0916 - Feuerengel
durch andere Dinge ersetzt worden.
Stille umgab diesen Teil der Natur. Der Teich lag ruhig, hin und wieder wurden die dünnen Zweige der Trauerweide durch einen Windzug bewegt, dann sahen sie aus, als wollten sie mir zuwinken.
Irgendwo über mir tobten Vögel durch die Kronen der Bäume, aber Menschen befanden sich nicht in der Nähe.
Ich wartete nicht länger ab. Es würde niemand kommen - so hoffte ich - und diese Leila oder Betty Connaro wartete sicherlich schon auf mich. Noch einmal schoß mir durch den Kopf, was ich von ihr wußte. Ich dachte daran, daß die ungewöhnlichen Tätowierungen auf ihrem Körper trotz der Flammen nicht verschwunden waren. Sie hatten die Verbrennungen überstanden, und ich dachte daran, daß ich genau da einsetzen mußte.
Es würde sich alles ergeben.
Zum Haus hin führte ein Pfad. Sein niedriger Unkrautbewuchs war durch keine Reifenspuren geplättet worden. Die Kunden waren sicherlich nicht bis vor das Haus gefahren und hatten ihre Fahrzeuge auf dem Weg abgestellt. Der Untergrund war nicht naß, dafür weich.
Wurde ich beobachtet?
Nichts war zu entdecken. Das Haus lag in völliger Stille. Vom Teich her hörte ich das Quaken eines Frosches, und dieses Geräusch paßte zu der ländlichen Idylle.
Eine völlig normale Tür stoppte mich. Daß hier ein Callgirl seine »Arbeitsstelle« eingerichtet hatte, war kaum zu fassen. Da hätte man schon verdammt viel Phantasie haben müssen, um dies auch nur zu ahnen. Die Tür war völlig normal. Ich entdeckte kein rotes Licht, keine rote Klingel, aber den Lautsprecher einer Sprechanlage. Ich klingelte.
»Du kannst die Tür aufdrücken.«
»Okay, mache ich.«
Es summte, ich öffnete die Tür und schaute zu, wie sie aufschwang. Ein Flur nahm mich auf, mehr schon eine Höhle, die ziemlich düster war.
Das Gefühl, in eine Gefahr hineinzulaufen, war natürlich vorhanden, und ich bewegte mich dementsprechend vorsichtig weiter. Für meinen Geschmack war es zu dunkel, was sich aber änderte, denn seine Lichter leuchteten automatisch auf.
Sie waren an den Wänden befestigt und gaben einen matten Schein ab. Allerdings war er so stark, daß ich vor mir eine Tür erkennenkonnte, zu der ich hin mußte.
In meiner Nähe hielt sich kein Feind auf. Im Innern war der Pavillon wie ein Sechseck gebaut, er war also nicht nur rund, und deshalb paßte auch die zweite Tür.
Ich drückte die Klinke nach unten, zögerte aber, den dahinter liegenden Raum zu betreten, weil er mir einfach zu fremd vorkam.
Er war nicht so, wie man sich normalerweise das Zimmer eines Callgirls vorstellte. Ich hatte eher den Eindruck, eine kleine Sternwarte zu besuchen, denn eine ungewöhnliche Beleuchtung empfing mich, die über mir als zahlreiche kleine Sterne in einer Kuppel aufstrahlte und mir vorkam, als sollte sie einen Himmel nachstellen.
Ich mußte grinsen, als ich daran dachte, daß sich manche Männer bei den ›Damen‹ wie im siebten Himmel fühlten. Hier war das wohl dokumentiert worden.
Nach einem kurzen Stopp bewegte ich mich weiter, und hinter mir schlug die Tür zu.
»Willkommen…«
Die Stimme wehte mir entgegen, aber ich konnte die Frau noch nicht sehen, bis ich feststellte, daß sich vor mir, auf einem rechteckigen und schattenhaften Gegenstand etwas bewegte.
Sie saß auf ihrem Bett!
Nicht rund, nicht oval, sondern eckig. Beinahe war ich davon enttäuscht, aber das störte mich nicht, denn ich konzentrierte mich auf die Frau, die sich auf ihrer Liege bewegte, den Körper in die Höhe schob, was in der seltsamen Dunkelheit schlangengleich wirkte und mich in einer knienden Haltung erwartete.
Es war noch zu dunkel, was Leila mit einem Schnippen ihrer Finger änderte. Das Licht reagierte auf dieses akustische Signal. Die kleinen Lampen über mir am Himmel nahmen an Leuchtkraft zu und schickten ihre Strahlen nach unten, dem Bett entgegen, wo sich der Körper allmählich hervorschälte.
Das Licht war zwar hell, es wirkte trotzdem grau, weil einfach die Dunkelheit zu stark war. Da mischten sich Schleier und Finsternis zusammen, und es war kein schönes oder weiches Licht. Für meinen Geschmack hätte es auch eine begehbare Gruft oder ein Mausoleum ausleuchten können.
Leila hockte auf dem Bett. Ich sah sie jetzt besser. Ihr schwarzes, dichtes Haar schimmerte an verschiedenen Stellen, wo es vom Licht getroffen wurde. Das Licht fiel auch auf ihren dunkelhäutigen Körper, an dem sie keinen Fetzen Stoff trug. Nackt wartete sie auf mich, um mich in die Freuden
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