0907 - Imperium der Zeit
seine Worte zu unterstreichen. »Der Verlust wiegt schwer, doch beschuldigt niemand den Winzer des Mordes, und für den Moment ist nur das wichtig. Bechtel wird sich verantworten müssen, aber für seine finanziellen Probleme. Nicht für den Tod seiner Gattin.«
Er griff Nicoles Arm und zog sie sanft in Richtung des noch immer am Wegesrand parkenden Jaguars. Hier gab es nichts mehr für sie zu tun, und es wurde Zeit, dass sie ins Château zurückkehrten. Dringendere Probleme warteten auf sie, nicht zuletzt die Sorge um Merlins Stern.
»Und wer war dieser Schattenmann wirklich? War es Odin?«
»Nein«, antwortete der Professor. »Das glaube ich nicht. Es war wohl ein Wesen, das sich für ihn ausgeben wollte. Um über die Grenzen seiner Macht hinwegzutäuschen. Sobald wir anfingen, diesen Anspruch infrage zu stellen, schwand auch seine Kraft, sein Glaube an die eigenen Fähigkeiten.«
Sie hatten den Wagen erreicht, setzten sich hinein und schlossen die Türen. Gedankenverloren legte Nicole ihren Gurt an. »Aber wir haben ihn vernichtet. Oder?«
»Wer kann das schon mit Gewissheit sagen?« Zamorra hob die Schultern und ließ den Motor des Jaguars an. »Wir haben ihn vertrieben, soviel steht fest. Wohin? Endgültig? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich ihm gerne noch ein paar Fragen stellen würde. Aus manchen Details dieses Abenteuers werde ich noch nicht ganz schlau, und ich glaube, der Grund dafür ist er.«
Im Licht des Mondes, der über der verschlafenen Kleinstadt an der Mosel aufgegangen war, lenkte Zamorra den Wagen in Richtung Autobahn. Es ging nach Hause, endlich. Kurz bevor die letzten Lichter von Trier im Rückspiegel verschwanden, drehte sich Nicole noch einmal um und warf einen finalen Blick auf die älteste Stadt Deutschlands. »Was Scheuerer jetzt wohl machen wird?«, fragte sie leise, und Zamorra glaubte, ein Lächeln in ihrer Stimme zu erahnen.
Er seufzte betont laut, um den Spaß mitzuspielen, den sie begonnen hatte. Dann antwortete er: »Was er immer macht. Er wird Wege finden, unseren Erfolg als seinen eigenen darzustellen. Und dann macht er einfach weiter.«
»Einfach weiter machen, ja?«, wiederholte Nicole schmunzelnd und sah Zamorra lauernd an. »Das erinnert mich an einen anderen Mann, den ich kenne. Der lässt sich auch nicht beirren. Und weißt du, was interessant ist? Sie tragen den gleichen Namen.«
»Ach ja?«, fragte Zamorra ehrlich verwundert. »Scheuerer?«
Nicole schüttelte den Kopf. »Nein. Man nennt sie beide ›Meister des Übersinnlichen‹.«
Sie lachte laut auf, als Zamorra sie sanft in die Seite boxte.
ENDE des Dreiteilers
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