Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0913 - Im Land der Riesen

Titel: 0913 - Im Land der Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
kurzes, abhörsicheres Visiphongespräch mit seiner neuesten Freundin, dann rief er seine feste Freundin an und berichtete ihr, daß sich nichts Aufregendes ereignet hätte.
    Anschließend stellte er eine Verbindung zum Zentralcomputer her und sprach mit Tramton Kalackai.
    „Wir sind genau nach Plan vorgegangen und haben alle diejenigen Bäume untersucht, die die Auswahlkriterien voll erfüllen - natürlich nur, so weit wir bisher gekommen sind, nämlich rund zweiunddreißig Kilometer. Resultat negativ. Was meinen Sie dazu, Positronenspieler?"
    Tramton Kalackai machte ein undurchdringliches Gesicht.
    „Ich habe nachgedacht", erwiderte er.
    „Hört, hört!" rief Mamock und setzte einen Krug an, der mit zwei Litern Muti-Pflaumenschnaps gefüllt war. Eine ganze Weile hörte sein Gesprächspartner nur das laute Glucksen, mit dem der Alkohol in der Speiseröhre des Miliz-Kommandeurs den Kehlkopf umkurvte. Als er den Krug absetzte, schmatzte er genießerisch.
    „Genau!" sagte Tramton Kalackai. „In der Mitte des Stadtwalds hätte ich, wäre ich Siganese, mir einen großen Flaschenbaum als Tarnung meiner Subkolonie ausgesucht."
    „Habe ich so etwas geäußert?" fragte Ruko Mamock argwöhnisch.
    „Es hörte sich jedenfalls so an
     
    *
     
     
     
    *
     
    . antwortete der Erste Kybernetiker von Nagelia.
    „Hm, hm!" brummelte Mamock, sich ein Grinsen verbeißend. „Also schön! Ich werde alle meine Leute ins Zentrum beordern und dort jeden Baum fällen lassen."
    Diesmal mußte sich Kalackai ein Grinsen verbeißen, denn er wußte genau, daß Mamock keinen einzigen Baum fällen lassen würde. Als Vorsitzender der Organisation für Umweltschutz hätte er sich gegen ein solches Ansinnen mit Händen und Füßen gewehrt.
    „Einverstanden", erwiderte Tramton deshalb. „Aber es würde schon genügen, wenn Sie an jeden Baum jeweils einen Mann einmal kräftig mit der Faust schlagen ließen. Gibt es in dem betreffenden Baum eine siganesische Subkolonie, dann werden die Grünlinge sich postwendend melden, weil sie eine Wiederholung befürchten."
    „Sie sind ein kluger Mann", lobte Mamock.
    „Das kommt vom Umgang mit Computern", erklärte Kalackai. „Sie sind so menschlich."
    Ruko Mamock lachte schallend, dann unterbrach er die Verbindung, brutzelte im Mikrowellenherd vierzig Eier und servierte sie sich auf einer glasig gebratenen Speckseite. Dazu trank er zwanzig Liter Bier, goß noch anderthalb Liter Klaren hinterher, rülpste zufrieden und rief seine dreitausend Milizionäre über Sprechfunk an.
    „Hallo, Freunde, mir ist da eine famose Idee gekommen!" grölte er. „Wenn es auf Zaltertepe eine Subkolonie der Winzlinge geben sollte, dann hätten die Wanzenmelker ...", er wartete auf Beifall zu seinem neuen Spitznamen für die Siganesen und war enttäuscht, als es still blieb, „ ... sie in einem großen Flaschenbaum im ungefähren Zentrum des Stadtwalds untergebracht."
    „Warum?" wandte einer der Milizionäre ein.
    „Weil es logisch wäre", erwiderte Mamock. „Wenn Sie soviel mit Computern umgingen wie ich, würden Sie auch logisch denken, mein Freund."
    Er rülpste, schielte sehnsüchtig nach einem Stapel Dauerwürste und fuhr fort: „So oder so werden wir jetzt den Entscheidungsschlag führen und damit die Strapazen und Entbehrungen beenden, die wir als Patrioten auf uns genommen haben. Ich befehle hiermit, daß alle Milizionäre sofort von ihrem jeweiligen Standort in Richtung Zentrum aufbrechen. Die in der Mitte des Stadtwalds stehenden dreißig Bäume werden hiermit zu Zielobjekten erklärt. Die ersten dreißig Soldaten, die in diesem Gebiet eintreffen, werden jeder zu einem Baum gehen und einmal kräftig, ich betone, kräftig, mit der Faust gegen den Stamm schlagen. Danach warten sie ab, ob es zu Kontaktversuchen von Grünlingen kommt."
    „Weiter brauchen wir nichts zu tun?" fragte einer der Offiziere von unten.
    „Weiter nichts", antwortete Ruko Mamock. „Das ist alles."
     
    *
     
    Der Befehl ihres Kommandeurs war so ganz nach dem Herzen der bullenstarken, ständig miteinander um die besten sportlichen Leistungen wetteifernden ertrusischen Riesen. Die zu niedrige Schwerkraft von Zaltertepe forderte sie nicht genug, so daß sie sich mehrmals wöchentlich in Supergravozentren austobten. Doch das war zu wenig - und so verfügten vor allem die jungen Milizionäre ständig über überschüssige Kräfte.
    Das waren die Gründe, warum es zu einem regelrechten Wettlauf ins Zentrum des Stadtwalds von Nagelia kam.

Weitere Kostenlose Bücher