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0916 - Feuerengel

0916 - Feuerengel

Titel: 0916 - Feuerengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Jahre in diesem Job, da kann ich ohne weiteres sagen, daß Ihr Vater nicht mehr lange bei uns bleiben wird. Er hat es fast überstanden, obwohl die Wunde böse aussah.«
    »Das erzählte mir auch Doktor McLintock. Aber mein alter Herr ist ein Nörgler.«
    »Nein, das nicht.« Lisa schüttelte den Kopf und errötete. »Auf keinen Fall ist er das. Er ist eben ein etwas ungeduldiger Patient.«
    »Ich glaube es Ihnen aufs Wort. Und deshalb wird auch meine Mutter hier wohnen. Darüber wollte ich vorhin schon mit Ihrer Kollegin sprechen, Lisa.«
    »Mit welcher Kollegin?«
    »Mit Schwester Betty.«
    »Bitte?«
    »Schwester Betty!« wiederholte ich.
    Lisa stellte die Tasse zurück auf die Untertasse. »Tut mir leid, aber ich kenne keine Schwester Betty.«
    »Sie ist heute den ersten Tag hier auf der Station. Zumindest hat sie mir das gesagt.«
    »Aha…«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wieso aha? Sie haben das Wort so seltsam betont.«
    Lisa lehnte sich zurück und schlug ihre kurzen Beine übereinander. »In der Tat.«
    »Und was ist der Grund?«
    Sie schaute mich direkt an. »Der Grund ist Schwester Betty. Es gibt hier keine Schwester Betty. Nicht mal in diesem Hause.«
    Sie wollte weitersprechen, was ich merkte und deshalb den Arm hob. »Moment mal, Lisa. Sie sind sich also sicher, daß es keine Schwester Betty in diesem großen Haus gibt?«
    »Ja!«
    »Auch nicht auf den anderen Stationen?«
    »Ja!« Diesmal nickte sie.
    Ich wollte mich noch nicht geschlagen geben und sagte deshalb: »Das Krankenhaus ist ziemlich groß, Lisa. Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, muß ich doch daran zweifeln, daß Sie alle Kolleginnen genau kennen - denke ich mir.«
    »Da haben Sie falsch gedacht, Mr. Sinclair. Ich kenne alle meine Kolleginnen, denn ich bin so etwas wie eine Amme für sie. Ich bin die Oberschwester, ich habe die Aufgabe, sie einzuweisen, wenn sie neu hier anfangen. Und eine Schwester Betty gibt es hier wirklich nicht, glauben Sie mir. Wir haben alle möglichen Namen, aber keine Betty.«
    »Das ist ein Ding«, murmelte ich. Zugleich dachte ich daran, daß diese schöne und exotische Krankenschwester so rasch verschwunden war und ich mir darüber bereits meine Gedanken gemacht hatte. Jetzt wurde mir erzählt, daß es sie gar nicht geben konnte. Das Rätsel verdichtete sich und mein mulmiges Gefühl ebenfalls.
    Wir schauten uns an.
    Lisa hob die Augenbrauen. Sie wollte lächeln, aber es gefror schon im Ansatz, weil sie erkannte, daß es mir verdammt ernst damit war. »Können Sie mir denn diese Schwester Betty beschreiben?«
    Ich lachte scharf auf. »Und wie ich das kann. Sie ist wirklich einmalig. Diese Schwester Betty vergißt man so leicht nicht. Sie ist eine Wucht, eine Schau, wie immer man das nennen mag. Sie ist - nun ja, ich könnte sie mir auch in einer Bar vorstellen. Eine Farbige, aus Mittelamerika, schätze ich.« Anschließend folgte die Beschreibung, und Schwester Lisa hörte mir dabei sehr genau zu.
    Auch ich ließ sie nicht aus den Augen, und ich merkte, daß sie mit meinen Ausführungen tatsächlich etwas anfangen konnte. Kaum hatte ich das letzte Wort gesprochen, da nickte sie mir zu.
    »Ja, Mr. Sinclair, Ihre Personenbeschreibung war ausgezeichnet, Kompliment. Sie haben das geschulte Auge eines Polizisten.«
    »Danke. Sie haben so ausgesehen, als wäre Ihnen die Frau bekannt vorgekommen.«
    »Das ist sie auch.«
    »Also doch eine…«
    »Nein, Mr. Sinclair«, unterbrach sie mich lächelnd. »Sie haben soeben eine Patientin von uns beschrieben.«
    »Die sich dann einen Schwesternkittel übergestreift hat.«
    »Falsch.«
    »Wieso?«
    »Die Patientin gibt es nicht mehr. Sie ist leider vor einiger Zeit hier im Krankenhaus gestorben.«
    »Was?« rief ich so laut, daß Lisa erschrak.
    »Bitte, Mr. Sinclair, so ist es gewesen. Betty Connaro ist hier im Krankenhaus gestorben.«
    »Und wie lange ist das her?« flüsterte ich.
    »Keine Ahnung. Nun ja, einige Wochen sicherlich. Auf keinen Fall mehr als vier.«
    Das mußte ich zunächst verdauen. Wieder rief ich mir in Erinnerung, was da passiert war. Ich hatte mich mit ihr unterhalten, völlig normal. Sie hatte sich im Schwesternzimmer aufgehalten, dann war sie in den Flur gegangen und verschwunden.
    Darüber sprach ich mit Lisa, die mir genau zuhörte und sich dann schüttelte. »Das ist ja furchtbar«, sagte sie später. »Das ist ja grauenhaft, beinahe wie in einem Gruselfilm.«
    »Ich widerspreche nicht.«
    »Aber sie ist tot gewesen.«
    »Das glaube ich Ihnen,

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