0916 - Feuerengel
Herkunft dieser ungewöhnlichen Magie. Leila stammte aus Mittelamerika, wo die alten Kulte, besonders der Voodoo-Kult, immer wieder fröhliche Urständ feierten. Ich hatte schon oft genug damit zu tun gehabt, ich wußte genau, wie gefährlich es war, mit dieser Magie zu spielen, und ich wußte auch, wie man ihr entgegentreten konnte. Mit einem Gegenzauber, denn da reichte oft das Kreuz nicht. Die andere Magie bewegte sich manchmal in Dimensionen, auf die das Kreuz keinen Einfluß hatte.
Hier aber hatte ich Hoffnung, denn Leila hatte mich auf die Engelmagie gebracht. Todes- und Feuerengel der unteren Stufe, von wo es einfach war, diesen Kanal zu verlassen und wieder als Regenerierte in die Welt zurückzukehren.
Deshalb war dieses Feuer auch nicht normal, sondern magisch. Zwar besaß es die Kraft, Menschen zu verbrennen und sie so aussehen zu lassen, als wären sie von normalen Flammen erwischt worden, aber im Endeffekt stammte dieses Feuer aus einer anderen Dimension.
Wir starrten uns noch immer an.
Nur ihre Augen sah ich.
Übergroß, kalt, düster und doch irgendwie erhellt. Als wären tief in den Pupillen schon die ersten Flammen gezündelt worden, um sich später zu einer regelrechten Brunst zu entwickeln, die mich zerstören sollte.
»Alle kommen zu mir. Alle wollen mich. Sie sehnen sich nach meinem Körper, nach dem Feuer der Liebe. Aber sie wissen nicht, wie feurig ich wirklich sein kann.«
Ich ging noch weiter vor. Die Welt um mich herum war eine andere geworden. Licht und Schatten verschwammen ineinander. Es entstand ein ungewöhnliches Grau, in dem sich blasse Farben mischten, das weder hell noch dunkel war.
Leila Connaro hatte vom Tunnel der ersten Stufe gesprochen. War es ihr gelungen, dieses Licht aus dem Tunnel mit in meine normale Welt zu bringen?
Möglich war alles, weil die Gebiete der Schwarzen Magie eben in ihrer Vielfältigkeit kaum zu übertreffen waren.
Ein leichter Druck stoppte mich. Es war die Bettkante, die ich berührt hatte. Mir kam es langsam vor, wie ich den Kopf anhob, und ich sah vor mir ein Bild wie ein Gemälde, das irgendwo noch im Dunst schwamm, sich sehr langsam nach vorn schob und allmählich an Klarheit gewann.
Es war sie, es war Leila, die Frau, der Mensch, der sich trotzdem verändert hatte, obwohl er noch immer gleich aussah. Aber ihr Blick und ihr Gesicht strömten etwas aus, das ich wie einen bösartigen Triumph der Hölle empfand.
Ich konnte das Rieseln auf meinem Rücken nicht verhindern. Kalte Schauer flossen über meinen Körper hinweg.
»Du bist ja doch gekommen«, hörte ich ihre Stimme. »Du bist meinem Ruf gefolgt…«
Ich enthielt mich einer Antwort, weil ich über bestimmte Dinge anders dachte. Ich wollte auch keinen sprachlichen Kontakt mit dieser Person, weil es mich zu stark abgelenkt hätte und ich auf keinen Fall in die anderen Kanäle eintauchen wollte.
Nur wenn ich einen klaren Kopf behielt, konnte ich dieser Zwangslage entwischen, obwohl ich mich zunächst freiwillig in die Falle hineinbegeben mußte.
Es kam zum ersten Kontakt. Es war mir nicht aufgefallen, daß sie ihre Hände ausgestreckt hatte, ich merkte es daran, wie die Fingerspitzen über meine Handrücken strichen, als wären sie die Beine von Spinnen. »Du brauchst nicht mehr stehenzubleiben, John. Ich will dich auf meinem Bett haben. Ich will dich ebenso wie die anderen, verstehst du? Wehre dich nicht, John, es wird wunderbar werden, und du wirst auch einen Blick in meine Welt werfen können.«
Leila verstärkte den Druck. Sie hielt jetzt meine Gelenke umklammert und zog mich an sich.
Ich kniete plötzlich auf der Unterlage. Sie war weich, gab unter dem Druck nach. Ich zog das andere Bein an und bewegte mich durch eine Welt des Widerstands, als wäre ein dunkles Tuch über uns beide geschlungen worden.
Leila kniete, ich kniete. Wir schauten uns an.
Dicht an dicht befanden sich unsere Gesichter. Sie waren nur mehr eine Handbreite voneinander entfernt. Wenn wir atmeten, floß dieser Atem über unsere Gesichter hinweg. Dies wiederum machte mir klar, daß ich es bei Leila nicht mit einem normalen Zombie zu tun hatte, denn lebende Leichen atmeten nicht mehr, ebensowenig wie Vampire.
»Jetzt bist du bei mir«, flüsterte sie und strich mit ihren Händen über meinen Körper. Sie berührte meine Brust, sie ließ die Handflächen höher gleiten, sie tastete über mein Kinn hinweg, sie liebkoste mit den Fingerspitzen die Wangen, ließ sie, hochgleiten bis zur Stirn und strich mir wie
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