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0907 - Imperium der Zeit

0907 - Imperium der Zeit

Titel: 0907 - Imperium der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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Kaiser, werde ich Euch gerne zur Seite stehen.«
    Terticus erschauderte, teils vor Begeisterung, teils aber auch vor Grauen. Was war das da in seinem Rücken? Was hatte er gerufen, was freigesetzt? Der Kaiser war ein mutiger Mann, doch in diesem Augenblick wagte er es nicht, sich zu dem Unbekannten umzudrehen. »Wie?«, fragte Terticus leise. »Was wollt Ihr Roms Anwesenheit entgegensetzen? Es ist zu spät, sie davon abzuhalten, gegen mein Reich zu ziehen.«
    Der Fremde lachte. »Zeit, mein lieber Terticus, ist nichts weiter als eine Variable. Sie ist veränderbar. Bist du bereit, dich mir anzuvertrauen? Bist du bereit, auf ewig das zu sein, was du nun bist: Kaiser Terticus?«
    Auf ewig? Kaiser für immerdar? Terticus spürte, wie sich sein Herzschlag ob dieser Aussicht beschleunigte. »Ich bin es«, sagte er und keuchte vor Begeisterung. »Ich bin es.«
    »Das«, sagte die Stimme hämisch, »habe ich auch angenommen.«
    Ein Zischen ertönte, weißer Nebel stieg auf, und als sich Terticus umsah, bemerkte er - wie sich sein eigener Körper sekundenschnell auflöste!
    ***
    Nicole Duval wagte es nicht, sich zu bewegen.
    Stocksteif stand sie in der Mitte des Zimmers und atmete flach, den Blick starr geradeaus gerichtet. Und was sie im Gesicht des alten Winzers sah, spiegelte ihr eigenes Entsetzen.
    Nach ihrem ergebnislosen Besuch beim Standesamt hatte Nicole sich auf den Weg gemacht, um Zamorra bei der Observierung der Bechtels Gesellschaft zu leisten. Doch als sie auf dem Weingut angekommen war, hatte sie den Jaguar verlassen und mit offener Fahrertür vorgefunden. Da war ihr klar gewesen, dass etwas geschehen sein musste. Also war sie zum Haus gegangen, dessen Tür ebenfalls offen stand. Sie war eingetreten - und hatte im Büro, dem einzigen Raum, den sie für relevant gehalten hatte, eine Leiche und einen kreidebleichen Winzer gefunden, der ihr berichtet hatte, dass der Römer gekommen war, um Gudrun zu töten. Und dass er Zamorra mit sich genommen hatte.
    Mit ins Nichts!
    Der Horror, der in dieser Aussage steckte, hätte schon genügt, um Nicole verzweifeln zu lassen, doch was dann geschehen war, hatte jegliche Sorge um ihren »Chef« überlagert. Denn Bechtel und Nicole waren nicht allein im Zimmer.
    »Drehen Sie sich nicht um, Nicole!«, hatte eine sonore, keinen Widerspruch duldende Stimme befohlen, und Nici hatte gespürt, wie ihr das Blut in den Adern gefror. »Wenn Sie sich umdrehen, werde ich Sie töten. Und glauben Sie mir, das ist noch das harmloseste, was ich Ihnen antun kann.«
    Sie wusste nicht, wer - was? - hinter ihr war. Beim Betreten des Raumes hatte sie niemanden gesehen, nur die Schatten in der hinteren Ecke des Zimmers, zwischen dem Kamin und dem breiten Bücherregal. Doch was immer es war, es kam von dort! Und es brachte Johann Bechtel, der einige Schritte vor Nicole stand und direkt in ihre Richtung schaute - und somit auch auf das Etwas hinter mir , dachte sie mit einem Schaudern - sichtlich um den Verstand.
    »W… wer sind Sie?«, fragte sie und bemühte sich, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Abermals versuchte sie, auf geistigem Wege das Amulett zu rufen, und abermals blieb jegliche Reaktion aus.
    »Ein Freund von Johann«, antwortete der Unbekannte, und Nicole sah, wie der Winzer unter diesen Worten zusammenzuckte, als habe ihn der Hieb einer Peitsche getroffen. »Er hat mich gerufen, um ihm ein wenig zur Seite zu stehen. Doch widrige, unvorhergesehene Umstände hielten mich bisher davon ab, meinem Versprechen ihm gegenüber nachzukommen.«
    Widrige Umstände? Konnte es sein, dass der Fremde damit den Römer meinte? Nicole hatte noch immer keine Ahnung, auf welche Art Gegner sie hier gestoßen war, doch schien es sich um eine Art Dämon zu handeln. Hatte der so bieder und bodenständig wirkende Bechtel ihn etwa gerufen?
    »Sie meinen den Legionär«, bluffte sie. »Sie haben etwas mit ihm zu tun, und er ist es, der Sie davon abgehalten hat, durchzuführen, was immer sie für Johann geplant hatten.«
    »Legionär?« Der Fremde lachte so laut, dass die Fensterscheiben zu vibrieren begannen. »Legionär? Meine Liebe, Sie sind ein wahrer Schatz. Geben Sie Acht, dass Terticus nicht hört, als was Sie ihn bezeichnet haben.«
    Terticus? Nicole glaubte ihren Ohren nicht. Terticus war der Name des sechsten und des siebten Kaisers der Imperium Galliarum gewesen, erinnerte sie sich an von Hoytens Bericht. Terticus I. hatte sich 274 der römischen Übermacht geschlagen gegeben, hatte in der

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