Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0916 - Feuerengel

0916 - Feuerengel

Titel: 0916 - Feuerengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Mitsubishi der oberen Mittelklasse. Den Wagen hatte er nicht abgeschlossen, doch als er auf ihn zulief, da schaute er sich zum erstenmal seine Hände richtig an, die er in die Höhe gehalten und so gedreht hatte, daß er sie richtig erkennen konnte.
    Ja, sie waren es.
    Es waren seine Hände, aber sie sahen aus wie die eines Fremden. Im hellen Licht betrachtet sahen sie noch weit schlimmer aus. Er konnte nicht davon ausgehen, daß es seine Hände waren, seine eigenen Hände, die da wie verbrannte Lappen wirkten. Eine schwarze Haut, zu Fetzen geworden, die nach unten hingen.
    Davenport konnte es nicht fassen. Er stand vor seinem Wagen, die Ellenbogen auf das Dach gestützt. Er schüttelte den Kopf, er hörte sich selbst weinen und jammern, und er spürte, wie seine Lippen zitterten, als würden Finger daran zerren.
    Sein Hals saß zu. Er schluckte trotzdem. Er würde es schlucken müssen, auch das verfluchte Grauen, das hinter ihm lag. Unfaßbares Grauen. Ein Mensch, der keiner mehr war. Eine Frau, die zur Bestie mutiert war, die Männer verbrennen wollte.
    »Zum Arzt«, flüsterte er. »Ich muß zu einem Arzt. Ich muß in ein Krankenhaus. Etwas anderes gibt es für mich nicht. Ich muß dahin. Ich muß es schaffen.«
    Er wußte auch, daß er nicht lange zu fahren hatte. Das Haus befand sich am Rand der großen Stadt Glasgow. Mit dem Wagen würde er es in gut zwanzig Minuten erreicht haben.
    Eine höllische Tortur, denn er wußte ja, daß er den Wagen mit seinen verbrannten Händen lenken mußte. Es würde verdammt schwer werden, aber er mußte es durchhalten. Etwas anderes gab es nicht für ihn. Alles andere war nicht möglich.
    Lino Davenport schaffte es, die Wagentür aufzuschließen. Er saß schließlich hinter dem Lenkrad und stierte auf den Zündschlüssel, den er ebenfalls ins Schloß geschoben hatte.
    Dann betrachtete er seine Hände.
    Zum erstenmal entdeckte er die Blasen, die sich auf der verbrannten Haut gebildet hatten.
    Lino startete einen ersten Versuch. Er umfaßte das Lenkrad - und schrie auf. Die Schmerzen tobten nicht nur in seinen Händen, sie schossen hoch bis in die Schultern, und wieder überkam ihn das Gefühl, als wäre das Feuer noch in ihm und würde auf kleiner Flamme weiterbrennen und allmählich auch seine Eingeweide verbrennen.
    »Ich muß es schaffen!« keuchte er. »Ich muß es einfach schaffen! Ich muß durchkommen! Ich muß…«
    Er fuhr an.
    Er lenkte, aber er schaffte es nicht mehr so, wie es sonst immer der Fall gewesen war.
    Er streifte Büsche, sogar an der rauhen Rinde eines Baumstamms glitt er entlang, aber das waren Peanuts zu dem, was noch vor ihm lag. Der Schweiß rann in Strömen über sein Gesicht, und er dachte daran, daß auch er nach Feuer und verbrannter Haut roch.
    Ich muß es schaffen! Immer wieder hämmerte er es sich ein. Ich muß es, verdammt, ich muß es…
    ***
    Das gab es doch nicht, verflixt! Das war ja so gut wie unmöglich. Dieses Schwesternzimmer lag ungefähr in der Mitte des Flurs, ich hätte Betty demnach sehen müssen.
    Doch sie war verschwunden!
    Ich dachte nach und schaute mich in meiner näheren Umgebung wieder um. Natürlich gab es die Türen, die zu den einzelnen Krankenzimmern führten, aber auch hinter einer von ihnen hätte die Schwester in dieser kurzen Zeitspanne nicht verschwinden können. Ich hätte zumindest sehen müssen, wie sich eine der Türen schloß. Ich hatte auch kein Geräusch gehört, die Stille des Flurs hielt mich umfangen, jetzt auch nicht unterbrochen durch eine Musik, denn Betty hatte das Radio in ihrem Zimmer bei meinem Eintritt ausgestellt.
    Da stimmte etwas nicht.
    Oder machte ich mir wieder zu viele Sorgen? Sah ich bereits - bedingt durch meinem Job - schon Gespenster?
    Ich wußte es nicht, ich glaubte auch nicht daran, denn bisher hatte ich immer sehr realistisch reagiert. Also wollte ich mir nicht eingestehen, daß hier andere Kräfte die Hände im Spiel hatten.
    Nein, nein, ich hatte mich geirrt. Also würde ich, ohne zu fragen, nach einem Telefon Ausschau halten. Unten am Empfang hatte ich eines gesehen, doch ich wollte nicht erst dahin fahren, denn es gab sicherlich eines auf dieser Etage.
    Bevor ich mich endgültig auf die Suche machte, schaute ich noch bei meinem Vater vorbei.
    Er und Mutter sprachen leise miteinander. Sie hatte mein Eintreten gar nicht bemerkt, und ebenso leise und mit einem Lächeln auf den Lippen, trat ich wieder zurück.
    Vom Gangende her, dort, wo der Lichthof begann und ich auch ein Telefon

Weitere Kostenlose Bücher