war sie ja doch wenigstens etwas müde! Sonst hätte sie ihm sicherlich schon einen Zauberspruch hinterhergeschleudert.
    Womöglich hatte das Teermonster und ihr anschließender Abwehrzauber sie doch einiges an Kraft gekostet.
    Rhett duckte sich unter einem ausladenden Ast einer Fichte weg, der plötzlich vor ihm auftauchte.
    Wenn er nur endlich wüsste, was er machen sollte!
    Die Pause war viel zu kurz gewesen. Seine Lunge brannte, als würde er heißes Gas einatmen, und seine Oberschenkel drohten jeden Augenblick zu platzen.
    Trotzdem rannte er, ignorierte seine Lunge, ignorierte seine Oberschenkel, dachte nur an die Hexe. Er umkurvte eine Futterraufe mit künstlichem Heu, schlug sich durch eine Baumschonung und rutschte auf dem Kunstrasen eines kleinen Hügels hinunter.
    Doch egal, wie schnell er auch rannte, wie viele Haken er schlug, hörte er immer wieder die Stimme der Hexe hinter sich. »Na, Kleiner, wird es langsam anstrengend, ja?«
    Plötzlich stand er vor einer dichten Hecke.
    So ein Dreck! Und nun?
    Links? Rechts? Oder mitten hindurch?
    Rhett dachte nur kurz darüber nach. Einem Impuls folgend stürzte er sich in die Hecke.
    Es war nicht annähernd so mühsam, wie er befürchtet hatte. Die Blätter bestanden aus einem weichen Stoff, die Äste waren irgendein geschmeidiges Material und das Geld für lebensechte Dornen hatte sich der Hersteller anscheinend gespart.
    Vielleicht rechnete die Hexe ja nicht damit, dass er diesen Weg genommen hatte. Möglicherweise konnte er hinter dieser Hecke eine etwas längere Verschnaufpause einlegen und sich endlich mal einen Plan ausdenken. Möglichst einen, der aus mehr bestand als dauerndem Davonlaufen, der vielleicht sogar…
    Rhett kam auf der anderen Seite der Hecke heraus und erreichte den Rand der Welt. Sein rechtes Bein trat ins Leere. Vor ihm war nur tief schwarzes Nichts.
    Im letzten Augenblick konnte er sich zurückwerfen und am Geäst der Hecke festklammern.
    Sein Herz führte einen wilden Stepptanz auf.
    Das war verdammt knapp gewesen!
    Als sich sein Herz langsam wieder beruhigte, wurde ihm klar, was beinahe passiert wäre: Fast wäre er von dem Tisch gestürzt, auf dem der Besitzer des Spielzeugzelts seine künstliche Welt aufgebaut hatte. Die Schwärze vor ihm war das Tuch, mit dem der Tisch abgedeckt war!
    Mann, das hätte voll ins Auge gehen können!
    Na gut, dann machte er seine Pause eben nicht hinter, sondern in der Hecke!
    Er stand auf und zog seinen Anorak

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