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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
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Kapitel 1
Bankett mit Überraschungen
    Fürst Alfred Merkenin wurde unruhig, während er vor seinem Platz am Tisch wartete. Er bekam eine Gänsehaut und
rieb sich die Hände wieder warm, bevor er seinen Blick
durch den Ratssaal wandern ließ. Heute abend wogte darin
ein kaltes Fahnenmeer.
    Die Standarten der großen Familien von Solamnia wirkten im flackernden Fackelschein merkwürdig gespenstisch.
Die alten Stoffe, einst dick und glänzend, jetzt vom Alter
fadenscheinig, hoben sich leicht und bewegten sich im
Winterwind, der durch die zugige Halle wehte. Natürlich
war das Wappen von Merkenin dabei, und die an den Haaren herbeigezogenen Wappen der Häuser Kar-thon und
MarThasal, miteinander verknüpfte Darstellungen von
Sonnen, Eisvögeln und Sternen. Dazwischen prangten stolz
das Rosendickicht von Uth Wistan und der Phönix des
Hauses Peres. Die niederen Häuser – Inverno und Kronenhüter und Ledyard und Jeoffrey – waren ebenfalls vertreten. Die ersten Zeremonien waren abgeschlossen, und
dreihundert Ritter von Solamnia setzten sich, um den Tod
des Jahres abzuwarten.
    Ist dies nicht schließlich Anfang und Ende der Julzeit,
fragte sich Fürst Alfred, als der dumme Jack, der eigentlich
der Gärtner war, umständlich die Kerzen auf dem Tisch
anzündete. Der Tod eines weiteren Jahres?
    Der mächtige Ritter, Hofrichter des Ordens von Solamnia, setzte sich wenig erwartungsvoll auf seinem hochlehnigen Mahagonistuhl am Kopf der längsten Tafel zurecht.
Er fürchtete das Unwägbare, und zweifellos näherte sich
Unwägbares, während der Kerzenschein heller wurde. Er
sah sich um, blickte in die Gesichter seiner Kohorten und
Offiziere. Es waren viele, so unterschiedlich wie Edelsteine,
und in ihren Augen konnte er ihre Gedanken zu diesem
feierlichen Abend ablesen.
    Fürst Gunthar Uth Wistan saß zu seiner Linken. Untersetzt und kaum dreißig, doch das Haar bereits stahlgrau.
Nach Fürst Bonifaz Kronenhüter, dessen Ehre schon Legende war, war Gunthar der beste Schwertkämpfer bei diesem Bankett. Solche Männer hatten stets wenig für derartige Zeremonien über, die ihnen irgendwie zu zahm und zu
nett vorkamen. Fürst Alfred fühlte mit seinem Freund und
beobachtete ihn weiter. Gunthar wünschte sich ganz eindeutig, das alles wäre schon vorbei – vom Essen über das
Ritual bis zu den großartigen Unterbrechungen. Unruhig
starrte er durch die wahre Armada von Standarten zu der
Stelle, an der die Dunkelheit Seide, Leinen und Damast fast
verschluckte, an der Fürst Bonifaz, sein nur äußerlich
freundlicher Rivale, in einem Pulk junger Anhänger saß.
Lauter Knappen, die seine Haltung nachahmten und den
berühmten Mann um seine Schwertkunst beneideten.
    In jenen Schatten konnte man eine ähnliche Ungeduld
erahnen. Obwohl Gunthar behauptete, Bonifaz ertrüge bei
all seiner Hingabe an Eid und Maßstab das Warten mit
mehr Anstand, fand Alfred, daß die Nervosität und das
Schweigen des großen Ritters noch einen weiteren Grund
haben müsse. In Gunthars Denkweise bedeutete eine Zeremonie nur eine Verzögerung zwischen den Schlachten,
für Bonifaz hingegen war sie die wahre Schlacht.
    Zur Rechten von Fürst Alfred hatte mit hörbarem Knacken der Knochen und stillem Seufzer Fürst Stephan Peres
Platz genommen, ein alter Haudegen auf steifen, aber erstaunlich standhaften Beinen. Alfred lehnte sich zurück,
trommelte mit den Fingern auf die dunklen Armlehnen
und hob dann die rechte Hand. Auf dieses Zeichen hin
setzte die Musik ein. Es war ein behäbiger Marsch, langsam
und melancholisch, wie es dem Ende des Jahres 341 nach
der Umwälzung angemessen war.
    Neben dem Hofrichter lächelte Fürst Stephan milde in
seinen dichten Bart. Er war ein hochgewachsener, schlanker Mann, der, anders als die anderen älteren Ritter, weder
Gewicht angesetzt hatte noch in Träumen versunken war.
Es hieß, sein exzentrisches Wesen hätte ihm seine Gesundheit erhalten – das und die Gabe, sich über fast alles zu
amüsieren, was im Turm und im Orden geschah.
    Heute abend aber fiel dem Alten das Lachen schwer. Das
Ende seines fünfundachtzigsten Jahres rückte heran, und
damit – wie immer – diese Zeremonie des Gedenkens, bei
der die Säle voller Fahnen waren. Er war das alles leid: den
Pomp, die Trompeten, den endlosen Winter, den bitterkalten Dezemberwind aus dem Vingaard-Gebirge.
    Fürst Stephan hob das Glas, und mit gesenkten Augen
füllte Jack es erneut mit bernsteinfarbenem Kharoliswein.
Durch das

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