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091 - Die Bräute des Henkers

091 - Die Bräute des Henkers

Titel: 091 - Die Bräute des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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de Calmont!" sagte er. „Sonst werde ich dich grausam richten. Ich hacke dir erst die Hände ab und dann den Kopf. Hast du das verstanden?"
    „J-ja."
    Seine Stimme klang eigenartig unter der Maske, so als verstellte er sie.
    „Dem roten Henker kannst du nicht entrinnen, Valerie de Tinville. Wenn ich dich noch einmal besuchen muß, wird es schlimm für dich."
    Er packte Cocos Haar und schwang das Beil. Sie wollte ihm schon einen harten Schlag in den Solar plexus versetzen und seine Hand mit dem Beil abfangen, da ließ er es wieder sinken. Er hatte Coco kräftig an den Haaren gezerrt.
    „Das war nur eine Warnung. Vergiß sie nie!"
    Coco nickte und tat eingeschüchtert. Der Mitternachtshenker schien zufrieden. Er nahm seine Laterne wieder auf und wollte hinausgehen.
    Coco schloß die Augen und konzentrierte sich. Sie besaß die magische Spezialfähigkeit der Zamis' in besonderem Maße. Sie konnte den Zeitablauf magisch manipulieren und beherrschte noch einige andere Tricks.
    Coco versetzte sich in einen vielfach schnelleren Zeitablauf. Als sie die Augen öffnete, war alles um sie herum erstarrt. Die Uhr tickte nicht mehr. Der Mitternachtshenker stand wie eine Wachsfigur da, einen Fuß etwas vom Boden abgehoben.
    Coco ging zu ihm hin, nahm ihm seine Maske ab und sah ihm ins Gesicht. Er merkte es nicht. Sein Zeitablauf war zu langsam.
    Der Mitternachtshenker war kein anderer als der Graf de Calmont. Coco hätte fast gelacht. Dieses alberne Possenspiel paßte zu ihm. Er hatte eine ganz gewaltige Macke. Die andern im Schloß konnte er mit seiner Maskerade vielleicht erschrecken, aber Coco Zamis nicht.
    Unter der Maske trug er eine Brille mit ovalen Gläsern. Sie war mit einer Phosphorlösung bestrichen, die gelblich leuchtete. Dadurch entstand der unheimliche Effekt.
    Cocos Kopfhaut schmerzte noch immer, weil er sie so an den Haaren gezerrt hatte. Sie gab de Calmont ein paar schallende Ohrfeigen. Dann setzte sie ihm die Maske wieder auf, kehrte zum Bett zurück, setzte sich nieder und kehrte in den normalen Zeitablauf zurück.
    Der Mitternachtshenker hatte nicht gemerkt, was vorgefallen war. Er wunderte sich nur, weshalb seine Wangen so brannten. Er schaute zu Coco hin, die Angst mimte, öffnete die Tür und ging hinaus.
    Coco konnte sich das Lachen nicht mehr verbeißen. Wenn sie es immer mit solchen Geistern zu tun gehabt hätte, wäre es einfach gewesen. Doch dann fiel ihr ein, daß der Graf de Calmont keineswegs harmlos zu sein schien. Vielleicht hatte er wirklich schon einige der Mädchen im Schloß mit seinem Beil umgebracht.
    Coco wartete eine Weile, bis sie zur Tür ging und sie untersuchte. Sie war wieder abgeschlossen. Aber Coco erstaunte das nicht sonderlich. Sicher gab es eine mechanische Vorrichtung, mit der sich das abgesperrte Schloß durch irgendwelche Manipulationen von außen öffnen ließ. Vielleicht mußte man die Klinke auf eine bestimmte Weise bewegen oder etwas dergleichen.
    Kurz vor ein Uhr steckte Coco eine Taschenlampe, eine kleine Damenpistole und ein paar Dämonenbanner in ihre Tragetasche und zog einen seidenen Hausmantel über. Es war nun an der Zeit, Pierre im Wintergarten zu treffen.
    Coco löschte die Petroleumlampe, verließ das Zimmer und schloß von außen ab. Den Schlüssel steckte sie in die Tasche. Als sie die Klinke untersuchte, konnte sie an dieser nichts bemerken, aber das hatte nichts zu besagen.
    Coco eilte die langen Korridore entlang. Nur an wenigen Stellen brannten Petroleumlampen mit heruntergedrehten Dochten. Coco hatte jedoch keine Angst vor dem Geist, der hier herumspukte.
    Der Wintergarten befand sich im linken Gebäudeteil, vorn beim Haupttrakt im Erdgeschoß. Es war ein großer Raum mit einer bunten Glaswand an der Außenseite. Zwei Öfen beheizten ihn. Pierre hatte einen Hauptschlüssel für das Schloß mitgenommen, als er vor zwei Jahren floh.
    Coco erreichte den Wintergarten wenige Minuten nach eins. Nur wenig Mondlicht fiel herein und ließ die Pflanzen und Blumen seltsam und gespenstisch erscheinen. Es gab Tulpen, Orchideen, Rosen, ein japanisches Gärtchen und Ranken- und Schlingpflanzen, zierliche Büsche und japanische Zwergbäumchen. Der Wintergarten war ein Meisterstück der beiden Schloßgärtner.
    „Pierre?" fragte Coco.
    Sie hörte ein Rascheln in einer Ecke. Dann kam eine dunkle Gestalt auf sie zu. Ein säuerlicher Geruch strömte ihr entgegen. Es war Pierre, der arme Pierre, wie er sich selber nannte.
    „Coco?" fragte er.
    „Ja, ich bin es. Pst!

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