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0916 - Feuerengel

0916 - Feuerengel

Titel: 0916 - Feuerengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sieht aus wie ein Mensch, sie bewegt sich wie ein Mensch, aber sie kann plötzlich verschwinden, als hätte es sie nie gegeben. Für mich ist es wichtig, dieses Rätsel zu lösen. Erst wenn ich das herausbekommen habe, weiß ich genau Bescheid. Sie muß ein Zwitter sein. Sie sieht aus wie ein Mensch, aber ob sie einer ist, weiß ich nicht.«
    »Ein Geist…?«
    »Nicht direkt.«
    Camilla wechselte das Thema. »Ich will mit Ihnen fahren, Mr. Sinclair. Ich will sehen, wo sich mein Mann herumgetrieben hat. Wie er es trieb, und, verdammt noch mal«, fügte sie scharf flüsternd hinzu, »ich bin stark genug.«
    Mit diesem Wunsch hatte ich gerechnet, aber ich hatte es nicht geschafft, die Antwort schon vorher zu finden. Für einen Moment rieselte es kalt meinen Rücken hinab, und ich sah, wie sich die Frau erhob und sich umdrehte. »Kommen Sie?«
    »Allein!«
    »Was heißt das?«
    »Ich werde Sie nicht mitnehmen, Mrs. Davenport.«
    Für einen Moment schaute sie zu Boden. Ihre Wangen zuckten, aber sie weinte nicht. Sie sagte nur:
    »Es war mein Mann, Mr. Sinclair, es war mein Mann! Ich habe ein gewisses Recht darauf, auch wenn Sie es nicht verstehen wollen.«
    »Es ist zu gefährlich.«
    Ihr Lachen klang trocken. »Darf ich fragen, was ich noch zu verlieren habe?«
    »Das Leben!«
    »Na und?«
    »Wirft man es so einfach weg?«
    Sie streckte den rechten Arm aus und ballte ihre Hand zur Faust. »Mein Leben ist so gut wie zerstört. Ich will Rache. Ich will, daß diese Person vernichtet wird. Können Sie das nicht verstehen? Sie ist doch kein normaler Mensch, wie Sie es gesagt haben. Sie ist eine Person, eine völlig andere Figur. Sie muß getötet werden, sonst sterben auch andere Menschen durch ihre Hand.«
    »Ich gebe Ihnen im Prinzip recht. Dafür jedoch bin ich zuständig.«
    Sie schaute mich an. »Gut, dann werde ich Ihnen jetzt den genauen Weg erklären. Sie brauchen nicht mal weit zu fahren. Bringen Sie mich wieder zurück zur Leichenhalle. Auf dem Weg dorthin werde ich Ihnen sagen, wie Sie zu fahren haben.«
    »Ja, sehr gut.«
    Camilla Davenport hielt ihr Versprechen. Sie hatte sich wieder gefangen und reagierte ziemlich normal. Ich jedoch glaubte daran, daß diese Normalität mehr Tünche war, denn so richtig traute ich ihr nicht über den Weg.
    »Viel Glück, Mr. Sinclair«, sagte sie, als ich die Wagentür aufschloß.
    Ich wollte ihr noch etwas mitteilen, da hatte sie sich schon abgedreht und ging mit schnellen Schritten weg.
    Sorgenvoll schaute ich ihr hinterher…
    ***
    Die Beschreibung war nicht nur gut gewesen, sondern ausgezeichnet, und der Weg hatte mich in die Einsamkeit nahe der Großstadt geführt und auch bis zu meinem Ziel, das offen und trotzdem versteckt lag. Umgeben von einem ziemlich weichen, beinahe schon sumpfigen Gelände, mit einem kleinen Teich in der Nähe, wobei auf dem Boden das Gras noch grüner und saftiger wirkte als sonst.
    Die Bäume waren Trauerweiden, deren Zweige nach unten hingen und manchmal aussahen wie überdimensionale Pilze. Eine schmale Straße führte am Haus vorbei, und ich rollte mit meinem BMW durch die Inseln aus Sonnenlicht.
    Das Haus war von der Straße her zu sehen. Immer nur kurz, aber diese optischen Schnipsel reichten aus, um ein Bild herstellen zu können. Es war kein großes Gebäude, mehr ein Pavillon, der wie vergessen wirkte und so, als hätte er zu einem größeren Haus mit Garten gehört, wobei das große Gebäude abgerissen worden war.
    Obwohl ich von dieser Leila oder Betty erwartet wurde, ließ ich den Wagen nicht dicht bis vor das Haus rollen, sondern fuhr die Straße entlang und stoppte erst, als mich eine ziemlich dichte und natürliche Deckung umgab.
    Der BMW fand in einer schmalen Ausbuchtung am Straßenrand Platz, ich verließ ihn und ging die wenigen Meter wieder zurück, blieb aber dabei in Deckung.
    Ich fand das Haus auf der von mir aus gesehen rechten Seite. Der Teich dahinter schimmerte wie ein großes, auf der Oberfläche grün gewordenes Auge. Noch immer zeigte der Himmel eine schon fast unanständige Bläue; es war auch wärmer geworden, aber nicht schwül, sondern angenehm. Derartige Tage sind hier in Schottland selten.
    Ich fand Schutz hinter dem Stamm einer Buche und konnte mir das Haus genauer anschauen.
    Der Pavillon hatte als Dach eine flache Kuppel. Es war eine Eingangstür vorhanden, die das graue Mauerwerk durchbrach, ich sah auch Fenster, aber ich entdeckte keine Scheiben in diesen Öffnungen. Entweder waren sie geschwärzt oder

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